Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

Bild:
<< vorherige Seite

Wer wieder aufstehen kann, was thut dem
der Fall? Ich denke thut viel, und wär es
auch nur, daß alle Leute drob lachten, wenn
man fällt. Solte man glauben, Lieschen
lieset wieder die in Gott andächtige Jungfer,
als wäre nichts vorgewesen. Mit der Zeit,
merk ich, ist man allen kleinen Kindern gut.
Vater seyn oder nicht, macht nichts zur Sa-
che. Ew. Wohlehrwürden würden dem
Knäbchen selbst gut seyn, wenn sie es sehen
solten. Ist ein feines saubres Kind, wie die
Kupferbilder! Zwar sagt die arge böse Welt,
daß es mir ähnlich wäre; allein was sagt die
nicht? Ist nur gut, daß ich das Protokoll
auf Stempelpapier habe, um der argen bösen
Welt das Maul zu stopfen; zu so etwas ist ein
Stempelbogen gut.

Ew. Wohlehrwürden Herr Sohn wird
von allen Menschen geliebt. Ich wette,
wenn er Geld lehnen wolte, Juden und Chri-
sten würden ihm leihen auf sein blank Ange-
sicht. Sonst giebt man den Studenten kein
Geld, sie studiren weltlich oder geistlich!
Warum denn nicht? -- Sein gerader Weg
macht ihm Credit überall. Wenn was zu se-
hen ist, und es ist Wache ausgestellt, Er
kommt, gleich ist die Pforte offen, ich hinter-

her
T 2

Wer wieder aufſtehen kann, was thut dem
der Fall? Ich denke thut viel, und waͤr es
auch nur, daß alle Leute drob lachten, wenn
man faͤllt. Solte man glauben, Lieschen
lieſet wieder die in Gott andaͤchtige Jungfer,
als waͤre nichts vorgeweſen. Mit der Zeit,
merk ich, iſt man allen kleinen Kindern gut.
Vater ſeyn oder nicht, macht nichts zur Sa-
che. Ew. Wohlehrwuͤrden wuͤrden dem
Knaͤbchen ſelbſt gut ſeyn, wenn ſie es ſehen
ſolten. Iſt ein feines ſaubres Kind, wie die
Kupferbilder! Zwar ſagt die arge boͤſe Welt,
daß es mir aͤhnlich waͤre; allein was ſagt die
nicht? Iſt nur gut, daß ich das Protokoll
auf Stempelpapier habe, um der argen boͤſen
Welt das Maul zu ſtopfen; zu ſo etwas iſt ein
Stempelbogen gut.

Ew. Wohlehrwuͤrden Herr Sohn wird
von allen Menſchen geliebt. Ich wette,
wenn er Geld lehnen wolte, Juden und Chri-
ſten wuͤrden ihm leihen auf ſein blank Ange-
ſicht. Sonſt giebt man den Studenten kein
Geld, ſie ſtudiren weltlich oder geiſtlich!
Warum denn nicht? — Sein gerader Weg
macht ihm Credit uͤberall. Wenn was zu ſe-
hen iſt, und es iſt Wache ausgeſtellt, Er
kommt, gleich iſt die Pforte offen, ich hinter-

her
T 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0297" n="291"/>
Wer wieder auf&#x017F;tehen kann, was thut dem<lb/>
der Fall? Ich denke thut viel, und wa&#x0364;r es<lb/>
auch nur, daß alle Leute drob lachten, wenn<lb/>
man fa&#x0364;llt. Solte man glauben, Lieschen<lb/>
lie&#x017F;et wieder die in Gott anda&#x0364;chtige Jungfer,<lb/>
als wa&#x0364;re nichts vorgewe&#x017F;en. Mit der Zeit,<lb/>
merk ich, i&#x017F;t man allen kleinen Kindern gut.<lb/>
Vater &#x017F;eyn oder nicht, macht nichts zur Sa-<lb/>
che. Ew. Wohlehrwu&#x0364;rden wu&#x0364;rden dem<lb/>
Kna&#x0364;bchen &#x017F;elb&#x017F;t gut &#x017F;eyn, wenn &#x017F;ie es &#x017F;ehen<lb/>
&#x017F;olten. I&#x017F;t ein feines &#x017F;aubres Kind, wie die<lb/>
Kupferbilder! Zwar &#x017F;agt die arge bo&#x0364;&#x017F;e Welt,<lb/>
daß es mir a&#x0364;hnlich wa&#x0364;re; allein was &#x017F;agt die<lb/>
nicht? I&#x017F;t nur gut, daß ich das Protokoll<lb/>
auf Stempelpapier habe, um der argen bo&#x0364;&#x017F;en<lb/>
Welt das Maul zu &#x017F;topfen; zu &#x017F;o etwas i&#x017F;t ein<lb/>
Stempelbogen gut.</p><lb/>
        <p>Ew. Wohlehrwu&#x0364;rden Herr Sohn wird<lb/>
von allen Men&#x017F;chen geliebt. Ich wette,<lb/>
wenn er Geld lehnen wolte, Juden und Chri-<lb/>
&#x017F;ten wu&#x0364;rden ihm leihen auf &#x017F;ein blank Ange-<lb/>
&#x017F;icht. Son&#x017F;t giebt man den Studenten kein<lb/>
Geld, &#x017F;ie &#x017F;tudiren weltlich oder <hi rendition="#fr">gei&#x017F;tlich!</hi><lb/>
Warum denn nicht? &#x2014; Sein gerader Weg<lb/>
macht ihm Credit u&#x0364;berall. Wenn was zu &#x017F;e-<lb/>
hen i&#x017F;t, und es i&#x017F;t Wache ausge&#x017F;tellt, Er<lb/>
kommt, gleich i&#x017F;t die Pforte offen, ich hinter-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">T 2</fw><fw place="bottom" type="catch">her</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[291/0297] Wer wieder aufſtehen kann, was thut dem der Fall? Ich denke thut viel, und waͤr es auch nur, daß alle Leute drob lachten, wenn man faͤllt. Solte man glauben, Lieschen lieſet wieder die in Gott andaͤchtige Jungfer, als waͤre nichts vorgeweſen. Mit der Zeit, merk ich, iſt man allen kleinen Kindern gut. Vater ſeyn oder nicht, macht nichts zur Sa- che. Ew. Wohlehrwuͤrden wuͤrden dem Knaͤbchen ſelbſt gut ſeyn, wenn ſie es ſehen ſolten. Iſt ein feines ſaubres Kind, wie die Kupferbilder! Zwar ſagt die arge boͤſe Welt, daß es mir aͤhnlich waͤre; allein was ſagt die nicht? Iſt nur gut, daß ich das Protokoll auf Stempelpapier habe, um der argen boͤſen Welt das Maul zu ſtopfen; zu ſo etwas iſt ein Stempelbogen gut. Ew. Wohlehrwuͤrden Herr Sohn wird von allen Menſchen geliebt. Ich wette, wenn er Geld lehnen wolte, Juden und Chri- ſten wuͤrden ihm leihen auf ſein blank Ange- ſicht. Sonſt giebt man den Studenten kein Geld, ſie ſtudiren weltlich oder geiſtlich! Warum denn nicht? — Sein gerader Weg macht ihm Credit uͤberall. Wenn was zu ſe- hen iſt, und es iſt Wache ausgeſtellt, Er kommt, gleich iſt die Pforte offen, ich hinter- her T 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/297
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/297>, abgerufen am 25.11.2024.