Ich will dem Grafen nicht mit Bemer- kungen das Licht halten, wahrlich! ich könnte sein Schatzkästlein bereichern! --
Warum aber Obst, eh' es reif ist? war- um durchs Schwert eines Türken? Mir war es, als fielen unser trefliche Jüngling und der, so ihn schlug! Freund und Feind. Der Türk, der ihm das Leben nahm, wäre werth, bey dem Grabe Christi auf die Wache zu zie- hen, wie der Hauptmann unterm Kreuz. Was haben die Großen, die prädicirten Göt- ter der Erden, mehr als den Bündeschlüssel! Der Löseschlüssel ist ihnen nicht behändiget.
Weint um meinen Edlen, ihr Jungfrauen im Lande! -- Leib und Seele hätten um den Vorzug streiten können, wer schöner sey, wä- ren sie nicht so stimmige Freunde gewesen! -- Wehe dem Feuranleger! Es muß Aergernis kommen, doch wehe! dem Menschen, durch welchen Aergernis kommt. Was trug sein Mund für mich, der endlich sank! wie unter einer Last, die ihm zu schwer ward. Blumen waren es nicht, die bald welken. Gesinnun- gen, die ewig sind, wie er! Ich habe dich verstanden! Edler! dein ganzes Gesicht war leserlich! Du hättest die Handvoll edles Blut nicht verschwenden dürfen. Es fiel auf kein
gutes,
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Ich will dem Grafen nicht mit Bemer- kungen das Licht halten, wahrlich! ich koͤnnte ſein Schatzkaͤſtlein bereichern! —
Warum aber Obſt, eh’ es reif iſt? war- um durchs Schwert eines Tuͤrken? Mir war es, als fielen unſer trefliche Juͤngling und der, ſo ihn ſchlug! Freund und Feind. Der Tuͤrk, der ihm das Leben nahm, waͤre werth, bey dem Grabe Chriſti auf die Wache zu zie- hen, wie der Hauptmann unterm Kreuz. Was haben die Großen, die praͤdicirten Goͤt- ter der Erden, mehr als den Buͤndeſchluͤſſel! Der Loͤſeſchluͤſſel iſt ihnen nicht behaͤndiget.
Weint um meinen Edlen, ihr Jungfrauen im Lande! — Leib und Seele haͤtten um den Vorzug ſtreiten koͤnnen, wer ſchoͤner ſey, waͤ- ren ſie nicht ſo ſtimmige Freunde geweſen! — Wehe dem Feuranleger! Es muß Aergernis kommen, doch wehe! dem Menſchen, durch welchen Aergernis kommt. Was trug ſein Mund fuͤr mich, der endlich ſank! wie unter einer Laſt, die ihm zu ſchwer ward. Blumen waren es nicht, die bald welken. Geſinnun- gen, die ewig ſind, wie er! Ich habe dich verſtanden! Edler! dein ganzes Geſicht war leſerlich! Du haͤtteſt die Handvoll edles Blut nicht verſchwenden duͤrfen. Es fiel auf kein
gutes,
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Ich will dem Grafen nicht mit Bemer-
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ſein Schatzkaͤſtlein bereichern! —
Warum aber Obſt, eh’ es reif iſt? war-
um durchs Schwert eines Tuͤrken? Mir war
es, als fielen unſer trefliche Juͤngling und
der, ſo ihn ſchlug! Freund und Feind. Der
Tuͤrk, der ihm das Leben nahm, waͤre werth,
bey dem Grabe Chriſti auf die Wache zu zie-
hen, wie der Hauptmann unterm Kreuz.
Was haben die Großen, die praͤdicirten Goͤt-
ter der Erden, mehr als den Buͤndeſchluͤſſel!
Der Loͤſeſchluͤſſel iſt ihnen nicht behaͤndiget.
Weint um meinen Edlen, ihr Jungfrauen
im Lande! — Leib und Seele haͤtten um den
Vorzug ſtreiten koͤnnen, wer ſchoͤner ſey, waͤ-
ren ſie nicht ſo ſtimmige Freunde geweſen! —
Wehe dem Feuranleger! Es muß Aergernis
kommen, doch wehe! dem Menſchen, durch
welchen Aergernis kommt. Was trug ſein
Mund fuͤr mich, der endlich ſank! wie unter
einer Laſt, die ihm zu ſchwer ward. Blumen
waren es nicht, die bald welken. Geſinnun-
gen, die ewig ſind, wie er! Ich habe dich
verſtanden! Edler! dein ganzes Geſicht war
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nicht verſchwenden duͤrfen. Es fiel auf kein
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/361>, abgerufen am 22.11.2024.
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