Ob mein Vater den rechten Weg einge- schlagen, mich zum Soldaten zu erziehen, mögen Feldherren und nicht Kunstrichter be- stimmen. Daß ich mich aber selbst nach die- ser Lebensart, nur erst da Mine todt war, herzlich gesehnt, ist ein Umstand, den ich zur Steuer der Wahrheit, sonder Arglist und Gefehrde, hie und da zu erkennen gegeben. Nie würd ich diese Sehnsucht befriedigt ha- ben, wenn es nicht dem Herrn über Leben und Tod gefallen, meine liebe theure Mutter aus der streitenden Kirche dieser Welt in die triumphirende zu versetzen und zum ewigen Frieden in sein himmlisches Reich zu bringen, wo Ruhe ist. Sie warf zuweilen die gros- mütterliche Frag auf; ob es in der andern Welt zwey Geschlechter geben würde? und mein Vater, der sich in solche Fragen nie einlies, brachte sie auf die himmlischen Heer- schaaren und lies das gute Weib im Stich. Sie war würklich auf dem Wege zu glauben, daß dort nur männliches Geschlecht seyn würde! Indessen erklärte sie die Spruchstel- len, welche die Engel als starke Helden, als edle Streiter, als Hülfsvölker der Men-
schen
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Soldat!
Ob mein Vater den rechten Weg einge- ſchlagen, mich zum Soldaten zu erziehen, moͤgen Feldherren und nicht Kunſtrichter be- ſtimmen. Daß ich mich aber ſelbſt nach die- ſer Lebensart, nur erſt da Mine todt war, herzlich geſehnt, iſt ein Umſtand, den ich zur Steuer der Wahrheit, ſonder Argliſt und Gefehrde, hie und da zu erkennen gegeben. Nie wuͤrd ich dieſe Sehnſucht befriedigt ha- ben, wenn es nicht dem Herrn uͤber Leben und Tod gefallen, meine liebe theure Mutter aus der ſtreitenden Kirche dieſer Welt in die triumphirende zu verſetzen und zum ewigen Frieden in ſein himmliſches Reich zu bringen, wo Ruhe iſt. Sie warf zuweilen die gros- muͤtterliche Frag auf; ob es in der andern Welt zwey Geſchlechter geben wuͤrde? und mein Vater, der ſich in ſolche Fragen nie einlies, brachte ſie auf die himmliſchen Heer- ſchaaren und lies das gute Weib im Stich. Sie war wuͤrklich auf dem Wege zu glauben, daß dort nur maͤnnliches Geſchlecht ſeyn wuͤrde! Indeſſen erklaͤrte ſie die Spruchſtel- len, welche die Engel als ſtarke Helden, als edle Streiter, als Huͤlfsvoͤlker der Men-
ſchen
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Soldat!
Ob mein Vater den rechten Weg einge-
ſchlagen, mich zum Soldaten zu erziehen,
moͤgen Feldherren und nicht Kunſtrichter be-
ſtimmen. Daß ich mich aber ſelbſt nach die-
ſer Lebensart, nur erſt da Mine todt war,
herzlich geſehnt, iſt ein Umſtand, den ich zur
Steuer der Wahrheit, ſonder Argliſt und
Gefehrde, hie und da zu erkennen gegeben.
Nie wuͤrd ich dieſe Sehnſucht befriedigt ha-
ben, wenn es nicht dem Herrn uͤber Leben
und Tod gefallen, meine liebe theure Mutter
aus der ſtreitenden Kirche dieſer Welt in die
triumphirende zu verſetzen und zum ewigen
Frieden in ſein himmliſches Reich zu bringen,
wo Ruhe iſt. Sie warf zuweilen die gros-
muͤtterliche Frag auf; ob es in der andern
Welt zwey Geſchlechter geben wuͤrde? und
mein Vater, der ſich in ſolche Fragen nie
einlies, brachte ſie auf die himmliſchen Heer-
ſchaaren und lies das gute Weib im Stich.
Sie war wuͤrklich auf dem Wege zu glauben,
daß dort nur maͤnnliches Geſchlecht ſeyn
wuͤrde! Indeſſen erklaͤrte ſie die Spruchſtel-
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/317>, abgerufen am 25.11.2024.
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