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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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Getrost! --

Johannes, der Schoosjünger Christi,
sahe, da er ein hohes Alter erreichet hatte,
ein, daß die zwölfe nicht im Stande gewe-
sen, dieses große Werk auszuführen; allein
seine Hofnung war noch fest! -- Die Re-
ligion Christi war nicht Menschenwerk. Er
half sich mit der Einbildungskraft, da wo er
sich verlassen fühlte. In seinem Gesichte sah
er einen Engel vom Himmel fahren, der
hatte den Schlüssel zum Abgrunde, und eine
grosse Kette in der Hand. Doch warum
diese Züge von einem so ins Große gemahl-
ten Bilde? -- Er ergrif das Erdenelend
und band es tausend Jahr. Johannes, der
es empfand, wie Menschunmöglich es sey,
Christi Reich auf Erden zu verbreiten, ohne
daß Tyranney und Bosheit gefesselt würden,
bildete sich ein: Es sey also. Er stelte sich,
um sich nicht zu vergessen, vor, daß die Mär-
tyrer, die Zeugen Jesu, welche die Mahlzei-
chen an Stirn und Hand hätten, jetzt in die-
sem Gnadenstand eingehen und tausend Jahr
mit Christo regieren würden! -- Selig ist
der und heilig, der Theil hat an der ersten
Auferstehung; über solche hat der andre Tod
keine Macht, sondern sie werden Priester

Got-
Q

Getroſt! —

Johannes, der Schoosjuͤnger Chriſti,
ſahe, da er ein hohes Alter erreichet hatte,
ein, daß die zwoͤlfe nicht im Stande gewe-
ſen, dieſes große Werk auszufuͤhren; allein
ſeine Hofnung war noch feſt! — Die Re-
ligion Chriſti war nicht Menſchenwerk. Er
half ſich mit der Einbildungskraft, da wo er
ſich verlaſſen fuͤhlte. In ſeinem Geſichte ſah
er einen Engel vom Himmel fahren, der
hatte den Schluͤſſel zum Abgrunde, und eine
groſſe Kette in der Hand. Doch warum
dieſe Zuͤge von einem ſo ins Große gemahl-
ten Bilde? — Er ergrif das Erdenelend
und band es tauſend Jahr. Johannes, der
es empfand, wie Menſchunmoͤglich es ſey,
Chriſti Reich auf Erden zu verbreiten, ohne
daß Tyranney und Bosheit gefeſſelt wuͤrden,
bildete ſich ein: Es ſey alſo. Er ſtelte ſich,
um ſich nicht zu vergeſſen, vor, daß die Maͤr-
tyrer, die Zeugen Jeſu, welche die Mahlzei-
chen an Stirn und Hand haͤtten, jetzt in die-
ſem Gnadenſtand eingehen und tauſend Jahr
mit Chriſto regieren wuͤrden! — Selig iſt
der und heilig, der Theil hat an der erſten
Auferſtehung; uͤber ſolche hat der andre Tod
keine Macht, ſondern ſie werden Prieſter

Got-
Q
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[241/0247] Getroſt! — Johannes, der Schoosjuͤnger Chriſti, ſahe, da er ein hohes Alter erreichet hatte, ein, daß die zwoͤlfe nicht im Stande gewe- ſen, dieſes große Werk auszufuͤhren; allein ſeine Hofnung war noch feſt! — Die Re- ligion Chriſti war nicht Menſchenwerk. Er half ſich mit der Einbildungskraft, da wo er ſich verlaſſen fuͤhlte. In ſeinem Geſichte ſah er einen Engel vom Himmel fahren, der hatte den Schluͤſſel zum Abgrunde, und eine groſſe Kette in der Hand. Doch warum dieſe Zuͤge von einem ſo ins Große gemahl- ten Bilde? — Er ergrif das Erdenelend und band es tauſend Jahr. Johannes, der es empfand, wie Menſchunmoͤglich es ſey, Chriſti Reich auf Erden zu verbreiten, ohne daß Tyranney und Bosheit gefeſſelt wuͤrden, bildete ſich ein: Es ſey alſo. Er ſtelte ſich, um ſich nicht zu vergeſſen, vor, daß die Maͤr- tyrer, die Zeugen Jeſu, welche die Mahlzei- chen an Stirn und Hand haͤtten, jetzt in die- ſem Gnadenſtand eingehen und tauſend Jahr mit Chriſto regieren wuͤrden! — Selig iſt der und heilig, der Theil hat an der erſten Auferſtehung; uͤber ſolche hat der andre Tod keine Macht, ſondern ſie werden Prieſter Got- Q

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/247>, abgerufen am 27.11.2024.