Wenn Sie aber auch Sohn, Vater, Grosvater und so weiter in der Person des Sohns heyrathen kann?
Dann ists Blutschande!
Herr v. W -- ward über die Blutschande böse, und fieng pathetisch an: Ein anderes ist ein Siegel mit dem Lindwurm am Ta- schenmesser, ein anderes ein wohlhergebrach- tes Wapen. Ein anderes die feinsten Spi- tzen, ein anderes Judenkanten. Ein ande- res Prinzmetall, ein anderes ächtes gediege- nes Gold; ein anderes ein Kratzfaß, ein an- deres eine Verbeugung. Wer wird sich denn die Finger verbrennen, wenn man kein Kind mehr ist? --
Allgemach legte sich dieser Ahneneifer, an welchem Junker Peter vielen Antheil hatte! -- Der Mückenheld hatte mich blank gesehen, und so mochte er seinen Schwager, wohl aus mehr als einer Ursach, nicht sehen! --
Die Frau v. W -- nahm Gelegenheit, ihrem Gemahl ans Herz zu legen, was sie gehört, daß ich nemlich von gutem alten Adel wäre, und Tinchen also auch Vater, Gros- vater, Aelter-Vater, und so weiter, in mir vereinigt heyrathen würde. Warum, fuhr sie fort, ihm Luft und Othem abschneiden, eh
man
Wenn Sie aber auch Sohn, Vater, Grosvater und ſo weiter in der Perſon des Sohns heyrathen kann?
Dann iſts Blutſchande!
Herr v. W — ward uͤber die Blutſchande boͤſe, und fieng pathetiſch an: Ein anderes iſt ein Siegel mit dem Lindwurm am Ta- ſchenmeſſer, ein anderes ein wohlhergebrach- tes Wapen. Ein anderes die feinſten Spi- tzen, ein anderes Judenkanten. Ein ande- res Prinzmetall, ein anderes aͤchtes gediege- nes Gold; ein anderes ein Kratzfaß, ein an- deres eine Verbeugung. Wer wird ſich denn die Finger verbrennen, wenn man kein Kind mehr iſt? —
Allgemach legte ſich dieſer Ahneneifer, an welchem Junker Peter vielen Antheil hatte! — Der Muͤckenheld hatte mich blank geſehen, und ſo mochte er ſeinen Schwager, wohl aus mehr als einer Urſach, nicht ſehen! —
Die Frau v. W — nahm Gelegenheit, ihrem Gemahl ans Herz zu legen, was ſie gehoͤrt, daß ich nemlich von gutem alten Adel waͤre, und Tinchen alſo auch Vater, Gros- vater, Aelter-Vater, und ſo weiter, in mir vereinigt heyrathen wuͤrde. Warum, fuhr ſie fort, ihm Luft und Othem abſchneiden, eh
man
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0502"n="492"/><p>Wenn Sie aber auch Sohn, Vater,<lb/>
Grosvater und ſo weiter in der Perſon des<lb/>
Sohns heyrathen kann?</p><lb/><p>Dann iſts Blutſchande!</p><lb/><p>Herr v. W — ward uͤber die Blutſchande<lb/>
boͤſe, und fieng pathetiſch an: Ein anderes<lb/>
iſt ein Siegel mit dem Lindwurm am Ta-<lb/>ſchenmeſſer, ein anderes ein wohlhergebrach-<lb/>
tes Wapen. Ein anderes die feinſten Spi-<lb/>
tzen, ein anderes Judenkanten. Ein ande-<lb/>
res Prinzmetall, ein anderes aͤchtes gediege-<lb/>
nes Gold; ein anderes ein Kratzfaß, ein an-<lb/>
deres eine Verbeugung. Wer wird ſich denn<lb/>
die Finger verbrennen, wenn man kein Kind<lb/>
mehr iſt? —</p><lb/><p>Allgemach legte ſich dieſer Ahneneifer, an<lb/>
welchem Junker Peter vielen Antheil hatte! —<lb/>
Der Muͤckenheld hatte mich blank geſehen,<lb/>
und ſo mochte er ſeinen Schwager, wohl<lb/>
aus mehr als einer Urſach, nicht ſehen! —</p><lb/><p>Die Frau v. W — nahm Gelegenheit,<lb/>
ihrem Gemahl ans Herz zu legen, was ſie<lb/>
gehoͤrt, daß ich nemlich von gutem alten Adel<lb/>
waͤre, und Tinchen alſo auch Vater, Gros-<lb/>
vater, Aelter-Vater, und ſo weiter, in mir<lb/>
vereinigt heyrathen wuͤrde. Warum, fuhr<lb/>ſie fort, ihm Luft und Othem abſchneiden, eh<lb/><fwplace="bottom"type="catch">man</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[492/0502]
Wenn Sie aber auch Sohn, Vater,
Grosvater und ſo weiter in der Perſon des
Sohns heyrathen kann?
Dann iſts Blutſchande!
Herr v. W — ward uͤber die Blutſchande
boͤſe, und fieng pathetiſch an: Ein anderes
iſt ein Siegel mit dem Lindwurm am Ta-
ſchenmeſſer, ein anderes ein wohlhergebrach-
tes Wapen. Ein anderes die feinſten Spi-
tzen, ein anderes Judenkanten. Ein ande-
res Prinzmetall, ein anderes aͤchtes gediege-
nes Gold; ein anderes ein Kratzfaß, ein an-
deres eine Verbeugung. Wer wird ſich denn
die Finger verbrennen, wenn man kein Kind
mehr iſt? —
Allgemach legte ſich dieſer Ahneneifer, an
welchem Junker Peter vielen Antheil hatte! —
Der Muͤckenheld hatte mich blank geſehen,
und ſo mochte er ſeinen Schwager, wohl
aus mehr als einer Urſach, nicht ſehen! —
Die Frau v. W — nahm Gelegenheit,
ihrem Gemahl ans Herz zu legen, was ſie
gehoͤrt, daß ich nemlich von gutem alten Adel
waͤre, und Tinchen alſo auch Vater, Gros-
vater, Aelter-Vater, und ſo weiter, in mir
vereinigt heyrathen wuͤrde. Warum, fuhr
ſie fort, ihm Luft und Othem abſchneiden, eh
man
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 492. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/502>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.