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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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unterrichtete beym Obristlieutenant die Kin-
der. Du? meynst du Nein! Jeder Mensch
hat im Regiment geglaubt, ich hätte studirt;
da hab ich manchmal gedacht: ich wäre schon
so aus der Erblitteratenfamilie! -- Der
Prediger hielt mich für einen Juristen, der
Auditeur für einen Theologen! -- Die
Herren Gelehrten müssen doch selbst nicht so
recht wissen, woran sie sind.

Darius ward auf Werbung vermöge
ganz besonderer Empfehlung gesandt, und da
er hier Gelegenheit hatte, sich ausnehmend
hervorzuthun, vom Könige unmittelbar zum
Lieutenant ernannt. Meine Feinde sagen:
es sey ein Mißverständnis im Namen vorge-
fallen -- und der König soll sich auf einen
Corporal gleiches Namens besonnen haben,
der, vor seinen Augen, wie ein Bär im
Kriege gethan. Auf einmahl erscholl ein
Gericht, daß alle bürgerliche Officiere, die
nicht zu dieser Ehrenstelle während dem Kriege
gekommen, in Gnaden erlaßen und nach Be-
wandtnis der Umstände untergebracht wer-
den sollten. Das Glück gieng mir nach die-
sem Unglück bald wieder auf. Anfänglich
nur in Gestalt eines halben Mondes; ich
hatte nur eine halbe Glückswange. Dieses

Halb-

unterrichtete beym Obriſtlieutenant die Kin-
der. Du? meynſt du Nein! Jeder Menſch
hat im Regiment geglaubt, ich haͤtte ſtudirt;
da hab ich manchmal gedacht: ich waͤre ſchon
ſo aus der Erblitteratenfamilie! — Der
Prediger hielt mich fuͤr einen Juriſten, der
Auditeur fuͤr einen Theologen! — Die
Herren Gelehrten muͤſſen doch ſelbſt nicht ſo
recht wiſſen, woran ſie ſind.

Darius ward auf Werbung vermoͤge
ganz beſonderer Empfehlung geſandt, und da
er hier Gelegenheit hatte, ſich ausnehmend
hervorzuthun, vom Koͤnige unmittelbar zum
Lieutenant ernannt. Meine Feinde ſagen:
es ſey ein Mißverſtaͤndnis im Namen vorge-
fallen — und der Koͤnig ſoll ſich auf einen
Corporal gleiches Namens beſonnen haben,
der, vor ſeinen Augen, wie ein Baͤr im
Kriege gethan. Auf einmahl erſcholl ein
Gericht, daß alle buͤrgerliche Officiere, die
nicht zu dieſer Ehrenſtelle waͤhrend dem Kriege
gekommen, in Gnaden erlaßen und nach Be-
wandtnis der Umſtaͤnde untergebracht wer-
den ſollten. Das Gluͤck gieng mir nach die-
ſem Ungluͤck bald wieder auf. Anfaͤnglich
nur in Geſtalt eines halben Mondes; ich
hatte nur eine halbe Gluͤckswange. Dieſes

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[383/0391] unterrichtete beym Obriſtlieutenant die Kin- der. Du? meynſt du Nein! Jeder Menſch hat im Regiment geglaubt, ich haͤtte ſtudirt; da hab ich manchmal gedacht: ich waͤre ſchon ſo aus der Erblitteratenfamilie! — Der Prediger hielt mich fuͤr einen Juriſten, der Auditeur fuͤr einen Theologen! — Die Herren Gelehrten muͤſſen doch ſelbſt nicht ſo recht wiſſen, woran ſie ſind. Darius ward auf Werbung vermoͤge ganz beſonderer Empfehlung geſandt, und da er hier Gelegenheit hatte, ſich ausnehmend hervorzuthun, vom Koͤnige unmittelbar zum Lieutenant ernannt. Meine Feinde ſagen: es ſey ein Mißverſtaͤndnis im Namen vorge- fallen — und der Koͤnig ſoll ſich auf einen Corporal gleiches Namens beſonnen haben, der, vor ſeinen Augen, wie ein Baͤr im Kriege gethan. Auf einmahl erſcholl ein Gericht, daß alle buͤrgerliche Officiere, die nicht zu dieſer Ehrenſtelle waͤhrend dem Kriege gekommen, in Gnaden erlaßen und nach Be- wandtnis der Umſtaͤnde untergebracht wer- den ſollten. Das Gluͤck gieng mir nach die- ſem Ungluͤck bald wieder auf. Anfaͤnglich nur in Geſtalt eines halben Mondes; ich hatte nur eine halbe Gluͤckswange. Dieſes Halb-

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/391>, abgerufen am 22.11.2024.