Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

Bild:
<< vorherige Seite

ab. Nicht eines? Der keines, lieben Freun-
de! Der Kampf der Ehre und Liebe macht
den fünften Aktstod so schön, daß man mit
Geschmack sterben will! -- Im Felde muß
man den Tod nehmen, wie er kommt -- da
hilft keine Herz-Mutter! Dies brachte uns
auf die lieben Franzosen, die ihren Feld-Tanz
und Fechtboden, ihr Feldtheater und andere
Feldplaisirs mehr haben! -- Feldbibliotheken
ja nicht zu vergessen! -- Die guten Herren!
Da sie zu sich selbst kein sonderliches Zutrauen
fassen können, haben sie Zutrauen zu Festun-
gen! Ich bin für Soldaten von deutschem
Schrot und Korn. Im Felde muß man Flin-
ten blitzen sehen, und Soldaten Volks-Lieder
singen hören. Ein Marsch, ein Feldgeschrey,
das ist alles, was von Instrumental- und
Vocalmusik erlaubt ist. Laßt den Schäfer
ins weiche Bett des Grases sich legen, laßt
ihn beyher die Nachtigal aus einem Blüthen-
baum schlagen hören! Wir haben vom Stoi-
cismus Handgeld genommen. Wahrlich die
erhabenste philosophische Sekte! Laßt uns
mit der königlichen Frau Mutter so umgehen,
wie Alexander mit Madam Darius, und ich
mit der Babbe, welche zum Leidwesen meiner
Mutter über der königlichen Würde die Grütze

ver-

ab. Nicht eines? Der keines, lieben Freun-
de! Der Kampf der Ehre und Liebe macht
den fuͤnften Aktstod ſo ſchoͤn, daß man mit
Geſchmack ſterben will! — Im Felde muß
man den Tod nehmen, wie er kommt — da
hilft keine Herz-Mutter! Dies brachte uns
auf die lieben Franzoſen, die ihren Feld-Tanz
und Fechtboden, ihr Feldtheater und andere
Feldplaiſirs mehr haben! — Feldbibliotheken
ja nicht zu vergeſſen! — Die guten Herren!
Da ſie zu ſich ſelbſt kein ſonderliches Zutrauen
faſſen koͤnnen, haben ſie Zutrauen zu Feſtun-
gen! Ich bin fuͤr Soldaten von deutſchem
Schrot und Korn. Im Felde muß man Flin-
ten blitzen ſehen, und Soldaten Volks-Lieder
ſingen hoͤren. Ein Marſch, ein Feldgeſchrey,
das iſt alles, was von Inſtrumental- und
Vocalmuſik erlaubt iſt. Laßt den Schaͤfer
ins weiche Bett des Graſes ſich legen, laßt
ihn beyher die Nachtigal aus einem Bluͤthen-
baum ſchlagen hoͤren! Wir haben vom Stoi-
ciſmus Handgeld genommen. Wahrlich die
erhabenſte philoſophiſche Sekte! Laßt uns
mit der koͤniglichen Frau Mutter ſo umgehen,
wie Alexander mit Madam Darius, und ich
mit der Babbe, welche zum Leidweſen meiner
Mutter uͤber der koͤniglichen Wuͤrde die Gruͤtze

ver-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0354" n="348"/>
ab. Nicht eines? Der keines, lieben Freun-<lb/>
de! Der Kampf der Ehre und Liebe macht<lb/>
den fu&#x0364;nften Aktstod &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;n, daß man mit<lb/>
Ge&#x017F;chmack &#x017F;terben will! &#x2014; Im Felde muß<lb/>
man den Tod nehmen, wie er kommt &#x2014; da<lb/>
hilft keine Herz-Mutter! Dies brachte uns<lb/>
auf die lieben Franzo&#x017F;en, die ihren Feld-Tanz<lb/>
und Fechtboden, ihr Feldtheater und andere<lb/>
Feldplai&#x017F;irs mehr haben! &#x2014; Feldbibliotheken<lb/>
ja nicht zu verge&#x017F;&#x017F;en! &#x2014; Die guten Herren!<lb/>
Da &#x017F;ie zu &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t kein &#x017F;onderliches Zutrauen<lb/>
fa&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nnen, haben &#x017F;ie Zutrauen zu Fe&#x017F;tun-<lb/>
gen! Ich bin fu&#x0364;r Soldaten von deut&#x017F;chem<lb/>
Schrot und Korn. Im Felde muß man Flin-<lb/>
ten blitzen &#x017F;ehen, und Soldaten Volks-Lieder<lb/>
&#x017F;ingen ho&#x0364;ren. Ein Mar&#x017F;ch, ein Feldge&#x017F;chrey,<lb/>
das i&#x017F;t alles, was von In&#x017F;trumental- und<lb/>
Vocalmu&#x017F;ik erlaubt i&#x017F;t. Laßt den Scha&#x0364;fer<lb/>
ins weiche Bett des Gra&#x017F;es &#x017F;ich legen, laßt<lb/>
ihn beyher die Nachtigal aus einem Blu&#x0364;then-<lb/>
baum &#x017F;chlagen ho&#x0364;ren! Wir haben vom Stoi-<lb/>
ci&#x017F;mus Handgeld genommen. Wahrlich die<lb/>
erhaben&#x017F;te philo&#x017F;ophi&#x017F;che Sekte! Laßt uns<lb/>
mit der ko&#x0364;niglichen Frau Mutter &#x017F;o umgehen,<lb/>
wie Alexander mit Madam Darius, und ich<lb/>
mit der Babbe, welche zum Leidwe&#x017F;en meiner<lb/>
Mutter u&#x0364;ber der ko&#x0364;niglichen Wu&#x0364;rde die Gru&#x0364;tze<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ver-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[348/0354] ab. Nicht eines? Der keines, lieben Freun- de! Der Kampf der Ehre und Liebe macht den fuͤnften Aktstod ſo ſchoͤn, daß man mit Geſchmack ſterben will! — Im Felde muß man den Tod nehmen, wie er kommt — da hilft keine Herz-Mutter! Dies brachte uns auf die lieben Franzoſen, die ihren Feld-Tanz und Fechtboden, ihr Feldtheater und andere Feldplaiſirs mehr haben! — Feldbibliotheken ja nicht zu vergeſſen! — Die guten Herren! Da ſie zu ſich ſelbſt kein ſonderliches Zutrauen faſſen koͤnnen, haben ſie Zutrauen zu Feſtun- gen! Ich bin fuͤr Soldaten von deutſchem Schrot und Korn. Im Felde muß man Flin- ten blitzen ſehen, und Soldaten Volks-Lieder ſingen hoͤren. Ein Marſch, ein Feldgeſchrey, das iſt alles, was von Inſtrumental- und Vocalmuſik erlaubt iſt. Laßt den Schaͤfer ins weiche Bett des Graſes ſich legen, laßt ihn beyher die Nachtigal aus einem Bluͤthen- baum ſchlagen hoͤren! Wir haben vom Stoi- ciſmus Handgeld genommen. Wahrlich die erhabenſte philoſophiſche Sekte! Laßt uns mit der koͤniglichen Frau Mutter ſo umgehen, wie Alexander mit Madam Darius, und ich mit der Babbe, welche zum Leidweſen meiner Mutter uͤber der koͤniglichen Wuͤrde die Gruͤtze ver-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/354
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/354>, abgerufen am 22.11.2024.