die Eheangelegenheiten ihre sieben magere Jahre angetreten, giebts doch noch Adams- und Evas-Ehen! -- --
Junker Gotthard empfand, daß er ge- kommen, gesehen und nicht gesiegt hatte, und gieng gerechtfertigt in sein Haus! -- Er sahe ein, daß hier keine Aussicht für ihn wäre, wenn er mit gutem Gewissen verfahren solte, und es kostete ihm wenig Mühe umzusat- teln, um aus seiner Sprache ein Wort an- zubringen. Ich glaube, daß er nie mit dem ernsten Gedanken zu Tinchen gekommen, seine alte Rechte geltend zu machen, und da er fand, daß das Waßer im Teiche Betesda sichtbarlich nicht für ihn, sondern für einen andern bewegt ward, hofte er, nach der Liebe, daß, wenn ihm ja nach der Eheklause eine Sehnsucht anwandeln solte, ihm sein Kämmerchen nicht fehl schlagen würde! --
Tinchen und Gotthard fanden bey diesem Auftrit vollkommen ihre Rechnung; nur Tin- chens Vater und Mutter waren nicht sonder- lich erbaut, welches Gotthards mindester Kummer war -- Ein Glück für Junker Gotthardten war es, (denn sonst würd ihn Herr v. W -- mit Höflichkeit verfolgt ha-
ben)
G g 4
die Eheangelegenheiten ihre ſieben magere Jahre angetreten, giebts doch noch Adams- und Evas-Ehen! — —
Junker Gotthard empfand, daß er ge- kommen, geſehen und nicht geſiegt hatte, und gieng gerechtfertigt in ſein Haus! — Er ſahe ein, daß hier keine Ausſicht fuͤr ihn waͤre, wenn er mit gutem Gewiſſen verfahren ſolte, und es koſtete ihm wenig Muͤhe umzuſat- teln, um aus ſeiner Sprache ein Wort an- zubringen. Ich glaube, daß er nie mit dem ernſten Gedanken zu Tinchen gekommen, ſeine alte Rechte geltend zu machen, und da er fand, daß das Waßer im Teiche Betesda ſichtbarlich nicht fuͤr ihn, ſondern fuͤr einen andern bewegt ward, hofte er, nach der Liebe, daß, wenn ihm ja nach der Eheklauſe eine Sehnſucht anwandeln ſolte, ihm ſein Kaͤmmerchen nicht fehl ſchlagen wuͤrde! —
Tinchen und Gotthard fanden bey dieſem Auftrit vollkommen ihre Rechnung; nur Tin- chens Vater und Mutter waren nicht ſonder- lich erbaut, welches Gotthards mindeſter Kummer war — Ein Gluͤck fuͤr Junker Gotthardten war es, (denn ſonſt wuͤrd ihn Herr v. W — mit Hoͤflichkeit verfolgt ha-
ben)
G g 4
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0479"n="471"/>
die Eheangelegenheiten ihre ſieben magere<lb/>
Jahre angetreten, giebts doch noch Adams-<lb/>
und Evas-Ehen! ——</p><lb/><p>Junker Gotthard empfand, daß er ge-<lb/>
kommen, geſehen und nicht geſiegt hatte,<lb/>
und gieng gerechtfertigt in ſein Haus! — Er<lb/>ſahe ein, daß hier keine Ausſicht fuͤr ihn waͤre,<lb/>
wenn er mit gutem Gewiſſen verfahren ſolte,<lb/>
und es koſtete ihm wenig Muͤhe umzuſat-<lb/>
teln, um aus ſeiner Sprache ein Wort an-<lb/>
zubringen. Ich glaube, daß er nie mit dem<lb/>
ernſten Gedanken zu Tinchen gekommen,<lb/>ſeine alte Rechte geltend zu machen, und<lb/>
da er fand, daß das Waßer im Teiche<lb/>
Betesda ſichtbarlich nicht fuͤr ihn, ſondern<lb/>
fuͤr einen andern bewegt ward, hofte er,<lb/>
nach der Liebe, daß, wenn ihm ja nach der<lb/>
Eheklauſe eine Sehnſucht anwandeln ſolte,<lb/>
ihm ſein Kaͤmmerchen nicht fehl ſchlagen<lb/>
wuͤrde! —</p><lb/><p>Tinchen und Gotthard fanden bey dieſem<lb/>
Auftrit vollkommen ihre Rechnung; nur Tin-<lb/>
chens Vater und Mutter waren nicht ſonder-<lb/>
lich erbaut, welches Gotthards mindeſter<lb/>
Kummer war — Ein Gluͤck fuͤr Junker<lb/>
Gotthardten war es, (denn ſonſt wuͤrd ihn<lb/>
Herr v. W — mit Hoͤflichkeit verfolgt ha-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">G g 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">ben)</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[471/0479]
die Eheangelegenheiten ihre ſieben magere
Jahre angetreten, giebts doch noch Adams-
und Evas-Ehen! — —
Junker Gotthard empfand, daß er ge-
kommen, geſehen und nicht geſiegt hatte,
und gieng gerechtfertigt in ſein Haus! — Er
ſahe ein, daß hier keine Ausſicht fuͤr ihn waͤre,
wenn er mit gutem Gewiſſen verfahren ſolte,
und es koſtete ihm wenig Muͤhe umzuſat-
teln, um aus ſeiner Sprache ein Wort an-
zubringen. Ich glaube, daß er nie mit dem
ernſten Gedanken zu Tinchen gekommen,
ſeine alte Rechte geltend zu machen, und
da er fand, daß das Waßer im Teiche
Betesda ſichtbarlich nicht fuͤr ihn, ſondern
fuͤr einen andern bewegt ward, hofte er,
nach der Liebe, daß, wenn ihm ja nach der
Eheklauſe eine Sehnſucht anwandeln ſolte,
ihm ſein Kaͤmmerchen nicht fehl ſchlagen
wuͤrde! —
Tinchen und Gotthard fanden bey dieſem
Auftrit vollkommen ihre Rechnung; nur Tin-
chens Vater und Mutter waren nicht ſonder-
lich erbaut, welches Gotthards mindeſter
Kummer war — Ein Gluͤck fuͤr Junker
Gotthardten war es, (denn ſonſt wuͤrd ihn
Herr v. W — mit Hoͤflichkeit verfolgt ha-
ben)
G g 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 471. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/479>, abgerufen am 29.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.