hätte, daß selbst seine Farbe, wenn die Milch oder die Wäsche, wie ers nannte, gut wäre, gewiß keinen geringen Rang verdiene. Eines seiner Hauptstaatskleider war caffee- braun, doch so, daß die gute Milch durch- schien. Warum sind Bäder so nutzbar? Warum ein Frühstück so wohlschmeckend? weil wir mit dem Morgenkleide den Men- schen angezogen, und den Staat nicht be- grüßt haben, dessen Sclavereyuniform un- ser Feyerkleid ist! --
Versucht es einmal, ihr, die ihr so etwas zu versuchen versteht, des Morgens Abschied zu nehmen! Ists nicht rührender, wenn ein blühender junger Mensch stirbt, als wenn dies Loos einen Greiß trift?
Herr v. W -- hatte sich auf einige Au- genblicke entfernt, unfehlbar auf die letzte Oehlung zu studiren, und da waren wir, Tine und ich, mit einem so herzlichen Kuß zusammen, daß kein Wort Platz fand! Es wäre erstickt! Herr v. W -- blieb wieder, wie Absolon, an einer Eiche hangen, nur mit dem Unterschiede, daß ich ihm zeitig zu Hülfe kam, und sein langes Haar losriß -- Junker Peter wolte drüber spötteln; allein
weder
haͤtte, daß ſelbſt ſeine Farbe, wenn die Milch oder die Waͤſche, wie ers nannte, gut waͤre, gewiß keinen geringen Rang verdiene. Eines ſeiner Hauptſtaatskleider war caffee- braun, doch ſo, daß die gute Milch durch- ſchien. Warum ſind Baͤder ſo nutzbar? Warum ein Fruͤhſtuͤck ſo wohlſchmeckend? weil wir mit dem Morgenkleide den Men- ſchen angezogen, und den Staat nicht be- gruͤßt haben, deſſen Sclavereyuniform un- ſer Feyerkleid iſt! —
Verſucht es einmal, ihr, die ihr ſo etwas zu verſuchen verſteht, des Morgens Abſchied zu nehmen! Iſts nicht ruͤhrender, wenn ein bluͤhender junger Menſch ſtirbt, als wenn dies Loos einen Greiß trift?
Herr v. W — hatte ſich auf einige Au- genblicke entfernt, unfehlbar auf die letzte Oehlung zu ſtudiren, und da waren wir, Tine und ich, mit einem ſo herzlichen Kuß zuſammen, daß kein Wort Platz fand! Es waͤre erſtickt! Herr v. W — blieb wieder, wie Abſolon, an einer Eiche hangen, nur mit dem Unterſchiede, daß ich ihm zeitig zu Huͤlfe kam, und ſein langes Haar losriß — Junker Peter wolte druͤber ſpoͤtteln; allein
weder
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0522"n="512"/>
haͤtte, daß ſelbſt ſeine Farbe, wenn die<lb/>
Milch oder die Waͤſche, wie ers nannte, gut<lb/>
waͤre, gewiß keinen geringen Rang verdiene.<lb/>
Eines ſeiner Hauptſtaatskleider war caffee-<lb/>
braun, doch ſo, daß die gute Milch durch-<lb/>ſchien. Warum ſind Baͤder ſo nutzbar?<lb/>
Warum ein Fruͤhſtuͤck ſo wohlſchmeckend?<lb/>
weil wir mit dem Morgenkleide den Men-<lb/>ſchen angezogen, und den Staat nicht be-<lb/>
gruͤßt haben, deſſen Sclavereyuniform un-<lb/>ſer Feyerkleid iſt! —</p><lb/><p>Verſucht es einmal, ihr, die ihr ſo etwas<lb/>
zu verſuchen verſteht, des Morgens Abſchied<lb/>
zu nehmen! Iſts nicht ruͤhrender, wenn<lb/>
ein bluͤhender junger Menſch ſtirbt, als wenn<lb/>
dies Loos einen Greiß trift?</p><lb/><p>Herr v. W — hatte ſich auf einige Au-<lb/>
genblicke entfernt, unfehlbar auf die letzte<lb/>
Oehlung zu ſtudiren, und da waren wir,<lb/><hirendition="#fr">Tine</hi> und ich, mit einem ſo herzlichen Kuß<lb/>
zuſammen, daß kein Wort Platz fand! Es<lb/>
waͤre erſtickt! Herr v. W — blieb wieder,<lb/>
wie Abſolon, an einer Eiche hangen, nur<lb/>
mit dem Unterſchiede, daß ich ihm zeitig zu<lb/>
Huͤlfe kam, und ſein langes Haar losriß —<lb/>
Junker Peter wolte druͤber ſpoͤtteln; allein<lb/><fwplace="bottom"type="catch">weder</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[512/0522]
haͤtte, daß ſelbſt ſeine Farbe, wenn die
Milch oder die Waͤſche, wie ers nannte, gut
waͤre, gewiß keinen geringen Rang verdiene.
Eines ſeiner Hauptſtaatskleider war caffee-
braun, doch ſo, daß die gute Milch durch-
ſchien. Warum ſind Baͤder ſo nutzbar?
Warum ein Fruͤhſtuͤck ſo wohlſchmeckend?
weil wir mit dem Morgenkleide den Men-
ſchen angezogen, und den Staat nicht be-
gruͤßt haben, deſſen Sclavereyuniform un-
ſer Feyerkleid iſt! —
Verſucht es einmal, ihr, die ihr ſo etwas
zu verſuchen verſteht, des Morgens Abſchied
zu nehmen! Iſts nicht ruͤhrender, wenn
ein bluͤhender junger Menſch ſtirbt, als wenn
dies Loos einen Greiß trift?
Herr v. W — hatte ſich auf einige Au-
genblicke entfernt, unfehlbar auf die letzte
Oehlung zu ſtudiren, und da waren wir,
Tine und ich, mit einem ſo herzlichen Kuß
zuſammen, daß kein Wort Platz fand! Es
waͤre erſtickt! Herr v. W — blieb wieder,
wie Abſolon, an einer Eiche hangen, nur
mit dem Unterſchiede, daß ich ihm zeitig zu
Huͤlfe kam, und ſein langes Haar losriß —
Junker Peter wolte druͤber ſpoͤtteln; allein
weder
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 512. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/522>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.