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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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lehrte, als Herzhafte, als -- -- alles was
man will, ins Geschrey gebracht; indessen ist
erspartes Geld, fügte Herr v. W -- wohl-
bedächtig hinzu, besser, als erworbenes, und
kommt ein harter Stein zum andern, so steht
der hinterste im Genitivo. Die selige Mut-
ter meines Herrn Schwiegersohns würde
gesagt haben: zwey harte Steine mahlen sel-
ten reine.

Unser Jupiter, unser Gottes Gevatter,
hätte sich, wie mich dünkt, blos bey dieser
Unterredung erhohlt, alles andere wären
Schaubrodte für ihn gewesen, bey denen er
nun freylich weit dreister, wie David, zu
Werke gegangen. Selbst aber diese Dreistig-
keit, würde sie nicht allen, die zu Tische saßen,
unerträglich gewesen seyn? Der geschickteste
Mann, sagte Junker Peter, um grob und
fein zu seyn, bey den besten Kohlen und
recht gesunden Funken, fehlt ihm Wind, das
heißt, eine gewisse Art -- Gefälligkeit, Ge-
lindigkeit -- er wird in der Geburt ersti-
cken -- Gewünscht hätt' ich, daß den Jun-
ker Peter ein Mahler gesehen hätte, wie seine
Herzhaftigkeit in der Geburt erstickte, da der
Commandeur an ihn kam, um ihm die Hand
zu reichen, die er uns allen beym Abschiede

reichte.
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lehrte, als Herzhafte, als — — alles was
man will, ins Geſchrey gebracht; indeſſen iſt
erſpartes Geld, fuͤgte Herr v. W — wohl-
bedaͤchtig hinzu, beſſer, als erworbenes, und
kommt ein harter Stein zum andern, ſo ſteht
der hinterſte im Genitivo. Die ſelige Mut-
ter meines Herrn Schwiegerſohns wuͤrde
geſagt haben: zwey harte Steine mahlen ſel-
ten reine.

Unſer Jupiter, unſer Gottes Gevatter,
haͤtte ſich, wie mich duͤnkt, blos bey dieſer
Unterredung erhohlt, alles andere waͤren
Schaubrodte fuͤr ihn geweſen, bey denen er
nun freylich weit dreiſter, wie David, zu
Werke gegangen. Selbſt aber dieſe Dreiſtig-
keit, wuͤrde ſie nicht allen, die zu Tiſche ſaßen,
unertraͤglich geweſen ſeyn? Der geſchickteſte
Mann, ſagte Junker Peter, um grob und
fein zu ſeyn, bey den beſten Kohlen und
recht geſunden Funken, fehlt ihm Wind, das
heißt, eine gewiſſe Art — Gefaͤlligkeit, Ge-
lindigkeit — er wird in der Geburt erſti-
cken — Gewuͤnſcht haͤtt’ ich, daß den Jun-
ker Peter ein Mahler geſehen haͤtte, wie ſeine
Herzhaftigkeit in der Geburt erſtickte, da der
Commandeur an ihn kam, um ihm die Hand
zu reichen, die er uns allen beym Abſchiede

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[531/0541] lehrte, als Herzhafte, als — — alles was man will, ins Geſchrey gebracht; indeſſen iſt erſpartes Geld, fuͤgte Herr v. W — wohl- bedaͤchtig hinzu, beſſer, als erworbenes, und kommt ein harter Stein zum andern, ſo ſteht der hinterſte im Genitivo. Die ſelige Mut- ter meines Herrn Schwiegerſohns wuͤrde geſagt haben: zwey harte Steine mahlen ſel- ten reine. Unſer Jupiter, unſer Gottes Gevatter, haͤtte ſich, wie mich duͤnkt, blos bey dieſer Unterredung erhohlt, alles andere waͤren Schaubrodte fuͤr ihn geweſen, bey denen er nun freylich weit dreiſter, wie David, zu Werke gegangen. Selbſt aber dieſe Dreiſtig- keit, wuͤrde ſie nicht allen, die zu Tiſche ſaßen, unertraͤglich geweſen ſeyn? Der geſchickteſte Mann, ſagte Junker Peter, um grob und fein zu ſeyn, bey den beſten Kohlen und recht geſunden Funken, fehlt ihm Wind, das heißt, eine gewiſſe Art — Gefaͤlligkeit, Ge- lindigkeit — er wird in der Geburt erſti- cken — Gewuͤnſcht haͤtt’ ich, daß den Jun- ker Peter ein Mahler geſehen haͤtte, wie ſeine Herzhaftigkeit in der Geburt erſtickte, da der Commandeur an ihn kam, um ihm die Hand zu reichen, die er uns allen beym Abſchiede reichte. L l 2

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 531. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/541>, abgerufen am 21.11.2024.