Gesicht, was der Frau v -- auffiel. Die Fe- stigkeit, mit der meine Mutter alles behan- delte, machte die Frau v -- auch ohne erhal- tenes Zeichen aufmerksam. -- Sie nahm die Aßignation auf Mosen und die Propheten an, und bat sich die Erlaubnis aus, künftigen Sonntag wieder zu kommen. Wenn man den Löwen vorgeworfen werden soll, stirbt der grö- ßer, und ist mehr als Märtyrer, der sich ih- nen gelassen anbietet, als der sie reitzt. -- Die Frau v -- zog ihre Strasse, und da sie wohl einsahe, daß meine Mutter nicht lange mehr hier wallen würde, entschloß sie sich et- was auszuführen, wofür sie bis dahin zurück- gebebet. -- Sie kam. Noch ein klein Geläute zuvor, wegen des Sonntags. Seit der Zeit, daß meine Mutter eine Prophetin worden, war sie des Sonntags mehr, als sonst, in die- sem Prophetenelement; obgleich sie sonst so sehr für den Sonnabend war. Sie kam, hab ich schon gesagt. Beyde sahen es sich an, daß sie heute ausserordentlich wären. Es war bey beyden Sonntag -- ich will die Pastor- wittwe sich selbst überlassen. --
Ich wünschte wohl mit ihnen ganz allein zu seyn, fieng die Frau v -- an. "Kann nicht seyn" antwortete meine Mutter. Gott ist bey
uns,
Geſicht, was der Frau v — auffiel. Die Fe- ſtigkeit, mit der meine Mutter alles behan- delte, machte die Frau v — auch ohne erhal- tenes Zeichen aufmerkſam. — Sie nahm die Aßignation auf Moſen und die Propheten an, und bat ſich die Erlaubnis aus, kuͤnftigen Sonntag wieder zu kommen. Wenn man den Loͤwen vorgeworfen werden ſoll, ſtirbt der groͤ- ßer, und iſt mehr als Maͤrtyrer, der ſich ih- nen gelaſſen anbietet, als der ſie reitzt. — Die Frau v — zog ihre Straſſe, und da ſie wohl einſahe, daß meine Mutter nicht lange mehr hier wallen wuͤrde, entſchloß ſie ſich et- was auszufuͤhren, wofuͤr ſie bis dahin zuruͤck- gebebet. — Sie kam. Noch ein klein Gelaͤute zuvor, wegen des Sonntags. Seit der Zeit, daß meine Mutter eine Prophetin worden, war ſie des Sonntags mehr, als ſonſt, in die- ſem Prophetenelement; obgleich ſie ſonſt ſo ſehr fuͤr den Sonnabend war. Sie kam, hab ich ſchon geſagt. Beyde ſahen es ſich an, daß ſie heute auſſerordentlich waͤren. Es war bey beyden Sonntag — ich will die Paſtor- wittwe ſich ſelbſt uͤberlaſſen. —
Ich wuͤnſchte wohl mit ihnen ganz allein zu ſeyn, fieng die Frau v — an. „Kann nicht ſeyn„ antwortete meine Mutter. Gott iſt bey
uns,
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Geſicht, was der Frau v — auffiel. Die Fe-
ſtigkeit, mit der meine Mutter alles behan-
delte, machte die Frau v — auch ohne erhal-
tenes Zeichen aufmerkſam. — Sie nahm die
Aßignation auf Moſen und die Propheten an,
und bat ſich die Erlaubnis aus, kuͤnftigen
Sonntag wieder zu kommen. Wenn man den
Loͤwen vorgeworfen werden ſoll, ſtirbt der groͤ-
ßer, und iſt mehr als Maͤrtyrer, der ſich ih-
nen gelaſſen anbietet, als der ſie reitzt. —
Die Frau v — zog ihre Straſſe, und da ſie
wohl einſahe, daß meine Mutter nicht lange
mehr hier wallen wuͤrde, entſchloß ſie ſich et-
was auszufuͤhren, wofuͤr ſie bis dahin zuruͤck-
gebebet. — Sie kam. Noch ein klein Gelaͤute
zuvor, wegen des Sonntags. Seit der Zeit,
daß meine Mutter eine Prophetin worden,
war ſie des Sonntags mehr, als ſonſt, in die-
ſem Prophetenelement; obgleich ſie ſonſt ſo
ſehr fuͤr den Sonnabend war. Sie kam, hab
ich ſchon geſagt. Beyde ſahen es ſich an,
daß ſie heute auſſerordentlich waͤren. Es war
bey beyden Sonntag — ich will die Paſtor-
wittwe ſich ſelbſt uͤberlaſſen. —
Ich wuͤnſchte wohl mit ihnen ganz allein
zu ſeyn, fieng die Frau v — an. „Kann nicht
ſeyn„ antwortete meine Mutter. Gott iſt bey
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/85>, abgerufen am 21.11.2024.
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