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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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Morgen, bemerkt' er, muß anzusehen seyn.
Diese edle Nachläßigkeit, die jedes Blad
zeigt, eh es ausgeschlafen hat, wie schön! --
Mag wohl seyn, weil der Mensch würklich
nicht da ist, um auf Drath gezogen zu wer-
den, wär es selbst durch Arbeit -- Wie es
alles dahinschlenderte! -- Die Milch, noch
von keiner Sonne getroffen. Alles so
frisch! -- Tine kam zu mir, so bald in ih-
rer Rolle der lange Monolog zum Ende war,
und gab mir, obgleich es nicht vorgeschrie-
ben stand, die Hand, die ich in die meinige
einschloß! -- Ein Handkuß würde die
Sonne verdorben haben. Da kam ihre
Mutter und legte sich auf meine Schulter.
Selbst Junker Peter, dem der Morgen am
meisten anzusehen war, fragte zweymal, wenn
er mich wieder sehen würde! Solch eine
Morgengruppe, ich kann sie nicht mahlen! --
Tine verlangte aufs genaueste zu wissen, wo
ich jeden Mittag essen und jede Nacht schla-
fen würde --

Alles trank Caffee, bis auf mich. Ich
blieb bey Milch, die mir vorordnet war.
Herr v. W -- würde mich ohne diese Rück-
sichten nicht vom Caffee losgelassen haben. Er
versicherte, daß der Caffe so etwas festliches

hätte,

Morgen, bemerkt’ er, muß anzuſehen ſeyn.
Dieſe edle Nachlaͤßigkeit, die jedes Blad
zeigt, eh es ausgeſchlafen hat, wie ſchoͤn! —
Mag wohl ſeyn, weil der Menſch wuͤrklich
nicht da iſt, um auf Drath gezogen zu wer-
den, waͤr es ſelbſt durch Arbeit — Wie es
alles dahinſchlenderte! — Die Milch, noch
von keiner Sonne getroffen. Alles ſo
friſch! — Tine kam zu mir, ſo bald in ih-
rer Rolle der lange Monolog zum Ende war,
und gab mir, obgleich es nicht vorgeſchrie-
ben ſtand, die Hand, die ich in die meinige
einſchloß! — Ein Handkuß wuͤrde die
Sonne verdorben haben. Da kam ihre
Mutter und legte ſich auf meine Schulter.
Selbſt Junker Peter, dem der Morgen am
meiſten anzuſehen war, fragte zweymal, wenn
er mich wieder ſehen wuͤrde! Solch eine
Morgengruppe, ich kann ſie nicht mahlen! —
Tine verlangte aufs genaueſte zu wiſſen, wo
ich jeden Mittag eſſen und jede Nacht ſchla-
fen wuͤrde —

Alles trank Caffee, bis auf mich. Ich
blieb bey Milch, die mir vorordnet war.
Herr v. W — wuͤrde mich ohne dieſe Ruͤck-
ſichten nicht vom Caffee losgelaſſen haben. Er
verſicherte, daß der Caffe ſo etwas feſtliches

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[511/0521] Morgen, bemerkt’ er, muß anzuſehen ſeyn. Dieſe edle Nachlaͤßigkeit, die jedes Blad zeigt, eh es ausgeſchlafen hat, wie ſchoͤn! — Mag wohl ſeyn, weil der Menſch wuͤrklich nicht da iſt, um auf Drath gezogen zu wer- den, waͤr es ſelbſt durch Arbeit — Wie es alles dahinſchlenderte! — Die Milch, noch von keiner Sonne getroffen. Alles ſo friſch! — Tine kam zu mir, ſo bald in ih- rer Rolle der lange Monolog zum Ende war, und gab mir, obgleich es nicht vorgeſchrie- ben ſtand, die Hand, die ich in die meinige einſchloß! — Ein Handkuß wuͤrde die Sonne verdorben haben. Da kam ihre Mutter und legte ſich auf meine Schulter. Selbſt Junker Peter, dem der Morgen am meiſten anzuſehen war, fragte zweymal, wenn er mich wieder ſehen wuͤrde! Solch eine Morgengruppe, ich kann ſie nicht mahlen! — Tine verlangte aufs genaueſte zu wiſſen, wo ich jeden Mittag eſſen und jede Nacht ſchla- fen wuͤrde — Alles trank Caffee, bis auf mich. Ich blieb bey Milch, die mir vorordnet war. Herr v. W — wuͤrde mich ohne dieſe Ruͤck- ſichten nicht vom Caffee losgelaſſen haben. Er verſicherte, daß der Caffe ſo etwas feſtliches haͤtte,

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 511. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/521>, abgerufen am 22.11.2024.