Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

Bild:
<< vorherige Seite
Mein Leib und Seel befehl ich dir,
O Herr! ein selig End gib mir!

Das war nach Minens Tod ihr immer-
währender Seufzer! Ach wenn werd ich da-
hin kommen, daß ich Gottes Angesicht schaue!
Ich habe Lust abzuscheiden! Sie war getreu
bis in den Tod, und wahrlich, wahrlich, sie
hat das Ende des Glaubens, der Seelen See-
ligkeit, die Krone des Lebens, davon getra-
gen. -- Solch ein Weib stirbt nicht alle Tage!
Wenn der hochgräfliche Todtengräber sie hätt'
observiren können, was hätte er drum gege-
ben! Elias sprach zu Elisa: bitte, was ich
dir thun soll, ehe ich von dir genommen wer-
de. Elisa sprach: daß dein Geist bey mir sey
zwiefältig. -- Sollt' ich mich trügen, wenn
ich behaupte, daß viele diesen Wunsch hinauf
gethan? -- Nun so mögen die Prophetenkin-
der allen diesen guten sanften Biederseelen das
Zeugnis geben, das sie Elisen gaben: Der
Geist Eliä ruhet auf Elisa, ruhet auf diesen
Wünschenden! Er ruhe wohl! --

Meine Leser werden sich mit leichter Mü-
he erinnern, daß mein Vater in seiner Bibel,
beym Hauptmann zu Capernaum und bey
drey Obersten Zeichen eingeleget, nicht min-
der überall, wo das Schwerd schlägt, das

Fähn-
Mein Leib und Seel befehl ich dir,
O Herr! ein ſelig End gib mir!

Das war nach Minens Tod ihr immer-
waͤhrender Seufzer! Ach wenn werd ich da-
hin kommen, daß ich Gottes Angeſicht ſchaue!
Ich habe Luſt abzuſcheiden! Sie war getreu
bis in den Tod, und wahrlich, wahrlich, ſie
hat das Ende des Glaubens, der Seelen See-
ligkeit, die Krone des Lebens, davon getra-
gen. — Solch ein Weib ſtirbt nicht alle Tage!
Wenn der hochgraͤfliche Todtengraͤber ſie haͤtt’
obſerviren koͤnnen, was haͤtte er drum gege-
ben! Elias ſprach zu Eliſa: bitte, was ich
dir thun ſoll, ehe ich von dir genommen wer-
de. Eliſa ſprach: daß dein Geiſt bey mir ſey
zwiefaͤltig. — Sollt’ ich mich truͤgen, wenn
ich behaupte, daß viele dieſen Wunſch hinauf
gethan? — Nun ſo moͤgen die Prophetenkin-
der allen dieſen guten ſanften Biederſeelen das
Zeugnis geben, das ſie Eliſen gaben: Der
Geiſt Eliaͤ ruhet auf Eliſa, ruhet auf dieſen
Wuͤnſchenden! Er ruhe wohl! —

Meine Leſer werden ſich mit leichter Muͤ-
he erinnern, daß mein Vater in ſeiner Bibel,
beym Hauptmann zu Capernaum und bey
drey Oberſten Zeichen eingeleget, nicht min-
der uͤberall, wo das Schwerd ſchlaͤgt, das

Faͤhn-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0044" n="38"/>
        <lg type="poem">
          <l>Mein Leib und Seel befehl ich dir,</l><lb/>
          <l>O Herr! ein &#x017F;elig End gib mir!</l>
        </lg><lb/>
        <p>Das war nach Minens Tod ihr immer-<lb/>
wa&#x0364;hrender Seufzer! Ach wenn werd ich da-<lb/>
hin kommen, daß ich Gottes Ange&#x017F;icht &#x017F;chaue!<lb/>
Ich habe Lu&#x017F;t abzu&#x017F;cheiden! Sie war getreu<lb/>
bis in den Tod, und wahrlich, wahrlich, &#x017F;ie<lb/>
hat das Ende des Glaubens, der Seelen See-<lb/>
ligkeit, die Krone des Lebens, davon getra-<lb/>
gen. &#x2014; Solch ein Weib &#x017F;tirbt nicht alle Tage!<lb/>
Wenn der hochgra&#x0364;fliche Todtengra&#x0364;ber &#x017F;ie ha&#x0364;tt&#x2019;<lb/>
ob&#x017F;erviren ko&#x0364;nnen, was ha&#x0364;tte er drum gege-<lb/>
ben! Elias &#x017F;prach zu Eli&#x017F;a: bitte, was ich<lb/>
dir thun &#x017F;oll, ehe ich von dir genommen wer-<lb/>
de. Eli&#x017F;a &#x017F;prach: daß dein Gei&#x017F;t bey mir &#x017F;ey<lb/>
zwiefa&#x0364;ltig. &#x2014; Sollt&#x2019; ich mich tru&#x0364;gen, wenn<lb/>
ich behaupte, daß viele die&#x017F;en Wun&#x017F;ch hinauf<lb/>
gethan? &#x2014; Nun &#x017F;o mo&#x0364;gen die Prophetenkin-<lb/>
der allen die&#x017F;en guten &#x017F;anften Bieder&#x017F;eelen das<lb/>
Zeugnis geben, das &#x017F;ie Eli&#x017F;en gaben: Der<lb/>
Gei&#x017F;t Elia&#x0364; ruhet auf Eli&#x017F;a, ruhet auf die&#x017F;en<lb/>
Wu&#x0364;n&#x017F;chenden! Er ruhe wohl! &#x2014;</p><lb/>
        <p>Meine Le&#x017F;er werden &#x017F;ich mit leichter Mu&#x0364;-<lb/>
he erinnern, daß mein Vater in &#x017F;einer Bibel,<lb/>
beym Hauptmann zu Capernaum und bey<lb/>
drey Ober&#x017F;ten Zeichen eingeleget, nicht min-<lb/>
der u&#x0364;berall, wo das Schwerd &#x017F;chla&#x0364;gt, das<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Fa&#x0364;hn-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[38/0044] Mein Leib und Seel befehl ich dir, O Herr! ein ſelig End gib mir! Das war nach Minens Tod ihr immer- waͤhrender Seufzer! Ach wenn werd ich da- hin kommen, daß ich Gottes Angeſicht ſchaue! Ich habe Luſt abzuſcheiden! Sie war getreu bis in den Tod, und wahrlich, wahrlich, ſie hat das Ende des Glaubens, der Seelen See- ligkeit, die Krone des Lebens, davon getra- gen. — Solch ein Weib ſtirbt nicht alle Tage! Wenn der hochgraͤfliche Todtengraͤber ſie haͤtt’ obſerviren koͤnnen, was haͤtte er drum gege- ben! Elias ſprach zu Eliſa: bitte, was ich dir thun ſoll, ehe ich von dir genommen wer- de. Eliſa ſprach: daß dein Geiſt bey mir ſey zwiefaͤltig. — Sollt’ ich mich truͤgen, wenn ich behaupte, daß viele dieſen Wunſch hinauf gethan? — Nun ſo moͤgen die Prophetenkin- der allen dieſen guten ſanften Biederſeelen das Zeugnis geben, das ſie Eliſen gaben: Der Geiſt Eliaͤ ruhet auf Eliſa, ruhet auf dieſen Wuͤnſchenden! Er ruhe wohl! — Meine Leſer werden ſich mit leichter Muͤ- he erinnern, daß mein Vater in ſeiner Bibel, beym Hauptmann zu Capernaum und bey drey Oberſten Zeichen eingeleget, nicht min- der uͤberall, wo das Schwerd ſchlaͤgt, das Faͤhn-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/44
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/44>, abgerufen am 03.12.2024.