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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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weder seine Schwester, noch ich, gaben ei-
nen Blick, geschweige ein Wort darauf.

Je weniger Sayten bey einem Instru-
ment, je weniger Luxus! Mit diesem Plan
kam ich nach -- wo alles meine Erwar-
tung übertraf. Hier, dacht ich, wirst du
Ruhe athmen, und wie Fabritius Rü-
ben erndten! Weisheit cum omni caufsa ist
so kurz und gut, daß jeder Mensch sie fas-
sen kann, wenn er will. In den meisten
Fällen hat sie aber zwey Aeste, von denen
ihr einer inoculirt ist! -- Gott wird uns
ins Paradies helfen, wo das Einäugen ver-
boten ist -- Das Wort: Stille! Stille!
hat schon so etwas von Silberglockenton.
Diese Glocke lautet zum Himmel! Ruhe ist
hart gegen Stille! -- Alles ist in uns, al-
les thun wir aus uns, und je nachdem wir
Sonnen, oder bloße Jupiters Trabanten
sind, je nachdem machen wirs um uns helle,
oder dunkel! -- Was will man mehr, als
sich? -- das ist Eigenliebe, die Gott wohl-
gefällig ist. Sie ist die Liebe im ganzen Um-
fange; denn wahrlich der Nächste kommt da-
bey nicht im mindesten zu kurz. --

Ich richtete alles nach dem mit Tine ver-
abredeten Riße ein, wovon ich ihr auf der

Stelle
K k

weder ſeine Schweſter, noch ich, gaben ei-
nen Blick, geſchweige ein Wort darauf.

Je weniger Sayten bey einem Inſtru-
ment, je weniger Luxus! Mit dieſem Plan
kam ich nach — wo alles meine Erwar-
tung uͤbertraf. Hier, dacht ich, wirſt du
Ruhe athmen, und wie Fabritius Ruͤ-
ben erndten! Weisheit cum omni caufsa iſt
ſo kurz und gut, daß jeder Menſch ſie faſ-
ſen kann, wenn er will. In den meiſten
Faͤllen hat ſie aber zwey Aeſte, von denen
ihr einer inoculirt iſt! — Gott wird uns
ins Paradies helfen, wo das Einaͤugen ver-
boten iſt — Das Wort: Stille! Stille!
hat ſchon ſo etwas von Silberglockenton.
Dieſe Glocke lautet zum Himmel! Ruhe iſt
hart gegen Stille! — Alles iſt in uns, al-
les thun wir aus uns, und je nachdem wir
Sonnen, oder bloße Jupiters Trabanten
ſind, je nachdem machen wirs um uns helle,
oder dunkel! — Was will man mehr, als
ſich? — das iſt Eigenliebe, die Gott wohl-
gefaͤllig iſt. Sie iſt die Liebe im ganzen Um-
fange; denn wahrlich der Naͤchſte kommt da-
bey nicht im mindeſten zu kurz. —

Ich richtete alles nach dem mit Tine ver-
abredeten Riße ein, wovon ich ihr auf der

Stelle
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[513/0523] weder ſeine Schweſter, noch ich, gaben ei- nen Blick, geſchweige ein Wort darauf. Je weniger Sayten bey einem Inſtru- ment, je weniger Luxus! Mit dieſem Plan kam ich nach — wo alles meine Erwar- tung uͤbertraf. Hier, dacht ich, wirſt du Ruhe athmen, und wie Fabritius Ruͤ- ben erndten! Weisheit cum omni caufsa iſt ſo kurz und gut, daß jeder Menſch ſie faſ- ſen kann, wenn er will. In den meiſten Faͤllen hat ſie aber zwey Aeſte, von denen ihr einer inoculirt iſt! — Gott wird uns ins Paradies helfen, wo das Einaͤugen ver- boten iſt — Das Wort: Stille! Stille! hat ſchon ſo etwas von Silberglockenton. Dieſe Glocke lautet zum Himmel! Ruhe iſt hart gegen Stille! — Alles iſt in uns, al- les thun wir aus uns, und je nachdem wir Sonnen, oder bloße Jupiters Trabanten ſind, je nachdem machen wirs um uns helle, oder dunkel! — Was will man mehr, als ſich? — das iſt Eigenliebe, die Gott wohl- gefaͤllig iſt. Sie iſt die Liebe im ganzen Um- fange; denn wahrlich der Naͤchſte kommt da- bey nicht im mindeſten zu kurz. — Ich richtete alles nach dem mit Tine ver- abredeten Riße ein, wovon ich ihr auf der Stelle K k

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 513. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/523>, abgerufen am 22.11.2024.