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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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und seine Spießgesellen zehn Meilen vom
Leibe -- -- Wie kann ihm aber, fragt' ich,
der Pastor einen Empfangsschein geben? Ey
müssen! Bruder! du glaubst nicht, wie viel
Pastors es giebt, die sich hier mit dem Edel-
mann messen wollen. Solch ein Empfangs-
schein schadet ihnen nicht!

Herr v. W -- war zwar gezwungen,
dem Junker Gotthard für dieses Meteor den
verbundensten Dank zu sagen; indessen dankt'
er ihm noch weit mehr dafür, daß er die
Hochzeit von diesem Feuerspeyenden Dra-
chen auch wieder befreyet hätte. Er ist nüch-
tern so unausstehlich nicht, als wenn er was
im Krönchen hat, sagte Junker Gotthard,
und hätten Sie ihn durchaus nicht länger ha-
ben wollen, ich würd ihn schon zum Auf-
bruch gebracht haben, ohne daß er abgeru-
fen wäre. Einigen gelingts in Curland, ohne
dergleichen Helfershelfer, sich die Landpla-
gen der Krippenritter vom Halse zu halten;
indessen hat sich mein Vater doch fünfmahl
schießen müssen -- und ihnen Herr v. W --
kostet es gewiß manches Compliment. --
Ich liebe nicht, mich herum zu schießen, war-
um solt ichs, so lang ich so abkommen kann?
Dieser Gottes Gevatter ist arm, hat eine mäs-

sige

und ſeine Spießgeſellen zehn Meilen vom
Leibe — — Wie kann ihm aber, fragt’ ich,
der Paſtor einen Empfangsſchein geben? Ey
muͤſſen! Bruder! du glaubſt nicht, wie viel
Paſtors es giebt, die ſich hier mit dem Edel-
mann meſſen wollen. Solch ein Empfangs-
ſchein ſchadet ihnen nicht!

Herr v. W — war zwar gezwungen,
dem Junker Gotthard fuͤr dieſes Meteor den
verbundenſten Dank zu ſagen; indeſſen dankt’
er ihm noch weit mehr dafuͤr, daß er die
Hochzeit von dieſem Feuerſpeyenden Dra-
chen auch wieder befreyet haͤtte. Er iſt nuͤch-
tern ſo unausſtehlich nicht, als wenn er was
im Kroͤnchen hat, ſagte Junker Gotthard,
und haͤtten Sie ihn durchaus nicht laͤnger ha-
ben wollen, ich wuͤrd ihn ſchon zum Auf-
bruch gebracht haben, ohne daß er abgeru-
fen waͤre. Einigen gelingts in Curland, ohne
dergleichen Helfershelfer, ſich die Landpla-
gen der Krippenritter vom Halſe zu halten;
indeſſen hat ſich mein Vater doch fuͤnfmahl
ſchießen muͤſſen — und ihnen Herr v. W —
koſtet es gewiß manches Compliment. —
Ich liebe nicht, mich herum zu ſchießen, war-
um ſolt ichs, ſo lang ich ſo abkommen kann?
Dieſer Gottes Gevatter iſt arm, hat eine maͤſ-

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[526/0536] und ſeine Spießgeſellen zehn Meilen vom Leibe — — Wie kann ihm aber, fragt’ ich, der Paſtor einen Empfangsſchein geben? Ey muͤſſen! Bruder! du glaubſt nicht, wie viel Paſtors es giebt, die ſich hier mit dem Edel- mann meſſen wollen. Solch ein Empfangs- ſchein ſchadet ihnen nicht! Herr v. W — war zwar gezwungen, dem Junker Gotthard fuͤr dieſes Meteor den verbundenſten Dank zu ſagen; indeſſen dankt’ er ihm noch weit mehr dafuͤr, daß er die Hochzeit von dieſem Feuerſpeyenden Dra- chen auch wieder befreyet haͤtte. Er iſt nuͤch- tern ſo unausſtehlich nicht, als wenn er was im Kroͤnchen hat, ſagte Junker Gotthard, und haͤtten Sie ihn durchaus nicht laͤnger ha- ben wollen, ich wuͤrd ihn ſchon zum Auf- bruch gebracht haben, ohne daß er abgeru- fen waͤre. Einigen gelingts in Curland, ohne dergleichen Helfershelfer, ſich die Landpla- gen der Krippenritter vom Halſe zu halten; indeſſen hat ſich mein Vater doch fuͤnfmahl ſchießen muͤſſen — und ihnen Herr v. W — koſtet es gewiß manches Compliment. — Ich liebe nicht, mich herum zu ſchießen, war- um ſolt ichs, ſo lang ich ſo abkommen kann? Dieſer Gottes Gevatter iſt arm, hat eine maͤſ- ſige

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 526. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/536>, abgerufen am 22.11.2024.