mal ein großer Kopf herein, siößt er ihn sich wund. Das edle Geschöpf Gottes hatte nicht Naum in dieser Herberge!
Solte man wohl nach diesen Datis glauben, der Justizrath habe keinen Dienstverstand! -- Die Herren Rechtsgelehrten lernen die Gesetze; allein selten den Menschen. Es giebt Leiden- schaften, die jeder billiget, weil sie mit ihm selbst stimmig sind. Wer zürnt über den Zorn, wenn der Eifer über eine Beleidigung kommt, die ins Allgemeine geht! Ein dergleichen Ei- ferer heißt ein Patriot! -- Trift der Eifer ei- nen Lehrer, der ein falscher Münzer ist, der Worte für Sachen verkauft, Schifszwie- backe für Manna ausgiebt, oder auch einen solchen, der seinem moralischen Vortrage durch seinen Lebenswandel widerspricht, dann ist die- ser Eifer, ein Eifer für des Herrn Haus. Bey dieser Gelegenheit, da wir dem, was ins Allgemeine schlägt, Gerechtigkeit wiederfah- ren ließen, fieng der Prediger an: es ist so eine Sache mit dem lieben Allgemeinen! Wir wollen nur Thatsachen, die aufs Allge- meine gehen. Je allgemeiner die Be- nennung ist, womit man uns belegt, je weniger will man sich so benennen laßen. Mensch! kann zur Probe dienen. Ein all-
gemei
mal ein großer Kopf herein, ſioͤßt er ihn ſich wund. Das edle Geſchoͤpf Gottes hatte nicht Naum in dieſer Herberge!
Solte man wohl nach dieſen Datis glauben, der Juſtizrath habe keinen Dienſtverſtand! — Die Herren Rechtsgelehrten lernen die Geſetze; allein ſelten den Menſchen. Es giebt Leiden- ſchaften, die jeder billiget, weil ſie mit ihm ſelbſt ſtimmig ſind. Wer zuͤrnt uͤber den Zorn, wenn der Eifer uͤber eine Beleidigung kommt, die ins Allgemeine geht! Ein dergleichen Ei- ferer heißt ein Patriot! — Trift der Eifer ei- nen Lehrer, der ein falſcher Muͤnzer iſt, der Worte fuͤr Sachen verkauft, Schifszwie- backe fuͤr Manna ausgiebt, oder auch einen ſolchen, der ſeinem moraliſchen Vortrage durch ſeinen Lebenswandel widerſpricht, dann iſt die- ſer Eifer, ein Eifer fuͤr des Herrn Haus. Bey dieſer Gelegenheit, da wir dem, was ins Allgemeine ſchlaͤgt, Gerechtigkeit wiederfah- ren ließen, fieng der Prediger an: es iſt ſo eine Sache mit dem lieben Allgemeinen! Wir wollen nur Thatſachen, die aufs Allge- meine gehen. Je allgemeiner die Be- nennung iſt, womit man uns belegt, je weniger will man ſich ſo benennen laßen. Menſch! kann zur Probe dienen. Ein all-
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mal ein großer Kopf herein, ſioͤßt er ihn
ſich wund. Das edle Geſchoͤpf Gottes hatte
nicht Naum in dieſer Herberge!
Solte man wohl nach dieſen Datis glauben,
der Juſtizrath habe keinen Dienſtverſtand! —
Die Herren Rechtsgelehrten lernen die Geſetze;
allein ſelten den Menſchen. Es giebt Leiden-
ſchaften, die jeder billiget, weil ſie mit ihm
ſelbſt ſtimmig ſind. Wer zuͤrnt uͤber den Zorn,
wenn der Eifer uͤber eine Beleidigung kommt,
die ins Allgemeine geht! Ein dergleichen Ei-
ferer heißt ein Patriot! — Trift der Eifer ei-
nen Lehrer, der ein falſcher Muͤnzer iſt, der
Worte fuͤr Sachen verkauft, Schifszwie-
backe fuͤr Manna ausgiebt, oder auch einen
ſolchen, der ſeinem moraliſchen Vortrage durch
ſeinen Lebenswandel widerſpricht, dann iſt die-
ſer Eifer, ein Eifer fuͤr des Herrn Haus.
Bey dieſer Gelegenheit, da wir dem, was ins
Allgemeine ſchlaͤgt, Gerechtigkeit wiederfah-
ren ließen, fieng der Prediger an: es iſt ſo
eine Sache mit dem lieben Allgemeinen!
Wir wollen nur Thatſachen, die aufs Allge-
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/416>, abgerufen am 22.11.2024.
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