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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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Es giebt eigentlich nur Naturgesetze, oder
solche, welche aus der menschlichen Natur faß-
lich sind. Zwar haben auch Gesellschaften,
Völker, Staaten Gesetze, die außer dieser
Grenze zu liegen scheinen; allein wenn diese
Gesetze anders, als aus der Natur des Men-
schen erkläret werden, so sind es nicht Gesetze,
sondern Unmenschlichkeiten. Es sind Land-
plagen, ärger als Frösche, Heuschrecken, und
auch ärger als, wenn die menschliche Erstge-
burt unter die Soldaten genommen wird, fiel
Herr v. G -- bey dieser Gelegenheit ein.

Mein Vater hielt ein wenig an, und fuhr
fort, ohne zu antworten: Der Mensch ist ein
geselliges Thier, es ist nicht gut, daß er allein
sey. Die Menschen werden nur Menschen,
und können sich als Menschen zeigen, wenn
sie in Gesellschaft treten. "Einer ist keiner.
Ein Mensch ist kein Mensch
" würde meine
Frau sagen; Ein Mensch aber ist kein guter
Mensch. Nicht der Müßiggang, sondern die
Einsamkeit ist die Mutter alles Bösen. Es
ist indessen Grund und Folge; allein seyn und
müßig seyn, ist ziemlich einerley. Große Er-
findungen selbst sind in Gesellschaft gemacht;
alle Künsteley in der Einsamkeit. Gott allein
ist Einer. Hier gilt nicht, Eins ist keins.

Der

Es giebt eigentlich nur Naturgeſetze, oder
ſolche, welche aus der menſchlichen Natur faß-
lich ſind. Zwar haben auch Geſellſchaften,
Voͤlker, Staaten Geſetze, die außer dieſer
Grenze zu liegen ſcheinen; allein wenn dieſe
Geſetze anders, als aus der Natur des Men-
ſchen erklaͤret werden, ſo ſind es nicht Geſetze,
ſondern Unmenſchlichkeiten. Es ſind Land-
plagen, aͤrger als Froͤſche, Heuſchrecken, und
auch aͤrger als, wenn die menſchliche Erſtge-
burt unter die Soldaten genommen wird, fiel
Herr v. G — bey dieſer Gelegenheit ein.

Mein Vater hielt ein wenig an, und fuhr
fort, ohne zu antworten: Der Menſch iſt ein
geſelliges Thier, es iſt nicht gut, daß er allein
ſey. Die Menſchen werden nur Menſchen,
und koͤnnen ſich als Menſchen zeigen, wenn
ſie in Geſellſchaft treten. „Einer iſt keiner.
Ein Menſch iſt kein Menſch
“ wuͤrde meine
Frau ſagen; Ein Menſch aber iſt kein guter
Menſch. Nicht der Muͤßiggang, ſondern die
Einſamkeit iſt die Mutter alles Boͤſen. Es
iſt indeſſen Grund und Folge; allein ſeyn und
muͤßig ſeyn, iſt ziemlich einerley. Große Er-
findungen ſelbſt ſind in Geſellſchaft gemacht;
alle Kuͤnſteley in der Einſamkeit. Gott allein
iſt Einer. Hier gilt nicht, Eins iſt keins.

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[180/0186] Es giebt eigentlich nur Naturgeſetze, oder ſolche, welche aus der menſchlichen Natur faß- lich ſind. Zwar haben auch Geſellſchaften, Voͤlker, Staaten Geſetze, die außer dieſer Grenze zu liegen ſcheinen; allein wenn dieſe Geſetze anders, als aus der Natur des Men- ſchen erklaͤret werden, ſo ſind es nicht Geſetze, ſondern Unmenſchlichkeiten. Es ſind Land- plagen, aͤrger als Froͤſche, Heuſchrecken, und auch aͤrger als, wenn die menſchliche Erſtge- burt unter die Soldaten genommen wird, fiel Herr v. G — bey dieſer Gelegenheit ein. Mein Vater hielt ein wenig an, und fuhr fort, ohne zu antworten: Der Menſch iſt ein geſelliges Thier, es iſt nicht gut, daß er allein ſey. Die Menſchen werden nur Menſchen, und koͤnnen ſich als Menſchen zeigen, wenn ſie in Geſellſchaft treten. „Einer iſt keiner. Ein Menſch iſt kein Menſch“ wuͤrde meine Frau ſagen; Ein Menſch aber iſt kein guter Menſch. Nicht der Muͤßiggang, ſondern die Einſamkeit iſt die Mutter alles Boͤſen. Es iſt indeſſen Grund und Folge; allein ſeyn und muͤßig ſeyn, iſt ziemlich einerley. Große Er- findungen ſelbſt ſind in Geſellſchaft gemacht; alle Kuͤnſteley in der Einſamkeit. Gott allein iſt Einer. Hier gilt nicht, Eins iſt keins. Der

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/186>, abgerufen am 24.11.2024.