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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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dieser ist mehr Seyn, bey jener mehr Schein,
wie der Droßelpastor sich erklären würde,
den mein Alexander bey seinem Heimzuge
nicht gesprochen hat -- Was mir das leid
thut!

Von dem Augenblick, da ich den Namen
Mine erhielt und ich meinen Alexander du
nannte, trat die Vesper ein, das

Nach der Hochzeit -- --

Ich bin ein so glückliches Weib, als man
es in einer Welt seyn kann, die ein Sonn-
abend ist, und auf die der Sonntag folgt.
Meine selige Mutter (das Schwieger kann
ich nicht schreiben, es ist nicht kalt, nicht
warm,) war nicht allein ein Sonnabend.
Alles in der Welt ist es! alles! Unsre Liebe
selbst, das Vollständigste, was ich kenne, ein
Sonnabend! -- Wolt ihr mehr von unserm
Eheleben?

Was ich mir nur merken laße, thut mein
Alexander. Fast aber solte ich denken, seiner
Herrschaftsabtretung unerachtet, würd er
nicht thun, was ich will. Wie kann auch ein
Weib wollen? --

Unsere Trauungseinsegnung wäre frey-
lich anders ausgefallen, wenn sie der Pastor
aus L -- übernommen. Wie sie mir aber

noch

dieſer iſt mehr Seyn, bey jener mehr Schein,
wie der Droßelpaſtor ſich erklaͤren wuͤrde,
den mein Alexander bey ſeinem Heimzuge
nicht geſprochen hat — Was mir das leid
thut!

Von dem Augenblick, da ich den Namen
Mine erhielt und ich meinen Alexander du
nannte, trat die Veſper ein, das

Nach der Hochzeit — —

Ich bin ein ſo gluͤckliches Weib, als man
es in einer Welt ſeyn kann, die ein Sonn-
abend iſt, und auf die der Sonntag folgt.
Meine ſelige Mutter (das Schwieger kann
ich nicht ſchreiben, es iſt nicht kalt, nicht
warm,) war nicht allein ein Sonnabend.
Alles in der Welt iſt es! alles! Unſre Liebe
ſelbſt, das Vollſtaͤndigſte, was ich kenne, ein
Sonnabend! — Wolt ihr mehr von unſerm
Eheleben?

Was ich mir nur merken laße, thut mein
Alexander. Faſt aber ſolte ich denken, ſeiner
Herrſchaftsabtretung unerachtet, wuͤrd er
nicht thun, was ich will. Wie kann auch ein
Weib wollen? —

Unſere Trauungseinſegnung waͤre frey-
lich anders ausgefallen, wenn ſie der Paſtor
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[544/0554] dieſer iſt mehr Seyn, bey jener mehr Schein, wie der Droßelpaſtor ſich erklaͤren wuͤrde, den mein Alexander bey ſeinem Heimzuge nicht geſprochen hat — Was mir das leid thut! Von dem Augenblick, da ich den Namen Mine erhielt und ich meinen Alexander du nannte, trat die Veſper ein, das Nach der Hochzeit — — Ich bin ein ſo gluͤckliches Weib, als man es in einer Welt ſeyn kann, die ein Sonn- abend iſt, und auf die der Sonntag folgt. Meine ſelige Mutter (das Schwieger kann ich nicht ſchreiben, es iſt nicht kalt, nicht warm,) war nicht allein ein Sonnabend. Alles in der Welt iſt es! alles! Unſre Liebe ſelbſt, das Vollſtaͤndigſte, was ich kenne, ein Sonnabend! — Wolt ihr mehr von unſerm Eheleben? Was ich mir nur merken laße, thut mein Alexander. Faſt aber ſolte ich denken, ſeiner Herrſchaftsabtretung unerachtet, wuͤrd er nicht thun, was ich will. Wie kann auch ein Weib wollen? — Unſere Trauungseinſegnung waͤre frey- lich anders ausgefallen, wenn ſie der Paſtor aus L — uͤbernommen. Wie ſie mir aber noch

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 544. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/554>, abgerufen am 22.11.2024.