Der Inspektor und seine Frau! -- Sie waren zum Prediger nach L -- gekommen, und von L -- zum Grafen, ob sie es sich gleich erst die künftige Woche zu thun vorgesetzet. Ich war Major und von Adel, und freylich hätte die Subordination gelitten, wenn Ben- jamin, wie er sich ausdruckte, ermangelt hät- te -- -- Wie machst du es mit deiner Stelle? Er hatte den Einnehmer damit belehnt, lieber Major! erwiederte die Frau Inspektorin für den Herrn Inspektor. Das heißt wohl sein Amt an den Nagel hängen. Noch dasselbe Gesicht zur Schau, das die Frau Inspektorin beym Gutbesitzer und Edelmann aufschlug! -- Er selbst auch noch die nemliche Subordina- tion. Bey ihm würkte der Edelmann, bey seiner Frau der Gutsbesitzer! -- Er war aus Curland, sie aus Preußen. Bey diesen Schaugesichtern war es kein Wunder, daß die Sache weiter gieng! und an den Grafen kam, dem die Nachricht eben so, wie der Frau Inspektorin auffiel. Ihnen, lieber Graf! der Sie täglich sterben? -- Gretchen allein war wie vorhin! -- Der Justizrath reusperte sich ein wenig, da er zum erstenmal mit dem adlichen Major, dem Erbherrn auf -- sprach! -- Dem Prediger war nichts anzumerken! --
Der
Der Inſpektor und ſeine Frau! — Sie waren zum Prediger nach L — gekommen, und von L — zum Grafen, ob ſie es ſich gleich erſt die kuͤnftige Woche zu thun vorgeſetzet. Ich war Major und von Adel, und freylich haͤtte die Subordination gelitten, wenn Ben- jamin, wie er ſich ausdruckte, ermangelt haͤt- te — — Wie machſt du es mit deiner Stelle? Er hatte den Einnehmer damit belehnt, lieber Major! erwiederte die Frau Inſpektorin fuͤr den Herrn Inſpektor. Das heißt wohl ſein Amt an den Nagel haͤngen. Noch daſſelbe Geſicht zur Schau, das die Frau Inſpektorin beym Gutbeſitzer und Edelmann aufſchlug! — Er ſelbſt auch noch die nemliche Subordina- tion. Bey ihm wuͤrkte der Edelmann, bey ſeiner Frau der Gutsbeſitzer! — Er war aus Curland, ſie aus Preußen. Bey dieſen Schaugeſichtern war es kein Wunder, daß die Sache weiter gieng! und an den Grafen kam, dem die Nachricht eben ſo, wie der Frau Inſpektorin auffiel. Ihnen, lieber Graf! der Sie taͤglich ſterben? — Gretchen allein war wie vorhin! — Der Juſtizrath reuſperte ſich ein wenig, da er zum erſtenmal mit dem adlichen Major, dem Erbherrn auf — ſprach! — Dem Prediger war nichts anzumerken! —
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Der Inſpektor und ſeine Frau! — Sie
waren zum Prediger nach L — gekommen,
und von L — zum Grafen, ob ſie es ſich gleich
erſt die kuͤnftige Woche zu thun vorgeſetzet.
Ich war Major und von Adel, und freylich
haͤtte die Subordination gelitten, wenn Ben-
jamin, wie er ſich ausdruckte, ermangelt haͤt-
te — — Wie machſt du es mit deiner Stelle?
Er hatte den Einnehmer damit belehnt, lieber
Major! erwiederte die Frau Inſpektorin fuͤr
den Herrn Inſpektor. Das heißt wohl ſein
Amt an den Nagel haͤngen. Noch daſſelbe
Geſicht zur Schau, das die Frau Inſpektorin
beym Gutbeſitzer und Edelmann aufſchlug! —
Er ſelbſt auch noch die nemliche Subordina-
tion. Bey ihm wuͤrkte der Edelmann, bey
ſeiner Frau der Gutsbeſitzer! — Er war aus
Curland, ſie aus Preußen. Bey dieſen
Schaugeſichtern war es kein Wunder, daß
die Sache weiter gieng! und an den Grafen
kam, dem die Nachricht eben ſo, wie der Frau
Inſpektorin auffiel. Ihnen, lieber Graf!
der Sie taͤglich ſterben? — Gretchen allein
war wie vorhin! — Der Juſtizrath reuſperte
ſich ein wenig, da er zum erſtenmal mit dem
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— Dem Prediger war nichts anzumerken! —
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/426>, abgerufen am 22.11.2024.
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