Wenn solch ein Brief keine frohe Stunde mehr verleihen kann, wie lebensmüde muß man seyn! Gott! was kann solch ein Brief!
Allerdurchlauchtigste! -- Nein
Gute Kayserin, Mutter eines Staats, der nach einer strengen Vaterregierung Peters des Großen einer Mutter nöthig hatte, um das zu werden, was er unvermerkt wird -- --
Wenn diese Monarchin mit dem Könige von Preussen ein Paar worden: Welt! was meynst du?
Ich folgte dem Winke, den mir der Gnadenbrief gab, und gieng nach Pirmont. Schon die Reise schlug bey mir an. Wie gar anders ists doch, reisen müssen, und rei- sen wollen. Jeder kann diese Erfahrung beym ersten besten Spaziergang anstellen! Auch selbst die Gesundheitssorge muß man dabey verlieren, sonst ist schon ein feiner Zwang dabey, den die frische Luft nicht ver- tragen kann! --
Mit meiner Wiederauflebung meine un- intereßirte Leser, die Spaziergänger, bey die-
ser
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Wenn ſolch ein Brief keine frohe Stunde mehr verleihen kann, wie lebensmuͤde muß man ſeyn! Gott! was kann ſolch ein Brief!
Allerdurchlauchtigſte! — Nein
Gute Kayſerin, Mutter eines Staats, der nach einer ſtrengen Vaterregierung Peters des Großen einer Mutter noͤthig hatte, um das zu werden, was er unvermerkt wird — —
Wenn dieſe Monarchin mit dem Koͤnige von Preuſſen ein Paar worden: Welt! was meynſt du?
Ich folgte dem Winke, den mir der Gnadenbrief gab, und gieng nach Pirmont. Schon die Reiſe ſchlug bey mir an. Wie gar anders iſts doch, reiſen muͤſſen, und rei- ſen wollen. Jeder kann dieſe Erfahrung beym erſten beſten Spaziergang anſtellen! Auch ſelbſt die Geſundheitsſorge muß man dabey verlieren, ſonſt iſt ſchon ein feiner Zwang dabey, den die friſche Luft nicht ver- tragen kann! —
Mit meiner Wiederauflebung meine un- intereßirte Leſer, die Spaziergaͤnger, bey die-
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Wenn ſolch ein Brief keine frohe Stunde
mehr verleihen kann, wie lebensmuͤde muß
man ſeyn! Gott! was kann ſolch ein Brief!
Allerdurchlauchtigſte! — Nein
Gute Kayſerin, Mutter eines Staats,
der nach einer ſtrengen Vaterregierung Peters
des Großen einer Mutter noͤthig hatte, um
das zu werden, was er unvermerkt wird — —
Wenn dieſe Monarchin mit dem Koͤnige
von Preuſſen ein Paar worden: Welt! was
meynſt du?
Ich folgte dem Winke, den mir der
Gnadenbrief gab, und gieng nach Pirmont.
Schon die Reiſe ſchlug bey mir an. Wie
gar anders iſts doch, reiſen muͤſſen, und rei-
ſen wollen. Jeder kann dieſe Erfahrung
beym erſten beſten Spaziergang anſtellen!
Auch ſelbſt die Geſundheitsſorge muß man
dabey verlieren, ſonſt iſt ſchon ein feiner
Zwang dabey, den die friſche Luft nicht ver-
tragen kann! —
Mit meiner Wiederauflebung meine un-
intereßirte Leſer, die Spaziergaͤnger, bey die-
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/377>, abgerufen am 22.11.2024.
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