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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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sprechliches Honorarium. Kein König kann
so lohnen! -- So nimmt ein wohlgerathener
Sohn Abschied von seinem Vater. Seinem
Milchbruder konnt' er noch die Hand reichen;
mir nicht. Wir waren zu weit auseinander.
Soll ichs sagen? er wolte mir seine Liebe noch
sterbend beweisen! Wird mein gebrochnes
Auge hiezu Kraft haben? Er warf mir eine
Handvoll Blut zu, mit einer Art, die gesehen
werden muß! Den Abend vorher sprachen
wir kein ander Wort, als vom Tode! Er war
der frohste unter uns! Gern hätt ich den Hoch-
gebohrnen Todtengräber hergewünscht, um
diese und so manche Sterbensscene zu besich-
tigen. Lieber Graf! hier ist der Tod ganz ein
ander Wesen. Wer ihn nicht anders, als
aus der Kammer kennt (und wäre da gleich
ein Observatorium angelegt,) weiß hier nicht,
daß man stirbt. So wie die große Welt von
Provinzial Flecken, so Tod von Tod. Zwar
sind Sie der Meynung, der Helden Tod, der
Feldtod, wo der Mensch nicht Zeit und Raum
hat, sich in Ordnung zu legen, eh er dahin
fährt, sey keiner Observation werth; allein
Sie irren, lieber Graf -- Hier ist die große
Welt
des Todes -- --

Ich

ſprechliches Honorarium. Kein Koͤnig kann
ſo lohnen! — So nimmt ein wohlgerathener
Sohn Abſchied von ſeinem Vater. Seinem
Milchbruder konnt’ er noch die Hand reichen;
mir nicht. Wir waren zu weit auseinander.
Soll ichs ſagen? er wolte mir ſeine Liebe noch
ſterbend beweiſen! Wird mein gebrochnes
Auge hiezu Kraft haben? Er warf mir eine
Handvoll Blut zu, mit einer Art, die geſehen
werden muß! Den Abend vorher ſprachen
wir kein ander Wort, als vom Tode! Er war
der frohſte unter uns! Gern haͤtt ich den Hoch-
gebohrnen Todtengraͤber hergewuͤnſcht, um
dieſe und ſo manche Sterbensſcene zu beſich-
tigen. Lieber Graf! hier iſt der Tod ganz ein
ander Weſen. Wer ihn nicht anders, als
aus der Kammer kennt (und waͤre da gleich
ein Obſervatorium angelegt,) weiß hier nicht,
daß man ſtirbt. So wie die große Welt von
Provinzial Flecken, ſo Tod von Tod. Zwar
ſind Sie der Meynung, der Helden Tod, der
Feldtod, wo der Menſch nicht Zeit und Raum
hat, ſich in Ordnung zu legen, eh er dahin
faͤhrt, ſey keiner Obſervation werth; allein
Sie irren, lieber Graf — Hier iſt die große
Welt
des Todes — —

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[354/0360] ſprechliches Honorarium. Kein Koͤnig kann ſo lohnen! — So nimmt ein wohlgerathener Sohn Abſchied von ſeinem Vater. Seinem Milchbruder konnt’ er noch die Hand reichen; mir nicht. Wir waren zu weit auseinander. Soll ichs ſagen? er wolte mir ſeine Liebe noch ſterbend beweiſen! Wird mein gebrochnes Auge hiezu Kraft haben? Er warf mir eine Handvoll Blut zu, mit einer Art, die geſehen werden muß! Den Abend vorher ſprachen wir kein ander Wort, als vom Tode! Er war der frohſte unter uns! Gern haͤtt ich den Hoch- gebohrnen Todtengraͤber hergewuͤnſcht, um dieſe und ſo manche Sterbensſcene zu beſich- tigen. Lieber Graf! hier iſt der Tod ganz ein ander Weſen. Wer ihn nicht anders, als aus der Kammer kennt (und waͤre da gleich ein Obſervatorium angelegt,) weiß hier nicht, daß man ſtirbt. So wie die große Welt von Provinzial Flecken, ſo Tod von Tod. Zwar ſind Sie der Meynung, der Helden Tod, der Feldtod, wo der Menſch nicht Zeit und Raum hat, ſich in Ordnung zu legen, eh er dahin faͤhrt, ſey keiner Obſervation werth; allein Sie irren, lieber Graf — Hier iſt die große Welt des Todes — — Ich

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/360>, abgerufen am 22.11.2024.