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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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du den weg, bist du was deine Vor-
fahren seit undenklichen
Jahren gewe-
sen. Mein ältester Bruder, der mich
verfolgte, ist Schuld an diesem allem.
Wie wenig ist dieses alles. Ein
geänderter Buchstab, ein einziger,
was will das sagen? Die Beylage
ist die Asche von den Papieren, die im
Brande drauf giengen, der sich zu-
trug, da du krank warest. Sie muß
gelten wenn du sie geltend machen
willst. Gott segne und behüte mei-
nen Bruder, und die Seinen für und
für! Auch dich segne er mit und ohne
den Buchstab
-- --

Mehr konnt ich vorerst nicht lesen und
auch meine Leser wissen gnug in meinem Le-
benslauf. Das übrige gehört zum Lebens-
lauf meines Vaters, wovon der vierte Theil
Berg auf handelt. Die Beylage Asche,
hatte die Buchstaben so unleserlich gemacht,
daß alles wie schwarze Kunst aussah.

O Freunde! Die Scene, wie ich beyde
Adelbriefe zusammen nahm und sie auf Mi-
nens Grab legte zu ihren Füßen! könnt' ich
sie doch mittheilen. Ob sie gemahlt im Zim-
mer sich ausnimmt, weiß ich nicht; aber

fürs

du den weg, biſt du was deine Vor-
fahren ſeit undenklichen
Jahren gewe-
ſen. Mein aͤlteſter Bruder, der mich
verfolgte, iſt Schuld an dieſem allem.
Wie wenig iſt dieſes alles. Ein
geaͤnderter Buchſtab, ein einziger,
was will das ſagen? Die Beylage
iſt die Aſche von den Papieren, die im
Brande drauf giengen, der ſich zu-
trug, da du krank wareſt. Sie muß
gelten wenn du ſie geltend machen
willſt. Gott ſegne und behuͤte mei-
nen Bruder, und die Seinen fuͤr und
fuͤr! Auch dich ſegne er mit und ohne
den Buchſtab
— —

Mehr konnt ich vorerſt nicht leſen und
auch meine Leſer wiſſen gnug in meinem Le-
benslauf. Das uͤbrige gehoͤrt zum Lebens-
lauf meines Vaters, wovon der vierte Theil
Berg auf handelt. Die Beylage Aſche,
hatte die Buchſtaben ſo unleſerlich gemacht,
daß alles wie ſchwarze Kunſt ausſah.

O Freunde! Die Scene, wie ich beyde
Adelbriefe zuſammen nahm und ſie auf Mi-
nens Grab legte zu ihren Fuͤßen! koͤnnt’ ich
ſie doch mittheilen. Ob ſie gemahlt im Zim-
mer ſich ausnimmt, weiß ich nicht; aber

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[396/0404] du den weg, biſt du was deine Vor- fahren ſeit undenklichen Jahren gewe- ſen. Mein aͤlteſter Bruder, der mich verfolgte, iſt Schuld an dieſem allem. Wie wenig iſt dieſes alles. Ein geaͤnderter Buchſtab, ein einziger, was will das ſagen? Die Beylage iſt die Aſche von den Papieren, die im Brande drauf giengen, der ſich zu- trug, da du krank wareſt. Sie muß gelten wenn du ſie geltend machen willſt. Gott ſegne und behuͤte mei- nen Bruder, und die Seinen fuͤr und fuͤr! Auch dich ſegne er mit und ohne den Buchſtab — — Mehr konnt ich vorerſt nicht leſen und auch meine Leſer wiſſen gnug in meinem Le- benslauf. Das uͤbrige gehoͤrt zum Lebens- lauf meines Vaters, wovon der vierte Theil Berg auf handelt. Die Beylage Aſche, hatte die Buchſtaben ſo unleſerlich gemacht, daß alles wie ſchwarze Kunſt ausſah. O Freunde! Die Scene, wie ich beyde Adelbriefe zuſammen nahm und ſie auf Mi- nens Grab legte zu ihren Fuͤßen! koͤnnt’ ich ſie doch mittheilen. Ob ſie gemahlt im Zim- mer ſich ausnimmt, weiß ich nicht; aber fuͤrs

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/404>, abgerufen am 22.11.2024.