hen! -- Zum Mückenfänger war ich me aufgelegt. War ich dazu zu kräftig, oder zu gut, das weiß ich nicht. Ich gab auf alle seine Reden, die er entweder vor sich oder gegen andere richtete, kein Wort. Da aber dies Mückchen eben hiedurch dreister ward, und sich gerad an meine Stirn klebte, sah ich mich gedrungen, es wegzuscheuchen. Un- fehlbar hatte unser Held einige Romane ge- lesen, wo der Zweykamf in einer Kinderlehre abgehandelt wird! -- Ihr lieben Herren! wenn ihr den Menschen da bessern wolt; so habt ihr eben nicht das rechte End ergriffen. Vorwärts, ihr Herren, zu allen Seiten stehe oder falle, was da will! Unser Mückenheld erwartete eine Catechismusantwort, und sah mich über Hals und Kopf blank. Was wol- len Sie, junger Mensch! Ihre Schwester? Die werd ich nicht nehmen, wenn Tine nicht selbst will, und wenn Tinens Eltern nicht wollen, Vater und Mutter. Was haben Sie für Rechte auf ihre Schwester, so lange ihre Eltern leben, und so lange Tine selbst denken und handeln kann? Unser Held steckte sein Schwert so nothdürftig in die Scheide, daß er den Namen v. K -- stammelte und sich eben nicht in der besten Ordnung zu-
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hen! — Zum Muͤckenfaͤnger war ich me aufgelegt. War ich dazu zu kraͤftig, oder zu gut, das weiß ich nicht. Ich gab auf alle ſeine Reden, die er entweder vor ſich oder gegen andere richtete, kein Wort. Da aber dies Muͤckchen eben hiedurch dreiſter ward, und ſich gerad an meine Stirn klebte, ſah ich mich gedrungen, es wegzuſcheuchen. Un- fehlbar hatte unſer Held einige Romane ge- leſen, wo der Zweykamf in einer Kinderlehre abgehandelt wird! — Ihr lieben Herren! wenn ihr den Menſchen da beſſern wolt; ſo habt ihr eben nicht das rechte End ergriffen. Vorwaͤrts, ihr Herren, zu allen Seiten ſtehe oder falle, was da will! Unſer Muͤckenheld erwartete eine Catechismusantwort, und ſah mich uͤber Hals und Kopf blank. Was wol- len Sie, junger Menſch! Ihre Schweſter? Die werd ich nicht nehmen, wenn Tine nicht ſelbſt will, und wenn Tinens Eltern nicht wollen, Vater und Mutter. Was haben Sie fuͤr Rechte auf ihre Schweſter, ſo lange ihre Eltern leben, und ſo lange Tine ſelbſt denken und handeln kann? Unſer Held ſteckte ſein Schwert ſo nothduͤrftig in die Scheide, daß er den Namen v. K — ſtammelte und ſich eben nicht in der beſten Ordnung zu-
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hen! — Zum Muͤckenfaͤnger war ich me
aufgelegt. War ich dazu zu kraͤftig, oder zu
gut, das weiß ich nicht. Ich gab auf alle
ſeine Reden, die er entweder vor ſich oder
gegen andere richtete, kein Wort. Da aber
dies Muͤckchen eben hiedurch dreiſter ward,
und ſich gerad an meine Stirn klebte, ſah
ich mich gedrungen, es wegzuſcheuchen. Un-
fehlbar hatte unſer Held einige Romane ge-
leſen, wo der Zweykamf in einer Kinderlehre
abgehandelt wird! — Ihr lieben Herren!
wenn ihr den Menſchen da beſſern wolt; ſo
habt ihr eben nicht das rechte End ergriffen.
Vorwaͤrts, ihr Herren, zu allen Seiten ſtehe
oder falle, was da will! Unſer Muͤckenheld
erwartete eine Catechismusantwort, und ſah
mich uͤber Hals und Kopf blank. Was wol-
len Sie, junger Menſch! Ihre Schweſter?
Die werd ich nicht nehmen, wenn Tine nicht
ſelbſt will, und wenn Tinens Eltern nicht
wollen, Vater und Mutter. Was haben
Sie fuͤr Rechte auf ihre Schweſter, ſo lange
ihre Eltern leben, und ſo lange Tine ſelbſt
denken und handeln kann? Unſer Held ſteckte
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 490. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/500>, abgerufen am 22.11.2024.
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