Ich übergab Minens Grab! Segnete die ganze gelobte Gegend und schied --
Ich werd es nicht mehr wiedersehen, sagt' ich zu Gretchen, und zeigt' aufs Grab, nachdem die Ceremonie vorbey war! -- Die Frau In- spektorinn hatte wie ein Kind geweint, und kein Gedanke war ihr angewandelt, ihren Rang mit dem Rang einer Justizräthin in die Schaale zu legen! --
Am jüngsten Tage, sagte Gretchen, wenn die ganze Erde, setzte die Frau Inspektorin hinzu, nur ein Grab ist! -- Der Pastor umarmte mich und bückte sich tief! -- Der Inspektor sah auf sein lahmes Bein, als wolt' er sagen, dies Dach ist mir zu hoch --
Der Drosselpastor war nicht mehr in -- Ich wolte mein Pfand einlösen, und mich ihm aufdringen; allein er war weit wegge- zogen, und sein Nachfolger hielt keine Lei- chenpredigten, nach Art des vorigen! Er war seiner Esausstelle angemessen, und ein gewaltiger Drosselfänger! --
Meine Absicht war, so schleunig als mög- lich nach meiner Heimath zu gehen, das
heißt,
Ich uͤbergab Minens Grab! Segnete die ganze gelobte Gegend und ſchied —
Ich werd es nicht mehr wiederſehen, ſagt’ ich zu Gretchen, und zeigt’ aufs Grab, nachdem die Ceremonie vorbey war! — Die Frau In- ſpektorinn hatte wie ein Kind geweint, und kein Gedanke war ihr angewandelt, ihren Rang mit dem Rang einer Juſtizraͤthin in die Schaale zu legen! —
Am juͤngſten Tage, ſagte Gretchen, wenn die ganze Erde, ſetzte die Frau Inſpektorin hinzu, nur ein Grab iſt! — Der Paſtor umarmte mich und buͤckte ſich tief! — Der Inſpektor ſah auf ſein lahmes Bein, als wolt’ er ſagen, dies Dach iſt mir zu hoch —
Der Droſſelpaſtor war nicht mehr in — Ich wolte mein Pfand einloͤſen, und mich ihm aufdringen; allein er war weit wegge- zogen, und ſein Nachfolger hielt keine Lei- chenpredigten, nach Art des vorigen! Er war ſeiner Eſausſtelle angemeſſen, und ein gewaltiger Droſſelfaͤnger! —
Meine Abſicht war, ſo ſchleunig als moͤg- lich nach meiner Heimath zu gehen, das
heißt,
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0438"n="430"/><p>Ich uͤbergab Minens Grab! Segnete die<lb/>
ganze gelobte Gegend und ſchied —</p><lb/><p>Ich werd es nicht mehr wiederſehen, ſagt’<lb/>
ich zu Gretchen, und zeigt’ aufs Grab, nachdem<lb/>
die Ceremonie vorbey war! — Die Frau In-<lb/>ſpektorinn hatte wie ein Kind geweint, und kein<lb/>
Gedanke war ihr angewandelt, ihren Rang<lb/>
mit dem Rang einer Juſtizraͤthin in die<lb/>
Schaale zu legen! —</p><lb/><p>Am juͤngſten Tage, ſagte Gretchen, wenn<lb/>
die ganze Erde, ſetzte die Frau Inſpektorin<lb/>
hinzu, nur ein Grab iſt! — Der Paſtor<lb/>
umarmte mich und buͤckte ſich tief! — Der<lb/>
Inſpektor ſah auf ſein lahmes Bein, als<lb/>
wolt’ er ſagen, dies Dach iſt mir zu<lb/>
hoch —</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>Der Droſſelpaſtor war nicht mehr in —<lb/>
Ich wolte mein Pfand einloͤſen, und mich<lb/>
ihm aufdringen; allein er war weit wegge-<lb/>
zogen, und ſein Nachfolger hielt keine Lei-<lb/>
chenpredigten, nach Art des vorigen! Er<lb/>
war ſeiner Eſausſtelle angemeſſen, und ein<lb/>
gewaltiger Droſſelfaͤnger! —</p><lb/><p>Meine Abſicht war, ſo ſchleunig als moͤg-<lb/>
lich nach meiner Heimath zu gehen, das<lb/><fwplace="bottom"type="catch">heißt,</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[430/0438]
Ich uͤbergab Minens Grab! Segnete die
ganze gelobte Gegend und ſchied —
Ich werd es nicht mehr wiederſehen, ſagt’
ich zu Gretchen, und zeigt’ aufs Grab, nachdem
die Ceremonie vorbey war! — Die Frau In-
ſpektorinn hatte wie ein Kind geweint, und kein
Gedanke war ihr angewandelt, ihren Rang
mit dem Rang einer Juſtizraͤthin in die
Schaale zu legen! —
Am juͤngſten Tage, ſagte Gretchen, wenn
die ganze Erde, ſetzte die Frau Inſpektorin
hinzu, nur ein Grab iſt! — Der Paſtor
umarmte mich und buͤckte ſich tief! — Der
Inſpektor ſah auf ſein lahmes Bein, als
wolt’ er ſagen, dies Dach iſt mir zu
hoch —
Der Droſſelpaſtor war nicht mehr in —
Ich wolte mein Pfand einloͤſen, und mich
ihm aufdringen; allein er war weit wegge-
zogen, und ſein Nachfolger hielt keine Lei-
chenpredigten, nach Art des vorigen! Er
war ſeiner Eſausſtelle angemeſſen, und ein
gewaltiger Droſſelfaͤnger! —
Meine Abſicht war, ſo ſchleunig als moͤg-
lich nach meiner Heimath zu gehen, das
heißt,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 430. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/438>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.