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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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ten. O des Erzcomplimentisten! mit seinem
Fort e piano und pianißimo --

Ich konnte die Nacht kein Auge schlüßen.
War es Wunder?

Tinchen, wie ihre Mutter des andern
Tages versicherte, hatte eine noch ärgere
Nacht gehabt! Die Nacht vor der Verlo-
bung, ist sie nicht würklich, wie meine Mut-
ter bey Gelegenheit ihres Romans, den sie
mit meinem Vater gespielt, sie nennet, eine
arme Sündernacht? --
in welcher Nacht ich lag so hart,
mit Finsternis umfangen --

Ich weis nicht, was mir war! Schla-
fen konnt ich nicht, gewacht hab ich auch
nicht! --

Der Verlobungstag erschien, an wel-
chem der Herr Grosvater des Herrn v. W --
mit der Frau Grosmutter sich ehelich ver-
bunden! und ward mit einer Feierlichkeit ein-
geläutet, die ihres gleichen nicht hatte. Daß
Herr v. W -- mit einem dicken Fuß wegen
der frisch angelegten weißseidenen Strümpfe
paradirte, bedarf keiner Anmerkung.

Ich sahe zeitig aus meinem Fenster, das
ich öfnete. Wahrlich! ich betete, so voll war
ich! Bey aufgestoßenem Fenster versteht sich.

Ich
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ten. O des Erzcomplimentiſten! mit ſeinem
Fort e piano und pianißimo

Ich konnte die Nacht kein Auge ſchluͤßen.
War es Wunder?

Tinchen, wie ihre Mutter des andern
Tages verſicherte, hatte eine noch aͤrgere
Nacht gehabt! Die Nacht vor der Verlo-
bung, iſt ſie nicht wuͤrklich, wie meine Mut-
ter bey Gelegenheit ihres Romans, den ſie
mit meinem Vater geſpielt, ſie nennet, eine
arme Suͤndernacht? —
in welcher Nacht ich lag ſo hart,
mit Finſternis umfangen —

Ich weis nicht, was mir war! Schla-
fen konnt ich nicht, gewacht hab ich auch
nicht! —

Der Verlobungstag erſchien, an wel-
chem der Herr Grosvater des Herrn v. W —
mit der Frau Grosmutter ſich ehelich ver-
bunden! und ward mit einer Feierlichkeit ein-
gelaͤutet, die ihres gleichen nicht hatte. Daß
Herr v. W — mit einem dicken Fuß wegen
der friſch angelegten weißſeidenen Struͤmpfe
paradirte, bedarf keiner Anmerkung.

Ich ſahe zeitig aus meinem Fenſter, das
ich oͤfnete. Wahrlich! ich betete, ſo voll war
ich! Bey aufgeſtoßenem Fenſter verſteht ſich.

Ich
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[457/0465] ten. O des Erzcomplimentiſten! mit ſeinem Fort e piano und pianißimo — Ich konnte die Nacht kein Auge ſchluͤßen. War es Wunder? Tinchen, wie ihre Mutter des andern Tages verſicherte, hatte eine noch aͤrgere Nacht gehabt! Die Nacht vor der Verlo- bung, iſt ſie nicht wuͤrklich, wie meine Mut- ter bey Gelegenheit ihres Romans, den ſie mit meinem Vater geſpielt, ſie nennet, eine arme Suͤndernacht? — in welcher Nacht ich lag ſo hart, mit Finſternis umfangen — Ich weis nicht, was mir war! Schla- fen konnt ich nicht, gewacht hab ich auch nicht! — Der Verlobungstag erſchien, an wel- chem der Herr Grosvater des Herrn v. W — mit der Frau Grosmutter ſich ehelich ver- bunden! und ward mit einer Feierlichkeit ein- gelaͤutet, die ihres gleichen nicht hatte. Daß Herr v. W — mit einem dicken Fuß wegen der friſch angelegten weißſeidenen Struͤmpfe paradirte, bedarf keiner Anmerkung. Ich ſahe zeitig aus meinem Fenſter, das ich oͤfnete. Wahrlich! ich betete, ſo voll war ich! Bey aufgeſtoßenem Fenſter verſteht ſich. Ich F f 5

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 457. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/465>, abgerufen am 27.11.2024.