ohne Wunder nicht zu erwarten; doch nicht eines einzigen, sondern eines Zusammenflusses von Wundern hätt' es bedurft, allen diesen zufälligen äusseren Veranlassungen eine andere Folgenriohtung zu geben. -- Der Anfang steht oft in unserm Vermögen, die Mitte selten, das Ende nie. -- Warum sollt' ich es bergen, dass wir Männer von Gottes Gnaden es so gern bemänteln, wie wir zu dieser Überlegen- heit gekommen sind? Überhaupt sind Mäntel die männliche Originaltracht, in die wir uns so bedächtig verhüllen, um nur so viel von uns zu zeigen, als höchstnöthig ist; die Weibermäntel sind Copien von den unsrigen. -- Nähme man uns den philosophischen Mantel; entklei- dete man uns von der Reverende der wohl- ehrwürdigen Hypothesen und von allen unwe- sentlichen, fremdartigen Behelfen, hinter deren Wolken wir uns so unmännlich verbergen: wie weit seltener würden wir bestehen in der Wahrheit! -- Um alles in der Welt möch ten wir die andere Hälfte des menschlichen Geschlechtes überreden, nicht wir, sondern die Natur habe sie zurückgesetzt und uns unter-
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ohne Wunder nicht zu erwarten; doch nicht eines einzigen, sondern eines Zusammenflusses von Wundern hätt’ es bedurft, allen diesen zufälligen äuſseren Veranlassungen eine andere Folgenriohtung zu geben. — Der Anfang steht oft in unserm Vermögen, die Mitte selten, das Ende nie. — Warum sollt’ ich es bergen, daſs wir Männer von Gottes Gnaden es so gern bemänteln, wie wir zu dieser Überlegen- heit gekommen sind? Überhaupt sind Mäntel die männliche Originaltracht, in die wir uns so bedächtig verhüllen, um nur so viel von uns zu zeigen, als höchstnöthig ist; die Weibermäntel sind Copien von den unsrigen. — Nähme man uns den philosophischen Mantel; entklei- dete man uns von der Reverende der wohl- ehrwürdigen Hypothesen und von allen unwe- sentlichen, fremdartigen Behelfen, hinter deren Wolken wir uns so unmännlich verbergen: wie weit seltener würden wir bestehen in der Wahrheit! — Um alles in der Welt möch ten wir die andere Hälfte des menschlichen Geschlechtes überreden, nicht wir, sondern die Natur habe sie zurückgesetzt und uns unter-
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ohne Wunder nicht zu erwarten; doch nicht
eines einzigen, sondern eines Zusammenflusses
von Wundern hätt’ es bedurft, allen diesen
zufälligen äuſseren Veranlassungen eine andere
Folgenriohtung zu geben. — Der Anfang steht
oft in unserm Vermögen, die Mitte selten, das
Ende nie. — Warum sollt’ ich es bergen,
daſs wir Männer von Gottes Gnaden es so
gern bemänteln, wie wir zu dieser Überlegen-
heit gekommen sind? Überhaupt sind Mäntel
die männliche Originaltracht, in die wir uns so
bedächtig verhüllen, um nur so viel von uns zu
zeigen, als höchstnöthig ist; die Weibermäntel
sind Copien von den unsrigen. — Nähme
man uns den philosophischen Mantel; entklei-
dete man uns von der Reverende der wohl-
ehrwürdigen Hypothesen und von allen unwe-
sentlichen, fremdartigen Behelfen, hinter deren
Wolken wir uns so unmännlich verbergen:
wie weit seltener würden wir bestehen in der
Wahrheit! — Um alles in der Welt möch
ten wir die andere Hälfte des menschlichen
Geschlechtes überreden, nicht wir, sondern die
Natur habe sie zurückgesetzt und uns unter-
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/113>, abgerufen am 26.11.2024.
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