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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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noch lebhaft sind die Worte: (alle Fragen
haben was feyerliches für mich). Wollen
Sie mit diesem Manne ziehen, Glück und
Unglück mit ihm theilen, und sich nicht eher
von ihm trennen, als bis ein Gott gebe seli-
ger Tod sie scheidet? -- Mein Vater hatte
mir Ja vorpraeludirt; allein mein Herz hielt
so wenig Melodie, daß ich laut Ja sagte,
und so laut, so herzlich sag ich es noch jetzo,
bis der Tod uns scheidet. Ja, Ja! Amen!
Amen! Hörst du Alexander? Ja!

Mein Mann kann mir keinen größern
Beweiß von seiner Liebe geben, als daß er
mir eine Aehnlichkeit mit Minen zuschreibt.
Zwar hab ich sie nur ein einziges mahl in ih-
rem kummervollen Leben, zu sehen das Glück
gehabt, so wie auch vor diesem die frömm-
sten Leute nicht alle Tage Engel sahen; allein
auch dies einemal macht sie mir auf ewig wie
gegenwärtig. Da steht sie! Auch dort
werd ich sie gleich kennen --

Sie hängt in unserm Hause nicht blos
über den Kleinigkeiten, die sich mein Mann
zum Andenken erkohren; überall hängt sie,
in Oel, in Pastell und Silhouetten ohn
Ende -- Sie lebt und schwebt mir vor Au-

gen.
M m

noch lebhaft ſind die Worte: (alle Fragen
haben was feyerliches fuͤr mich). Wollen
Sie mit dieſem Manne ziehen, Gluͤck und
Ungluͤck mit ihm theilen, und ſich nicht eher
von ihm trennen, als bis ein Gott gebe ſeli-
ger Tod ſie ſcheidet? — Mein Vater hatte
mir Ja vorpraeludirt; allein mein Herz hielt
ſo wenig Melodie, daß ich laut Ja ſagte,
und ſo laut, ſo herzlich ſag ich es noch jetzo,
bis der Tod uns ſcheidet. Ja, Ja! Amen!
Amen! Hoͤrſt du Alexander? Ja!

Mein Mann kann mir keinen groͤßern
Beweiß von ſeiner Liebe geben, als daß er
mir eine Aehnlichkeit mit Minen zuſchreibt.
Zwar hab ich ſie nur ein einziges mahl in ih-
rem kummervollen Leben, zu ſehen das Gluͤck
gehabt, ſo wie auch vor dieſem die froͤmm-
ſten Leute nicht alle Tage Engel ſahen; allein
auch dies einemal macht ſie mir auf ewig wie
gegenwaͤrtig. Da ſteht ſie! Auch dort
werd ich ſie gleich kennen —

Sie haͤngt in unſerm Hauſe nicht blos
uͤber den Kleinigkeiten, die ſich mein Mann
zum Andenken erkohren; uͤberall haͤngt ſie,
in Oel, in Paſtell und Silhouetten ohn
Ende — Sie lebt und ſchwebt mir vor Au-

gen.
M m
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[545/0555] noch lebhaft ſind die Worte: (alle Fragen haben was feyerliches fuͤr mich). Wollen Sie mit dieſem Manne ziehen, Gluͤck und Ungluͤck mit ihm theilen, und ſich nicht eher von ihm trennen, als bis ein Gott gebe ſeli- ger Tod ſie ſcheidet? — Mein Vater hatte mir Ja vorpraeludirt; allein mein Herz hielt ſo wenig Melodie, daß ich laut Ja ſagte, und ſo laut, ſo herzlich ſag ich es noch jetzo, bis der Tod uns ſcheidet. Ja, Ja! Amen! Amen! Hoͤrſt du Alexander? Ja! Mein Mann kann mir keinen groͤßern Beweiß von ſeiner Liebe geben, als daß er mir eine Aehnlichkeit mit Minen zuſchreibt. Zwar hab ich ſie nur ein einziges mahl in ih- rem kummervollen Leben, zu ſehen das Gluͤck gehabt, ſo wie auch vor dieſem die froͤmm- ſten Leute nicht alle Tage Engel ſahen; allein auch dies einemal macht ſie mir auf ewig wie gegenwaͤrtig. Da ſteht ſie! Auch dort werd ich ſie gleich kennen — Sie haͤngt in unſerm Hauſe nicht blos uͤber den Kleinigkeiten, die ſich mein Mann zum Andenken erkohren; uͤberall haͤngt ſie, in Oel, in Paſtell und Silhouetten ohn Ende — Sie lebt und ſchwebt mir vor Au- gen. M m

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 545. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/555>, abgerufen am 23.11.2024.