Meine Leser! (oder soll ich mich blos zu dir, mein guter -- -- es! wenden?) wer- den dieses Sonntagskleid oft gefunden haben; nie aber mehr, als wie er: Licht! rief. -- Das Papier glühte so feyerlich, sagte meine Mutter, als wenn einst Gott den Bogen Papier des Himmels am Licht anzünden wird.
Meine Mutter konnte ihm seine Kopfun- terlage im Bette nicht hoch genug machen! Es war ein Berg aus lauter Madratzen -- Herr v. G -- hatte fast nichts unterm Kopf --
Salvey, ein Kraut, woraus die Alten viel machten, ward, meinem Vater zu Gun- sten, an die meisten Schüßeln gelegt, die meine Mutter anrichtete --
Er schöpft die Natur so von oben, sagte meine Mutter, wie ich den Milchrahm: ob- gleich sie auch Raturfinderisch war.
Gleich das erste Jahr nach unserer Hoch- zeit gieng ich mit ihm spazieren, wir sahen eine Eiche, die am Zaun stand. Sieh nur! sagt er, sie sieht auf den Zaun, dessen Kinder und Kindeskinder sie beleben wird.
Von
Meine Leſer! (oder ſoll ich mich blos zu dir, mein guter — — es! wenden?) wer- den dieſes Sonntagskleid oft gefunden haben; nie aber mehr, als wie er: Licht! rief. — Das Papier gluͤhte ſo feyerlich, ſagte meine Mutter, als wenn einſt Gott den Bogen Papier des Himmels am Licht anzuͤnden wird.
Meine Mutter konnte ihm ſeine Kopfun- terlage im Bette nicht hoch genug machen! Es war ein Berg aus lauter Madratzen — Herr v. G — hatte faſt nichts unterm Kopf —
Salvey, ein Kraut, woraus die Alten viel machten, ward, meinem Vater zu Gun- ſten, an die meiſten Schuͤßeln gelegt, die meine Mutter anrichtete —
Er ſchoͤpft die Natur ſo von oben, ſagte meine Mutter, wie ich den Milchrahm: ob- gleich ſie auch Raturfinderiſch war.
Gleich das erſte Jahr nach unſerer Hoch- zeit gieng ich mit ihm ſpazieren, wir ſahen eine Eiche, die am Zaun ſtand. Sieh nur! ſagt er, ſie ſieht auf den Zaun, deſſen Kinder und Kindeskinder ſie beleben wird.
Von
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Meine Leſer! (oder ſoll ich mich blos zu
dir, mein guter — — es! wenden?) wer-
den dieſes Sonntagskleid oft gefunden haben;
nie aber mehr, als wie er: Licht! rief. —
Das Papier gluͤhte ſo feyerlich, ſagte meine
Mutter, als wenn einſt Gott den Bogen
Papier des Himmels am Licht anzuͤnden
wird.
Meine Mutter konnte ihm ſeine Kopfun-
terlage im Bette nicht hoch genug machen!
Es war ein Berg aus lauter Madratzen —
Herr v. G — hatte faſt nichts unterm
Kopf —
Salvey, ein Kraut, woraus die Alten
viel machten, ward, meinem Vater zu Gun-
ſten, an die meiſten Schuͤßeln gelegt, die
meine Mutter anrichtete —
Er ſchoͤpft die Natur ſo von oben, ſagte
meine Mutter, wie ich den Milchrahm: ob-
gleich ſie auch Raturfinderiſch war.
Gleich das erſte Jahr nach unſerer Hoch-
zeit gieng ich mit ihm ſpazieren, wir ſahen
eine Eiche, die am Zaun ſtand. Sieh nur!
ſagt er, ſie ſieht auf den Zaun, deſſen Kinder
und Kindeskinder ſie beleben wird.
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 637. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/645>, abgerufen am 23.11.2024.
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