Frühstück, so die Quelle des moralischen Bö- sen in die Erzählung vom verbotenen Baum. So den Ursprung der mancherley Sprachen in die Geschichte vom Turmbau zu Babel. Christus, der Herr, war sehr entfernt von aller rückhaltenden, abergläubischen, spitzfin- digen Lehrart, welche, voll Verachtung gegen alles faßliche, gern in der Dämmerung ist. Er war das wahrhafte Licht, welches die Welt erleuchtete. Seine Lehre war eine Kinderlehre; allein man sieht es noch jezt, wie groß sie sey! Er war wahrlich ein Gesandter Gottes, der in Gottes Schoos war, und Gott verkündiget hat, den kein Mensch gesehen hat, noch sehen kann. Seine Offenbarung, seine Verkündi- gung, that der Vernunft die treflichsten Dien- ste; so wie diese sie nach der Zeit und noch jezt erwiedert. Seit dem Christenthum ist noch kein Philosoph gewesen, dessen Vernunft nicht von der Offenbarung geleitet, oder be- stochen worden! -- Die guten lieben Herren, den Pastor nicht ausgenommen! Man solte Wunder denken, wo sie es her haben? Lies das neue Testament, geneigter philosophischer Leser! und du wirst finden, daß die Philoso- phie nichts weiter als Formalität, als Lei- sten, als Wörterbuch sey. Suche, so wirst
du
Fruͤhſtuͤck, ſo die Quelle des moraliſchen Boͤ- ſen in die Erzaͤhlung vom verbotenen Baum. So den Urſprung der mancherley Sprachen in die Geſchichte vom Turmbau zu Babel. Chriſtus, der Herr, war ſehr entfernt von aller ruͤckhaltenden, aberglaͤubiſchen, ſpitzfin- digen Lehrart, welche, voll Verachtung gegen alles faßliche, gern in der Daͤmmerung iſt. Er war das wahrhafte Licht, welches die Welt erleuchtete. Seine Lehre war eine Kinderlehre; allein man ſieht es noch jezt, wie groß ſie ſey! Er war wahrlich ein Geſandter Gottes, der in Gottes Schoos war, und Gott verkuͤndiget hat, den kein Menſch geſehen hat, noch ſehen kann. Seine Offenbarung, ſeine Verkuͤndi- gung, that der Vernunft die treflichſten Dien- ſte; ſo wie dieſe ſie nach der Zeit und noch jezt erwiedert. Seit dem Chriſtenthum iſt noch kein Philoſoph geweſen, deſſen Vernunft nicht von der Offenbarung geleitet, oder be- ſtochen worden! — Die guten lieben Herren, den Paſtor nicht ausgenommen! Man ſolte Wunder denken, wo ſie es her haben? Lies das neue Teſtament, geneigter philoſophiſcher Leſer! und du wirſt finden, daß die Philoſo- phie nichts weiter als Formalitaͤt, als Lei- ſten, als Woͤrterbuch ſey. Suche, ſo wirſt
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Fruͤhſtuͤck, ſo die Quelle des moraliſchen Boͤ-
ſen in die Erzaͤhlung vom verbotenen Baum.
So den Urſprung der mancherley Sprachen
in die Geſchichte vom Turmbau zu Babel.
Chriſtus, der Herr, war ſehr entfernt von
aller ruͤckhaltenden, aberglaͤubiſchen, ſpitzfin-
digen Lehrart, welche, voll Verachtung gegen
alles faßliche, gern in der Daͤmmerung iſt.
Er war das wahrhafte Licht, welches die Welt
erleuchtete. Seine Lehre war eine Kinderlehre;
allein man ſieht es noch jezt, wie groß ſie ſey!
Er war wahrlich ein Geſandter Gottes, der
in Gottes Schoos war, und Gott verkuͤndiget
hat, den kein Menſch geſehen hat, noch ſehen
kann. Seine Offenbarung, ſeine Verkuͤndi-
gung, that der Vernunft die treflichſten Dien-
ſte; ſo wie dieſe ſie nach der Zeit und noch
jezt erwiedert. Seit dem Chriſtenthum iſt
noch kein Philoſoph geweſen, deſſen Vernunft
nicht von der Offenbarung geleitet, oder be-
ſtochen worden! — Die guten lieben Herren,
den Paſtor nicht ausgenommen! Man ſolte
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/234>, abgerufen am 27.11.2024.
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