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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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die Eheangelegenheiten ihre sieben magere
Jahre angetreten, giebts doch noch Adams-
und Evas-Ehen! -- --

Junker Gotthard empfand, daß er ge-
kommen, gesehen und nicht gesiegt hatte,
und gieng gerechtfertigt in sein Haus! -- Er
sahe ein, daß hier keine Aussicht für ihn wäre,
wenn er mit gutem Gewissen verfahren solte,
und es kostete ihm wenig Mühe umzusat-
teln, um aus seiner Sprache ein Wort an-
zubringen. Ich glaube, daß er nie mit dem
ernsten Gedanken zu Tinchen gekommen,
seine alte Rechte geltend zu machen, und
da er fand, daß das Waßer im Teiche
Betesda sichtbarlich nicht für ihn, sondern
für einen andern bewegt ward, hofte er,
nach der Liebe, daß, wenn ihm ja nach der
Eheklause eine Sehnsucht anwandeln solte,
ihm sein Kämmerchen nicht fehl schlagen
würde! --

Tinchen und Gotthard fanden bey diesem
Auftrit vollkommen ihre Rechnung; nur Tin-
chens Vater und Mutter waren nicht sonder-
lich erbaut, welches Gotthards mindester
Kummer war -- Ein Glück für Junker
Gotthardten war es, (denn sonst würd ihn
Herr v. W -- mit Höflichkeit verfolgt ha-

ben)
G g 4

die Eheangelegenheiten ihre ſieben magere
Jahre angetreten, giebts doch noch Adams-
und Evas-Ehen! — —

Junker Gotthard empfand, daß er ge-
kommen, geſehen und nicht geſiegt hatte,
und gieng gerechtfertigt in ſein Haus! — Er
ſahe ein, daß hier keine Ausſicht fuͤr ihn waͤre,
wenn er mit gutem Gewiſſen verfahren ſolte,
und es koſtete ihm wenig Muͤhe umzuſat-
teln, um aus ſeiner Sprache ein Wort an-
zubringen. Ich glaube, daß er nie mit dem
ernſten Gedanken zu Tinchen gekommen,
ſeine alte Rechte geltend zu machen, und
da er fand, daß das Waßer im Teiche
Betesda ſichtbarlich nicht fuͤr ihn, ſondern
fuͤr einen andern bewegt ward, hofte er,
nach der Liebe, daß, wenn ihm ja nach der
Eheklauſe eine Sehnſucht anwandeln ſolte,
ihm ſein Kaͤmmerchen nicht fehl ſchlagen
wuͤrde! —

Tinchen und Gotthard fanden bey dieſem
Auftrit vollkommen ihre Rechnung; nur Tin-
chens Vater und Mutter waren nicht ſonder-
lich erbaut, welches Gotthards mindeſter
Kummer war — Ein Gluͤck fuͤr Junker
Gotthardten war es, (denn ſonſt wuͤrd ihn
Herr v. W — mit Hoͤflichkeit verfolgt ha-

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[471/0479] die Eheangelegenheiten ihre ſieben magere Jahre angetreten, giebts doch noch Adams- und Evas-Ehen! — — Junker Gotthard empfand, daß er ge- kommen, geſehen und nicht geſiegt hatte, und gieng gerechtfertigt in ſein Haus! — Er ſahe ein, daß hier keine Ausſicht fuͤr ihn waͤre, wenn er mit gutem Gewiſſen verfahren ſolte, und es koſtete ihm wenig Muͤhe umzuſat- teln, um aus ſeiner Sprache ein Wort an- zubringen. Ich glaube, daß er nie mit dem ernſten Gedanken zu Tinchen gekommen, ſeine alte Rechte geltend zu machen, und da er fand, daß das Waßer im Teiche Betesda ſichtbarlich nicht fuͤr ihn, ſondern fuͤr einen andern bewegt ward, hofte er, nach der Liebe, daß, wenn ihm ja nach der Eheklauſe eine Sehnſucht anwandeln ſolte, ihm ſein Kaͤmmerchen nicht fehl ſchlagen wuͤrde! — Tinchen und Gotthard fanden bey dieſem Auftrit vollkommen ihre Rechnung; nur Tin- chens Vater und Mutter waren nicht ſonder- lich erbaut, welches Gotthards mindeſter Kummer war — Ein Gluͤck fuͤr Junker Gotthardten war es, (denn ſonſt wuͤrd ihn Herr v. W — mit Hoͤflichkeit verfolgt ha- ben) G g 4

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 471. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/479>, abgerufen am 29.11.2024.