versalzte! Gute Mannzucht ist Empfehlung zur Huldigung! -- Mannzucht ist Strenge! -- wo die nicht ist, wie kann da Güte seyn? Lie- be ohne Gerechtigkeit ist ein Unding! -- Wel- che Nation denn wohl die tapferste wäre? -- Die rußische, sagten meine beyden Jünger! -- Leute aus bergigten Orten, fiel ich ein, sie sind allen Elementen ausgesetzt, und wer die aushalten kann, was hat der seines Gleichen zu fürchten? Die Gallier jagten den Römern wegen ihrer Größe Schrecken ein, und man sage was man will, Friedrich Wilhelm hatte mit seinen Potsdammern in der Regel so recht, als sein Sohn, diese Riesen in alle Welt gehen zu lassen! --
Große Leute sind wie Mauern und Wälle. Zu ersteigen ist alles! Wie viel brechen aber drüber den Hals, ehe sie oben sind? Ich war von Jugend an sehr für Berge. Große Men- schen sind Berge! Befehlshaber dürfen nicht nur nicht groß seyn, sondern hier wird oft die Größe schädlich. Höhere Wesen, wenn sie erscheinen solten, würden sich in ein mittel- mäßiges Menschenkleid einkleiden. Kein großes Genie hat Riesenhöhe! -- Starke aus- gewachsene Männer sind die bescheidensten! -- Ich wolte mit der güldnen Regel schließen:
Ein
verſalzte! Gute Mannzucht iſt Empfehlung zur Huldigung! — Mannzucht iſt Strenge! — wo die nicht iſt, wie kann da Guͤte ſeyn? Lie- be ohne Gerechtigkeit iſt ein Unding! — Wel- che Nation denn wohl die tapferſte waͤre? — Die rußiſche, ſagten meine beyden Juͤnger! — Leute aus bergigten Orten, fiel ich ein, ſie ſind allen Elementen ausgeſetzt, und wer die aushalten kann, was hat der ſeines Gleichen zu fuͤrchten? Die Gallier jagten den Roͤmern wegen ihrer Groͤße Schrecken ein, und man ſage was man will, Friedrich Wilhelm hatte mit ſeinen Potsdammern in der Regel ſo recht, als ſein Sohn, dieſe Rieſen in alle Welt gehen zu laſſen! —
Große Leute ſind wie Mauern und Waͤlle. Zu erſteigen iſt alles! Wie viel brechen aber druͤber den Hals, ehe ſie oben ſind? Ich war von Jugend an ſehr fuͤr Berge. Große Men- ſchen ſind Berge! Befehlshaber duͤrfen nicht nur nicht groß ſeyn, ſondern hier wird oft die Groͤße ſchaͤdlich. Hoͤhere Weſen, wenn ſie erſcheinen ſolten, wuͤrden ſich in ein mittel- maͤßiges Menſchenkleid einkleiden. Kein großes Genie hat Rieſenhoͤhe! — Starke aus- gewachſene Maͤnner ſind die beſcheidenſten! — Ich wolte mit der guͤldnen Regel ſchließen:
Ein
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verſalzte! Gute Mannzucht iſt Empfehlung
zur Huldigung! — Mannzucht iſt Strenge! —
wo die nicht iſt, wie kann da Guͤte ſeyn? Lie-
be ohne Gerechtigkeit iſt ein Unding! — Wel-
che Nation denn wohl die tapferſte waͤre? —
Die rußiſche, ſagten meine beyden Juͤnger! —
Leute aus bergigten Orten, fiel ich ein, ſie
ſind allen Elementen ausgeſetzt, und wer die
aushalten kann, was hat der ſeines Gleichen
zu fuͤrchten? Die Gallier jagten den Roͤmern
wegen ihrer Groͤße Schrecken ein, und man
ſage was man will, Friedrich Wilhelm hatte
mit ſeinen Potsdammern in der Regel ſo
recht, als ſein Sohn, dieſe Rieſen in alle
Welt gehen zu laſſen! —
Große Leute ſind wie Mauern und Waͤlle.
Zu erſteigen iſt alles! Wie viel brechen aber
druͤber den Hals, ehe ſie oben ſind? Ich war
von Jugend an ſehr fuͤr Berge. Große Men-
ſchen ſind Berge! Befehlshaber duͤrfen nicht
nur nicht groß ſeyn, ſondern hier wird oft die
Groͤße ſchaͤdlich. Hoͤhere Weſen, wenn ſie
erſcheinen ſolten, wuͤrden ſich in ein mittel-
maͤßiges Menſchenkleid einkleiden. Kein
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/355>, abgerufen am 22.11.2024.
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