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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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selbst in seinem eigenen Hause eine Ueberein-
stimmung seiner fahrenden Haabe? Wer hält
nicht lieber Auction, wenn er erbt, als daß
er fremdes Gut und das seinige unschicklich
zusammenbringt? Excipe! Wenn es Sachen
sind, auf die man einen Accent legt! die einen
Lieblingswerth haben.

Natürlich sind in einem so unübereinstim-
menden, so zusammengeraften Staate die
Bürger sich auch fremde. Sie machen einen
Staat im Staate. Es kömmt unter ihnen
zu Anfeindungen, und am Ende wird dieser
Staat wüste. Keine Provinz, kein Stein
bleibt bey einander. So gewonnen, so zer-
ronnen!

Aber! sagte Herr v. G -- (das passende
Wort zum Aber wird freylich schwer zu finden
seyn, ich vor mein Theil mag es nicht suchen)
Aber! sind denn die Fürsten von der Art, daß
man glauben kann, sie werden die Welt zum
Gnadenreiche bringen? Noch scheint es nicht,
erwiederte mein Vater.

Je länger, je weniger, Herr v. G,

ich zweifle.

Sie sind Tyrannen!

Desto besser!

Was zu hoch gezogen wird, reißt.

Nicht
N

ſelbſt in ſeinem eigenen Hauſe eine Ueberein-
ſtimmung ſeiner fahrenden Haabe? Wer haͤlt
nicht lieber Auction, wenn er erbt, als daß
er fremdes Gut und das ſeinige unſchicklich
zuſammenbringt? Excipe! Wenn es Sachen
ſind, auf die man einen Accent legt! die einen
Lieblingswerth haben.

Natuͤrlich ſind in einem ſo unuͤbereinſtim-
menden, ſo zuſammengeraften Staate die
Buͤrger ſich auch fremde. Sie machen einen
Staat im Staate. Es koͤmmt unter ihnen
zu Anfeindungen, und am Ende wird dieſer
Staat wuͤſte. Keine Provinz, kein Stein
bleibt bey einander. So gewonnen, ſo zer-
ronnen!

Aber! ſagte Herr v. G — (das paſſende
Wort zum Aber wird freylich ſchwer zu finden
ſeyn, ich vor mein Theil mag es nicht ſuchen)
Aber! ſind denn die Fuͤrſten von der Art, daß
man glauben kann, ſie werden die Welt zum
Gnadenreiche bringen? Noch ſcheint es nicht,
erwiederte mein Vater.

Je laͤnger, je weniger, Herr v. G,

ich zweifle.

Sie ſind Tyrannen!

Deſto beſſer!

Was zu hoch gezogen wird, reißt.

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[193/0199] ſelbſt in ſeinem eigenen Hauſe eine Ueberein- ſtimmung ſeiner fahrenden Haabe? Wer haͤlt nicht lieber Auction, wenn er erbt, als daß er fremdes Gut und das ſeinige unſchicklich zuſammenbringt? Excipe! Wenn es Sachen ſind, auf die man einen Accent legt! die einen Lieblingswerth haben. Natuͤrlich ſind in einem ſo unuͤbereinſtim- menden, ſo zuſammengeraften Staate die Buͤrger ſich auch fremde. Sie machen einen Staat im Staate. Es koͤmmt unter ihnen zu Anfeindungen, und am Ende wird dieſer Staat wuͤſte. Keine Provinz, kein Stein bleibt bey einander. So gewonnen, ſo zer- ronnen! Aber! ſagte Herr v. G — (das paſſende Wort zum Aber wird freylich ſchwer zu finden ſeyn, ich vor mein Theil mag es nicht ſuchen) Aber! ſind denn die Fuͤrſten von der Art, daß man glauben kann, ſie werden die Welt zum Gnadenreiche bringen? Noch ſcheint es nicht, erwiederte mein Vater. Je laͤnger, je weniger, Herr v. G, ich zweifle. Sie ſind Tyrannen! Deſto beſſer! Was zu hoch gezogen wird, reißt. Nicht N

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/199>, abgerufen am 23.11.2024.