reichte. Jupiter lies es dabey nicht, son- dern drohte ihm mit den Vorderfingern der rechten Hand. Im Spas versteht sich. Wie fuhr aber Junker Peter im Ernst zusam- men.
Meine Leser werden ohne meinen Finger- zeig bemerken, daß ich dem Herrn v. W -- bey der Tafel das Heft in Händen lies. Sein Refrain war, daß Festlichkeit die Freude leite und führe auf ebener Bahn, so wie sie auch die Betrübnis in Schranken setze! Wahrlich ein theures werthes Wort.
Ich hatte mit Tinen Herzensangelegen- heiten, die über alles giengen. Wir spra- chen von unserer Trauung, von der alle beyde nicht sonderlich erbaut waren. Ich freue mich, sagt ich, liebe Tine! daß sie pompreicher und weniger herzlich ablief, als Gretchens -- Schwerlich würd ich sie sonst ausgehalten haben --
Tine hatte, wie sie sagte, eine Bitte über alle Bitten an mich -- und diese war, daß ich sie nicht mehr Albertine sondern Mine nennen solte! -- O Tine! das ist mehr, als die ganze Trauung. Es war mit mir gesche- hen! -- Diese Firmelung brachte mein gan- zes Herz aus seiner Fassung! Mine! sagt
ich,
reichte. Jupiter lies es dabey nicht, ſon- dern drohte ihm mit den Vorderfingern der rechten Hand. Im Spas verſteht ſich. Wie fuhr aber Junker Peter im Ernſt zuſam- men.
Meine Leſer werden ohne meinen Finger- zeig bemerken, daß ich dem Herrn v. W — bey der Tafel das Heft in Haͤnden lies. Sein Refrain war, daß Feſtlichkeit die Freude leite und fuͤhre auf ebener Bahn, ſo wie ſie auch die Betruͤbnis in Schranken ſetze! Wahrlich ein theures werthes Wort.
Ich hatte mit Tinen Herzensangelegen- heiten, die uͤber alles giengen. Wir ſpra- chen von unſerer Trauung, von der alle beyde nicht ſonderlich erbaut waren. Ich freue mich, ſagt ich, liebe Tine! daß ſie pompreicher und weniger herzlich ablief, als Gretchens — Schwerlich wuͤrd ich ſie ſonſt ausgehalten haben —
Tine hatte, wie ſie ſagte, eine Bitte uͤber alle Bitten an mich — und dieſe war, daß ich ſie nicht mehr Albertine ſondern Mine nennen ſolte! — O Tine! das iſt mehr, als die ganze Trauung. Es war mit mir geſche- hen! — Dieſe Firmelung brachte mein gan- zes Herz aus ſeiner Faſſung! Mine! ſagt
ich,
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reichte. Jupiter lies es dabey nicht, ſon-
dern drohte ihm mit den Vorderfingern der
rechten Hand. Im Spas verſteht ſich.
Wie fuhr aber Junker Peter im Ernſt zuſam-
men.
Meine Leſer werden ohne meinen Finger-
zeig bemerken, daß ich dem Herrn v. W —
bey der Tafel das Heft in Haͤnden lies.
Sein Refrain war, daß Feſtlichkeit die
Freude leite und fuͤhre auf ebener Bahn, ſo
wie ſie auch die Betruͤbnis in Schranken
ſetze! Wahrlich ein theures werthes Wort.
Ich hatte mit Tinen Herzensangelegen-
heiten, die uͤber alles giengen. Wir ſpra-
chen von unſerer Trauung, von der alle beyde
nicht ſonderlich erbaut waren. Ich freue mich,
ſagt ich, liebe Tine! daß ſie pompreicher und
weniger herzlich ablief, als Gretchens —
Schwerlich wuͤrd ich ſie ſonſt ausgehalten
haben —
Tine hatte, wie ſie ſagte, eine Bitte uͤber
alle Bitten an mich — und dieſe war, daß
ich ſie nicht mehr Albertine ſondern Mine
nennen ſolte! — O Tine! das iſt mehr, als
die ganze Trauung. Es war mit mir geſche-
hen! — Dieſe Firmelung brachte mein gan-
zes Herz aus ſeiner Faſſung! Mine! ſagt
ich,
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 532. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/542>, abgerufen am 21.11.2024.
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