Sprachfeinheit! -- Ein dummdreister Mund und ein liebliches Wort! -- Man seh nur, wie die Franzosen ihren Mesdames begeg- nen! Sie verstehen, in Feinheit grob zu seyn. Sie gehen, als wenn sie einen guten Freund auf der Schulter balancirten, oder wie der letzte Taschenspieler, der eine Pfeife auf der Nase tanzen lies. Zur Höflichkeit, zur Festlichkeit, gehört auch ein Körper, der etwas auf sich nehmen kann. Ein gewißer Wuchs ist schon an sich festlich, und wenn sich ein Zwerg bückt, ist das höflich? -- Da fällt mir immer der Bericht ein, den ein General dem verstorbenen Könige von Preussen über Paris erstattete: Alles Aus- schuß! Allergnädigster Herr! Kein Hofcava- lier, der sieben mißt! -- Was ich den Franzosen nicht gönne, ist das Wort Servante, Das deutsche Dienerin ist nicht hin nicht her, und Magd! Pfuy übers Kopftuch! Wir hielten über diese Materie ein Gespräch, an dem ich, wie der Inhalt es zeigen wird, we- nig Antheil nahm. Ich sah lieber Tinchen im Waßer, als daß ich das Fest der Deutschen wiederhohlte.
Der Franzose ist auswendig gelernt, der Deutsche nimmt sich, wie er sich findet; der
erste
Sprachfeinheit! — Ein dummdreiſter Mund und ein liebliches Wort! — Man ſeh nur, wie die Franzoſen ihren Mesdames begeg- nen! Sie verſtehen, in Feinheit grob zu ſeyn. Sie gehen, als wenn ſie einen guten Freund auf der Schulter balancirten, oder wie der letzte Taſchenſpieler, der eine Pfeife auf der Naſe tanzen lies. Zur Hoͤflichkeit, zur Feſtlichkeit, gehoͤrt auch ein Koͤrper, der etwas auf ſich nehmen kann. Ein gewißer Wuchs iſt ſchon an ſich feſtlich, und wenn ſich ein Zwerg buͤckt, iſt das hoͤflich? — Da faͤllt mir immer der Bericht ein, den ein General dem verſtorbenen Koͤnige von Preuſſen uͤber Paris erſtattete: Alles Aus- ſchuß! Allergnaͤdigſter Herr! Kein Hofcava- lier, der ſieben mißt! — Was ich den Franzoſen nicht goͤnne, iſt das Wort Servante, Das deutſche Dienerin iſt nicht hin nicht her, und Magd! Pfuy uͤbers Kopftuch! Wir hielten uͤber dieſe Materie ein Geſpraͤch, an dem ich, wie der Inhalt es zeigen wird, we- nig Antheil nahm. Ich ſah lieber Tinchen im Waßer, als daß ich das Feſt der Deutſchen wiederhohlte.
Der Franzoſe iſt auswendig gelernt, der Deutſche nimmt ſich, wie er ſich findet; der
erſte
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Sprachfeinheit! — Ein dummdreiſter Mund
und ein liebliches Wort! — Man ſeh nur,
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nen! Sie verſtehen, in Feinheit grob zu
ſeyn. Sie gehen, als wenn ſie einen guten
Freund auf der Schulter balancirten, oder
wie der letzte Taſchenſpieler, der eine Pfeife
auf der Naſe tanzen lies. Zur Hoͤflichkeit,
zur Feſtlichkeit, gehoͤrt auch ein Koͤrper, der
etwas auf ſich nehmen kann. Ein gewißer
Wuchs iſt ſchon an ſich feſtlich, und wenn
ſich ein Zwerg buͤckt, iſt das hoͤflich? —
Da faͤllt mir immer der Bericht ein, den
ein General dem verſtorbenen Koͤnige von
Preuſſen uͤber Paris erſtattete: Alles Aus-
ſchuß! Allergnaͤdigſter Herr! Kein Hofcava-
lier, der ſieben mißt! — Was ich den
Franzoſen nicht goͤnne, iſt das Wort Servante,
Das deutſche Dienerin iſt nicht hin nicht her,
und Magd! Pfuy uͤbers Kopftuch! Wir
hielten uͤber dieſe Materie ein Geſpraͤch, an
dem ich, wie der Inhalt es zeigen wird, we-
nig Antheil nahm. Ich ſah lieber Tinchen
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Der Franzoſe iſt auswendig gelernt, der
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/458>, abgerufen am 27.11.2024.
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