Völkern aufgeführt hat, und doch ist aus ihm allen Völkern Heil wiederfahren.
Menschliche positive Gesetze heißen auch, und das mit Recht, bürgerliche. Das Volk selbst, oder der oder die, dem oder denen es das Volk überträgt, geben Gesetze. Hier giebts gemeine und provinzial Gesetze. Ich wünschte, es wären keine Provinzial- Gesetze: was sollen sie, wenn sie nicht Poli- zey- und solche sind, wozu Boden und Sonne Gelegenheit giebt, und die aufs Mein und Dein wenig, oder gar keinen Einfluß haben. Wir sind alle Kinder Gottes. Alle Söhne der Mutter Erde. Wir haben Eine Sonne; wir sind alle Brüder. All Augenblick der Wunsch: o wenn doch Gottes Reich leiblich und geistlich, das Reich der Gnaden und der Herrlichkeit, käme!
Es giebt Provinzen, die einem Herrn un- terworfen sind, und in jeder Provinz sind an- dere Gesetztafeln. Ein Staat scheint kein Ganzes zu seyn, wenn er seine Gesetzbücher nach Provinzen zählt. Man sieht ihm Nadel und Zwirn an, womit er zusammengenähet worden. Er scheint nicht für sich zusammen- gebohren; die Vereinigung scheint nicht im Himmel geschlossen zu seyn. Wer liebt nicht
selbst
Voͤlkern aufgefuͤhrt hat, und doch iſt aus ihm allen Voͤlkern Heil wiederfahren.
Menſchliche poſitive Geſetze heißen auch, und das mit Recht, buͤrgerliche. Das Volk ſelbſt, oder der oder die, dem oder denen es das Volk uͤbertraͤgt, geben Geſetze. Hier giebts gemeine und provinzial Geſetze. Ich wuͤnſchte, es waͤren keine Provinzial- Geſetze: was ſollen ſie, wenn ſie nicht Poli- zey- und ſolche ſind, wozu Boden und Sonne Gelegenheit giebt, und die aufs Mein und Dein wenig, oder gar keinen Einfluß haben. Wir ſind alle Kinder Gottes. Alle Soͤhne der Mutter Erde. Wir haben Eine Sonne; wir ſind alle Bruͤder. All Augenblick der Wunſch: o wenn doch Gottes Reich leiblich und geiſtlich, das Reich der Gnaden und der Herrlichkeit, kaͤme!
Es giebt Provinzen, die einem Herrn un- terworfen ſind, und in jeder Provinz ſind an- dere Geſetztafeln. Ein Staat ſcheint kein Ganzes zu ſeyn, wenn er ſeine Geſetzbuͤcher nach Provinzen zaͤhlt. Man ſieht ihm Nadel und Zwirn an, womit er zuſammengenaͤhet worden. Er ſcheint nicht fuͤr ſich zuſammen- gebohren; die Vereinigung ſcheint nicht im Himmel geſchloſſen zu ſeyn. Wer liebt nicht
ſelbſt
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Voͤlkern aufgefuͤhrt hat, und doch iſt aus ihm
allen Voͤlkern Heil wiederfahren.
Menſchliche poſitive Geſetze heißen auch,
und das mit Recht, buͤrgerliche. Das Volk
ſelbſt, oder der oder die, dem oder denen es
das Volk uͤbertraͤgt, geben Geſetze. Hier
giebts gemeine und provinzial Geſetze.
Ich wuͤnſchte, es waͤren keine Provinzial-
Geſetze: was ſollen ſie, wenn ſie nicht Poli-
zey- und ſolche ſind, wozu Boden und Sonne
Gelegenheit giebt, und die aufs Mein und
Dein wenig, oder gar keinen Einfluß haben.
Wir ſind alle Kinder Gottes. Alle Soͤhne
der Mutter Erde. Wir haben Eine Sonne;
wir ſind alle Bruͤder. All Augenblick der
Wunſch: o wenn doch Gottes Reich leiblich
und geiſtlich, das Reich der Gnaden und der
Herrlichkeit, kaͤme!
Es giebt Provinzen, die einem Herrn un-
terworfen ſind, und in jeder Provinz ſind an-
dere Geſetztafeln. Ein Staat ſcheint kein
Ganzes zu ſeyn, wenn er ſeine Geſetzbuͤcher
nach Provinzen zaͤhlt. Man ſieht ihm Nadel
und Zwirn an, womit er zuſammengenaͤhet
worden. Er ſcheint nicht fuͤr ſich zuſammen-
gebohren; die Vereinigung ſcheint nicht im
Himmel geſchloſſen zu ſeyn. Wer liebt nicht
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/198>, abgerufen am 23.11.2024.
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