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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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heißt, nach Liefland auf das Gut, so die Kay-
serin mir verehret. Ich hatte meinen Rechts-
freund nach Mitau citirt, um da mit ihm
alles fein zu berichtigen. Mitau, nach Junker
Gotthards Meynung, die Hauptstadt der
Welt, nahm ich aus, sonst wolt' ich Curland
ansehen, wie eine Herberge, wo man durchs
Fenster sieht, ob das zerbrochene Rad nicht
wieder im Stande ist! War denn Lot nicht
todt, Abrahams Verwandter? Und Jun-
ker Gotthard? den hatt ich fein säuberlich
gleichfals nach Mitau beschieden, um sich
hier zu rechter früher Tageszeit einzufin-
den! -- Die Gräber der Eltern machen
keine Gegend zur gelobten. Wenn ich ge-
legnere Zeit habe, dacht' ich! -- Ihre See-
len, die in Abrahams Schoos von den Engeln
getragen sind, werden mir immer wie gegen-
wärtig vor Augen schweben! --

Gotthardten fand ich nicht -- Der
Rechtsfreund, der wohl wußte, was eine
Citation war, hatte die Tagefarth eingehal-
ten, ein junger Mann mit einer unbefange-
nen Stirn. Meine Leser würden ihm ihre
Rechtssachen ohne Bedenken übertragen. Ich
gab ihm eine Quittung für sich, seine Erben
und Erbnehmer, wegen meiner wohlbesorgten

Erb-

heißt, nach Liefland auf das Gut, ſo die Kay-
ſerin mir verehret. Ich hatte meinen Rechts-
freund nach Mitau citirt, um da mit ihm
alles fein zu berichtigen. Mitau, nach Junker
Gotthards Meynung, die Hauptſtadt der
Welt, nahm ich aus, ſonſt wolt’ ich Curland
anſehen, wie eine Herberge, wo man durchs
Fenſter ſieht, ob das zerbrochene Rad nicht
wieder im Stande iſt! War denn Lot nicht
todt, Abrahams Verwandter? Und Jun-
ker Gotthard? den hatt ich fein ſaͤuberlich
gleichfals nach Mitau beſchieden, um ſich
hier zu rechter fruͤher Tageszeit einzufin-
den! — Die Graͤber der Eltern machen
keine Gegend zur gelobten. Wenn ich ge-
legnere Zeit habe, dacht’ ich! — Ihre See-
len, die in Abrahams Schoos von den Engeln
getragen ſind, werden mir immer wie gegen-
waͤrtig vor Augen ſchweben! —

Gotthardten fand ich nicht — Der
Rechtsfreund, der wohl wußte, was eine
Citation war, hatte die Tagefarth eingehal-
ten, ein junger Mann mit einer unbefange-
nen Stirn. Meine Leſer wuͤrden ihm ihre
Rechtsſachen ohne Bedenken uͤbertragen. Ich
gab ihm eine Quittung fuͤr ſich, ſeine Erben
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[431/0439] heißt, nach Liefland auf das Gut, ſo die Kay- ſerin mir verehret. Ich hatte meinen Rechts- freund nach Mitau citirt, um da mit ihm alles fein zu berichtigen. Mitau, nach Junker Gotthards Meynung, die Hauptſtadt der Welt, nahm ich aus, ſonſt wolt’ ich Curland anſehen, wie eine Herberge, wo man durchs Fenſter ſieht, ob das zerbrochene Rad nicht wieder im Stande iſt! War denn Lot nicht todt, Abrahams Verwandter? Und Jun- ker Gotthard? den hatt ich fein ſaͤuberlich gleichfals nach Mitau beſchieden, um ſich hier zu rechter fruͤher Tageszeit einzufin- den! — Die Graͤber der Eltern machen keine Gegend zur gelobten. Wenn ich ge- legnere Zeit habe, dacht’ ich! — Ihre See- len, die in Abrahams Schoos von den Engeln getragen ſind, werden mir immer wie gegen- waͤrtig vor Augen ſchweben! — Gotthardten fand ich nicht — Der Rechtsfreund, der wohl wußte, was eine Citation war, hatte die Tagefarth eingehal- ten, ein junger Mann mit einer unbefange- nen Stirn. Meine Leſer wuͤrden ihm ihre Rechtsſachen ohne Bedenken uͤbertragen. Ich gab ihm eine Quittung fuͤr ſich, ſeine Erben und Erbnehmer, wegen meiner wohlbeſorgten Erb-

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/439>, abgerufen am 22.11.2024.