gängerin im Amte würd ihr Abbruch thun? War es, weil ich befürchtete, daß Tine die- ses befürchten könnte, oder was war es?
Oft weiß der Menschenkenner, der Men- schentreffer, ganz pünktlich, was der andere denkt, und läßt ihn dabey, ohne im aller- geringsten etwas dagegen zu haben, sobald dieser andere aber seine Gedanken in Worte auswechselt, weg ist die Fassung! Ich ver- gaß über Minen nicht meine Tine, und über Tinen nicht Minen. Sie waren mir eins. Wunderbar! Freylich wunderbar! Was ist aber die Liebe? (das natürlichste, was in der Welt ist) was ist sie worden? Wenn sie köstlich gewesen, was ist sie anders, als Schwärmerey? Wir sind so weit gediehen, daß diese Schwärmerey allerliebst steht? nicht wahr? allerliebst!
Die erste Nacht, die ich in -- schlief, wars mir doch, als spräch' ein Engel mit Minen über meine Verbindung! Nicht wolt' er Einspruch thun, sondern über Dinge sprechen, die kommen solten. Da kamen Rück- und Hin- und Seitensichten zum Vorschein. Mine trat mich so feyerlich ab, daß ich drü- ber Thränen vergoß! -- und endlich wur- den unsere beyden Geister, Tinens und der
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gaͤngerin im Amte wuͤrd ihr Abbruch thun? War es, weil ich befuͤrchtete, daß Tine die- ſes befuͤrchten koͤnnte, oder was war es?
Oft weiß der Menſchenkenner, der Men- ſchentreffer, ganz puͤnktlich, was der andere denkt, und laͤßt ihn dabey, ohne im aller- geringſten etwas dagegen zu haben, ſobald dieſer andere aber ſeine Gedanken in Worte auswechſelt, weg iſt die Faſſung! Ich ver- gaß uͤber Minen nicht meine Tine, und uͤber Tinen nicht Minen. Sie waren mir eins. Wunderbar! Freylich wunderbar! Was iſt aber die Liebe? (das natuͤrlichſte, was in der Welt iſt) was iſt ſie worden? Wenn ſie koͤſtlich geweſen, was iſt ſie anders, als Schwaͤrmerey? Wir ſind ſo weit gediehen, daß dieſe Schwaͤrmerey allerliebſt ſteht? nicht wahr? allerliebſt!
Die erſte Nacht, die ich in — ſchlief, wars mir doch, als ſpraͤch’ ein Engel mit Minen uͤber meine Verbindung! Nicht wolt’ er Einſpruch thun, ſondern uͤber Dinge ſprechen, die kommen ſolten. Da kamen Ruͤck- und Hin- und Seitenſichten zum Vorſchein. Mine trat mich ſo feyerlich ab, daß ich druͤ- ber Thraͤnen vergoß! — und endlich wur- den unſere beyden Geiſter, Tinens und der
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gaͤngerin im Amte wuͤrd ihr Abbruch thun?
War es, weil ich befuͤrchtete, daß Tine die-
ſes befuͤrchten koͤnnte, oder was war es?
Oft weiß der Menſchenkenner, der Men-
ſchentreffer, ganz puͤnktlich, was der andere
denkt, und laͤßt ihn dabey, ohne im aller-
geringſten etwas dagegen zu haben, ſobald
dieſer andere aber ſeine Gedanken in Worte
auswechſelt, weg iſt die Faſſung! Ich ver-
gaß uͤber Minen nicht meine Tine, und uͤber
Tinen nicht Minen. Sie waren mir eins.
Wunderbar! Freylich wunderbar! Was
iſt aber die Liebe? (das natuͤrlichſte, was in
der Welt iſt) was iſt ſie worden? Wenn
ſie koͤſtlich geweſen, was iſt ſie anders, als
Schwaͤrmerey? Wir ſind ſo weit gediehen,
daß dieſe Schwaͤrmerey allerliebſt ſteht? nicht
wahr? allerliebſt!
Die erſte Nacht, die ich in — ſchlief,
wars mir doch, als ſpraͤch’ ein Engel mit
Minen uͤber meine Verbindung! Nicht
wolt’ er Einſpruch thun, ſondern uͤber Dinge
ſprechen, die kommen ſolten. Da kamen Ruͤck-
und Hin- und Seitenſichten zum Vorſchein.
Mine trat mich ſo feyerlich ab, daß ich druͤ-
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 516. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/526>, abgerufen am 24.11.2024.
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