Ich bin der Welt im eigentlichsten Sinn abgestorben! und finde in der Hosnung der künftigen Welt, so viel Trost, daß es wohl der Mühe belohnt, hier nicht ganz glücklich zu seyn! -- Ich wolte um wie vieles nicht mein Theil in diesem Leben haben, um wie vieles nicht! -- Wie du willst, Herr, wie du willst, schick es mit mir! -- Wahrlich, wir sind zur Hofnung gebohren. Mit dem Genuß will es nicht recht fort -- Ich weiß nicht, ich kann keinen Menschen so recht aus- stehen, der es sich geflissentlich angelegen seyn läßt, zu genüßen, dem man es anmerkt, daß es ihm so recht schmeckt! --
Man sagt, daß es die Wehemutter bey meiner Niederkunft versehen haben soll. Ich verzeih es ihr herzlich -- herzlich -- Gott tröste sie! Sie ist nach der Zeit öfters tief- sinnig -- Mein Mann und ich, das weiß Gott, haben nichts dazu beygetragen, daß sie tiefsinnig worden -- Gott tröste sie und alle, die dies lesen, bey ihren Leiden, mit dem Troste des beßern Lebens, das Gott ge- ben wird denen, die ihn lieben! --
Tine
zweyten Diskant einfaͤlt, wie wohl iſt mir! —
Ich bin der Welt im eigentlichſten Sinn abgeſtorben! und finde in der Hoſnung der kuͤnftigen Welt, ſo viel Troſt, daß es wohl der Muͤhe belohnt, hier nicht ganz gluͤcklich zu ſeyn! — Ich wolte um wie vieles nicht mein Theil in dieſem Leben haben, um wie vieles nicht! — Wie du willſt, Herr, wie du willſt, ſchick es mit mir! — Wahrlich, wir ſind zur Hofnung gebohren. Mit dem Genuß will es nicht recht fort — Ich weiß nicht, ich kann keinen Menſchen ſo recht aus- ſtehen, der es ſich gefliſſentlich angelegen ſeyn laͤßt, zu genuͤßen, dem man es anmerkt, daß es ihm ſo recht ſchmeckt! —
Man ſagt, daß es die Wehemutter bey meiner Niederkunft verſehen haben ſoll. Ich verzeih es ihr herzlich — herzlich — Gott troͤſte ſie! Sie iſt nach der Zeit oͤfters tief- ſinnig — Mein Mann und ich, das weiß Gott, haben nichts dazu beygetragen, daß ſie tiefſinnig worden — Gott troͤſte ſie und alle, die dies leſen, bey ihren Leiden, mit dem Troſte des beßern Lebens, das Gott ge- ben wird denen, die ihn lieben! —
Tine
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zweyten Diskant einfaͤlt, wie wohl iſt
mir! —
Ich bin der Welt im eigentlichſten Sinn
abgeſtorben! und finde in der Hoſnung der
kuͤnftigen Welt, ſo viel Troſt, daß es wohl
der Muͤhe belohnt, hier nicht ganz gluͤcklich
zu ſeyn! — Ich wolte um wie vieles nicht
mein Theil in dieſem Leben haben, um wie
vieles nicht! — Wie du willſt, Herr, wie
du willſt, ſchick es mit mir! — Wahrlich,
wir ſind zur Hofnung gebohren. Mit dem
Genuß will es nicht recht fort — Ich weiß
nicht, ich kann keinen Menſchen ſo recht aus-
ſtehen, der es ſich gefliſſentlich angelegen ſeyn
laͤßt, zu genuͤßen, dem man es anmerkt, daß
es ihm ſo recht ſchmeckt! —
Man ſagt, daß es die Wehemutter bey
meiner Niederkunft verſehen haben ſoll. Ich
verzeih es ihr herzlich — herzlich — Gott
troͤſte ſie! Sie iſt nach der Zeit oͤfters tief-
ſinnig — Mein Mann und ich, das weiß
Gott, haben nichts dazu beygetragen, daß
ſie tiefſinnig worden — Gott troͤſte ſie und
alle, die dies leſen, bey ihren Leiden, mit
dem Troſte des beßern Lebens, das Gott ge-
ben wird denen, die ihn lieben! —
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 552. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/562>, abgerufen am 24.11.2024.
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