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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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Der Graf, den der Türkenkrieg blos des Ob-
servationsstübchens halber intreßirt hatte,
wovon ich ihm einige Winke gegeben, nahnt
an meinem Adel so viel Antheil, daß die Ob-
servation jetzt auf meiner Seite war. Mein
Gott! wie kann doch jemand, der täglich
stirbt, an dergleichen Kleinigkeiten Theil neh-
men! Vorurtheile, gegen die doch der Mann,
der sich vom Haufen unterscheidet, angehen
soll, können die auch solch einen Mann -- so
beherrschen? -- Es gieng mir nahe, diese
Bühne aufgezogen zu sehen! -- Sein erster
Blick that gleich zehn Fragen an mich, und
so lieb es mir war, den Herrn Inspektor noch
zu sehen; so war ich doch im ersten Augenblick
nahe dran, zu wünschen, daß er lieber mit
seiner Hausehre beym Herrn Hauptmann ge-
blieben, als uns gestöhrt hätte! --

Der Graf wolte die Lebensläufe aller
meiner Ahnen! Lieber Graf! ich weiß sie selbst
noch nicht, und suche noch hie und da Lücken
auszufüllen. Zeit bringt Rosen! Wenn Sie
Geduld haben, die jedem Noth ist, und Gott
ihnen das Leben fristet, so sollen Sie im drit-
ten Theil meinen Vater und im vierten mei-
nen Grosvater von oben ab sehen! Gleich
ein Unterschied zwischen mir und der andern

Gesell-
D d 2

Der Graf, den der Tuͤrkenkrieg blos des Ob-
ſervationsſtuͤbchens halber intreßirt hatte,
wovon ich ihm einige Winke gegeben, nahnt
an meinem Adel ſo viel Antheil, daß die Ob-
ſervation jetzt auf meiner Seite war. Mein
Gott! wie kann doch jemand, der taͤglich
ſtirbt, an dergleichen Kleinigkeiten Theil neh-
men! Vorurtheile, gegen die doch der Mann,
der ſich vom Haufen unterſcheidet, angehen
ſoll, koͤnnen die auch ſolch einen Mann — ſo
beherrſchen? — Es gieng mir nahe, dieſe
Buͤhne aufgezogen zu ſehen! — Sein erſter
Blick that gleich zehn Fragen an mich, und
ſo lieb es mir war, den Herrn Inſpektor noch
zu ſehen; ſo war ich doch im erſten Augenblick
nahe dran, zu wuͤnſchen, daß er lieber mit
ſeiner Hausehre beym Herrn Hauptmann ge-
blieben, als uns geſtoͤhrt haͤtte! —

Der Graf wolte die Lebenslaͤufe aller
meiner Ahnen! Lieber Graf! ich weiß ſie ſelbſt
noch nicht, und ſuche noch hie und da Luͤcken
auszufuͤllen. Zeit bringt Roſen! Wenn Sie
Geduld haben, die jedem Noth iſt, und Gott
ihnen das Leben friſtet, ſo ſollen Sie im drit-
ten Theil meinen Vater und im vierten mei-
nen Grosvater von oben ab ſehen! Gleich
ein Unterſchied zwiſchen mir und der andern

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[419/0427] Der Graf, den der Tuͤrkenkrieg blos des Ob- ſervationsſtuͤbchens halber intreßirt hatte, wovon ich ihm einige Winke gegeben, nahnt an meinem Adel ſo viel Antheil, daß die Ob- ſervation jetzt auf meiner Seite war. Mein Gott! wie kann doch jemand, der taͤglich ſtirbt, an dergleichen Kleinigkeiten Theil neh- men! Vorurtheile, gegen die doch der Mann, der ſich vom Haufen unterſcheidet, angehen ſoll, koͤnnen die auch ſolch einen Mann — ſo beherrſchen? — Es gieng mir nahe, dieſe Buͤhne aufgezogen zu ſehen! — Sein erſter Blick that gleich zehn Fragen an mich, und ſo lieb es mir war, den Herrn Inſpektor noch zu ſehen; ſo war ich doch im erſten Augenblick nahe dran, zu wuͤnſchen, daß er lieber mit ſeiner Hausehre beym Herrn Hauptmann ge- blieben, als uns geſtoͤhrt haͤtte! — Der Graf wolte die Lebenslaͤufe aller meiner Ahnen! Lieber Graf! ich weiß ſie ſelbſt noch nicht, und ſuche noch hie und da Luͤcken auszufuͤllen. Zeit bringt Roſen! Wenn Sie Geduld haben, die jedem Noth iſt, und Gott ihnen das Leben friſtet, ſo ſollen Sie im drit- ten Theil meinen Vater und im vierten mei- nen Grosvater von oben ab ſehen! Gleich ein Unterſchied zwiſchen mir und der andern Geſell- D d 2

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/427>, abgerufen am 22.11.2024.