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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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brachte Herr v. W -- als Brautsvater mir
so sichtbarlich entgegen, daß ich mich nicht
entbrechen konnte zu sagen: Man könnte aus
dem Untergange der heutigen Sonne sehen,
was für ein schöner Tag uns morgen erwarte!
Seine Kleidung ganz fröhlich und guter
Dinge. Herr v. G -- sagte dem guten Herrn
v. W -- bey einem seiner Halbfeste: Bru-
der! du bist wie ein Dambrett gekleidet! Gu-
ter lieber G -- heute hättest du den Braut-
vater sehen sollen! --

Ich ward ins Gastzimmer gebracht, wo
ich die Hand der Frau v. W -- nicht ver-
kannte! Wie natürlich schön! -- Da Herr
v. W -- kein Wort an Junker Gotthard
dachte, den ich doch so gewiß als zwey mahl
zwey vier den Tag vor seiner Verlobung in --
erwarten konnte, gieng ich auch von meiner
Regel ab. Zwar stieg ich nicht, wie der Herr
Inspektor Darius zu Dach; allein es war
mir nie möglich auch in gutem Sinn mich
unter die Bäume im Garten zu verstecken,
und mir Schürzen von Feigenblättern zuzu-
schneiden? Jetzt vergalt ich Gleiches mit
Gleichem, that so zurückhaltend, wie Herr
v. W -- es war. So gern ich also vom gu-
ten Junker Gotthard und vom Fräulein Tin-

chen
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brachte Herr v. W — als Brautsvater mir
ſo ſichtbarlich entgegen, daß ich mich nicht
entbrechen konnte zu ſagen: Man koͤnnte aus
dem Untergange der heutigen Sonne ſehen,
was fuͤr ein ſchoͤner Tag uns morgen erwarte!
Seine Kleidung ganz froͤhlich und guter
Dinge. Herr v. G — ſagte dem guten Herrn
v. W — bey einem ſeiner Halbfeſte: Bru-
der! du biſt wie ein Dambrett gekleidet! Gu-
ter lieber G — heute haͤtteſt du den Braut-
vater ſehen ſollen! —

Ich ward ins Gaſtzimmer gebracht, wo
ich die Hand der Frau v. W — nicht ver-
kannte! Wie natuͤrlich ſchoͤn! — Da Herr
v. W — kein Wort an Junker Gotthard
dachte, den ich doch ſo gewiß als zwey mahl
zwey vier den Tag vor ſeiner Verlobung in —
erwarten konnte, gieng ich auch von meiner
Regel ab. Zwar ſtieg ich nicht, wie der Herr
Inſpektor Darius zu Dach; allein es war
mir nie moͤglich auch in gutem Sinn mich
unter die Baͤume im Garten zu verſtecken,
und mir Schuͤrzen von Feigenblaͤttern zuzu-
ſchneiden? Jetzt vergalt ich Gleiches mit
Gleichem, that ſo zuruͤckhaltend, wie Herr
v. W — es war. So gern ich alſo vom gu-
ten Junker Gotthard und vom Fraͤulein Tin-

chen
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[439/0447] brachte Herr v. W — als Brautsvater mir ſo ſichtbarlich entgegen, daß ich mich nicht entbrechen konnte zu ſagen: Man koͤnnte aus dem Untergange der heutigen Sonne ſehen, was fuͤr ein ſchoͤner Tag uns morgen erwarte! Seine Kleidung ganz froͤhlich und guter Dinge. Herr v. G — ſagte dem guten Herrn v. W — bey einem ſeiner Halbfeſte: Bru- der! du biſt wie ein Dambrett gekleidet! Gu- ter lieber G — heute haͤtteſt du den Braut- vater ſehen ſollen! — Ich ward ins Gaſtzimmer gebracht, wo ich die Hand der Frau v. W — nicht ver- kannte! Wie natuͤrlich ſchoͤn! — Da Herr v. W — kein Wort an Junker Gotthard dachte, den ich doch ſo gewiß als zwey mahl zwey vier den Tag vor ſeiner Verlobung in — erwarten konnte, gieng ich auch von meiner Regel ab. Zwar ſtieg ich nicht, wie der Herr Inſpektor Darius zu Dach; allein es war mir nie moͤglich auch in gutem Sinn mich unter die Baͤume im Garten zu verſtecken, und mir Schuͤrzen von Feigenblaͤttern zuzu- ſchneiden? Jetzt vergalt ich Gleiches mit Gleichem, that ſo zuruͤckhaltend, wie Herr v. W — es war. So gern ich alſo vom gu- ten Junker Gotthard und vom Fraͤulein Tin- chen E e 4

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 439. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/447>, abgerufen am 22.11.2024.