ich, und drückte sie an öffentlicher Tafel so fest an mein Herz, daß Herr v. W -- auf- schrie, und mitten in der Höflichkeit sich hart vergieng. Er faßte sich, und hätte eben so laut um Vergebung gebeten, als er aufge- schrien, wenn ich die Sache weiter treiben wollen -- Sie selbst, als ob sie nun nichts weiter nach der priesterlichen Einsegnung zu fürchten hätte, sprach ohn Ende von Minen. Nun war die Zunge völlig gelößt. Einmal hatte Tine sie gesehen -- Ich habe sie ge- mahlt, setzte sie hinzu. Auswendig weiß ich sie. Du sollst ihr Bild sehen! -- Ueber der Rüstkammer von ihren Sachen, die du ihr zum Andenken aufbewahrest, soll es hän- gen! --
Heiß' ich Mine?
Du heißt Mine! --
Junker Gotthard, dem die Geschichte von meiner seligen Mine nicht verborgen geblie- ben, und der diesen mir ewig süßen Namen jetzt nennen hörte, warf sich, so wie er da ein Hochzeitsgast war, zur Rache wider v. E -- auf, die er aber wohlbedächtig durch seinen Jupiter üben laßen wolte --
Friede! sagt' ich ihm, Bruder! Ich höre, fuhr er leise fort, und hielt die Serviette
vor,
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ich, und druͤckte ſie an oͤffentlicher Tafel ſo feſt an mein Herz, daß Herr v. W — auf- ſchrie, und mitten in der Hoͤflichkeit ſich hart vergieng. Er faßte ſich, und haͤtte eben ſo laut um Vergebung gebeten, als er aufge- ſchrien, wenn ich die Sache weiter treiben wollen — Sie ſelbſt, als ob ſie nun nichts weiter nach der prieſterlichen Einſegnung zu fuͤrchten haͤtte, ſprach ohn Ende von Minen. Nun war die Zunge voͤllig geloͤßt. Einmal hatte Tine ſie geſehen — Ich habe ſie ge- mahlt, ſetzte ſie hinzu. Auswendig weiß ich ſie. Du ſollſt ihr Bild ſehen! — Ueber der Ruͤſtkammer von ihren Sachen, die du ihr zum Andenken aufbewahreſt, ſoll es haͤn- gen! —
Heiß’ ich Mine?
Du heißt Mine! —
Junker Gotthard, dem die Geſchichte von meiner ſeligen Mine nicht verborgen geblie- ben, und der dieſen mir ewig ſuͤßen Namen jetzt nennen hoͤrte, warf ſich, ſo wie er da ein Hochzeitsgaſt war, zur Rache wider v. E — auf, die er aber wohlbedaͤchtig durch ſeinen Jupiter uͤben laßen wolte —
Friede! ſagt’ ich ihm, Bruder! Ich hoͤre, fuhr er leiſe fort, und hielt die Serviette
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ich, und druͤckte ſie an oͤffentlicher Tafel ſo
feſt an mein Herz, daß Herr v. W — auf-
ſchrie, und mitten in der Hoͤflichkeit ſich hart
vergieng. Er faßte ſich, und haͤtte eben ſo
laut um Vergebung gebeten, als er aufge-
ſchrien, wenn ich die Sache weiter treiben
wollen — Sie ſelbſt, als ob ſie nun nichts
weiter nach der prieſterlichen Einſegnung zu
fuͤrchten haͤtte, ſprach ohn Ende von Minen.
Nun war die Zunge voͤllig geloͤßt. Einmal
hatte Tine ſie geſehen — Ich habe ſie ge-
mahlt, ſetzte ſie hinzu. Auswendig weiß ich
ſie. Du ſollſt ihr Bild ſehen! — Ueber der
Ruͤſtkammer von ihren Sachen, die du ihr
zum Andenken aufbewahreſt, ſoll es haͤn-
gen! —
Heiß’ ich Mine?
Du heißt Mine! —
Junker Gotthard, dem die Geſchichte von
meiner ſeligen Mine nicht verborgen geblie-
ben, und der dieſen mir ewig ſuͤßen Namen
jetzt nennen hoͤrte, warf ſich, ſo wie er da ein
Hochzeitsgaſt war, zur Rache wider v. E —
auf, die er aber wohlbedaͤchtig durch ſeinen
Jupiter uͤben laßen wolte —
Friede! ſagt’ ich ihm, Bruder! Ich hoͤre,
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 533. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/543>, abgerufen am 21.11.2024.
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