Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Stab Wehe brachen -- entstand sie nicht aus
der Verachtung, welcher das andere Geschlecht
ausgesetzt war? Scheint es nicht eine Art
von Degradation seiner selbst, ein Frauenzim-
mer zu ehelichen, das im Grunde so ohne
alle Bedeutung ist? besonders wenn man über-
lästige Schwiegermütter und Basen als Beila-
gen sub Ecce und Vide erhält! Man lasse
das Mädchen seyn wie unser Einer, und ge-
wiss wird ein ehelustiger Jüngling weniger
Bedenken finden, mit ihr zu ziehen; und
werden Basen und Schwiegermütter bei der
Geschlechtsverbesserung noch Zeit behalten,
sich als Beilagen sub Ecce und Vide brauchen
zu lassen? --

Wenn es wahr ist, dass durch den Mü-
ssiggang eines Bürgers im Staate ein anderer
doppelt arbeiten muss, um die Faulheit von
jenem zu übertragen und Alles ins Gleichge-
wicht zu bringen; so bestätiget sich diese Be-
merkung noch weit mehr durch die Veilwei-
berei, die Quelle, wodurch zwar das andere
Geschlecht ausserordentlich von seiner Würde
verloren, die indess auch dem männlichen,

Stab Wehe brachen — entstand sie nicht aus
der Verachtung, welcher das andere Geschlecht
ausgesetzt war? Scheint es nicht eine Art
von Degradation seiner selbst, ein Frauenzim-
mer zu ehelichen, das im Grunde so ohne
alle Bedeutung ist? besonders wenn man über-
lästige Schwiegermütter und Basen als Beila-
gen sub Ecce und Vide erhält! Man lasse
das Mädchen seyn wie unser Einer, und ge-
wiſs wird ein ehelustiger Jüngling weniger
Bedenken finden, mit ihr zu ziehen; und
werden Basen und Schwiegermütter bei der
Geschlechtsverbesserung noch Zeit behalten,
sich als Beilagen sub Ecce und Vide brauchen
zu lassen? —

Wenn es wahr ist, daſs durch den Mü-
ſsiggang eines Bürgers im Staate ein anderer
doppelt arbeiten muſs, um die Faulheit von
jenem zu übertragen und Alles ins Gleichge-
wicht zu bringen; so bestätiget sich diese Be-
merkung noch weit mehr durch die Veilwei-
berei, die Quelle, wodurch zwar das andere
Geschlecht auſserordentlich von seiner Würde
verloren, die indeſs auch dem männlichen,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0150" n="142"/>
Stab Wehe brachen &#x2014; entstand sie nicht aus<lb/>
der Verachtung, welcher das andere Geschlecht<lb/>
ausgesetzt war? Scheint es nicht eine Art<lb/>
von Degradation seiner selbst, ein Frauenzim-<lb/>
mer zu ehelichen, das im Grunde so ohne<lb/>
alle Bedeutung ist? besonders wenn man über-<lb/>
lästige Schwiegermütter und Basen als Beila-<lb/>
gen <hi rendition="#i">sub Ecce</hi> und <hi rendition="#i">Vide</hi> erhält! Man lasse<lb/>
das Mädchen seyn wie unser Einer, und ge-<lb/>
wi&#x017F;s wird ein ehelustiger Jüngling weniger<lb/>
Bedenken finden, mit ihr zu ziehen; und<lb/>
werden Basen und Schwiegermütter bei der<lb/>
Geschlechtsverbesserung noch Zeit behalten,<lb/>
sich als <hi rendition="#i">Beilagen sub Ecce und Vide</hi> brauchen<lb/>
zu lassen? &#x2014;</p><lb/>
          <p>Wenn es wahr ist, da&#x017F;s durch den Mü-<lb/>
&#x017F;siggang eines Bürgers im Staate ein anderer<lb/>
doppelt arbeiten mu&#x017F;s, um die Faulheit von<lb/>
jenem zu übertragen und Alles ins Gleichge-<lb/>
wicht zu bringen; so bestätiget sich diese Be-<lb/>
merkung noch weit mehr durch die Veilwei-<lb/>
berei, die Quelle, wodurch zwar das <hi rendition="#i">andere</hi><lb/>
Geschlecht au&#x017F;serordentlich von seiner Würde<lb/>
verloren, die inde&#x017F;s auch dem <hi rendition="#i">männlichen</hi>,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[142/0150] Stab Wehe brachen — entstand sie nicht aus der Verachtung, welcher das andere Geschlecht ausgesetzt war? Scheint es nicht eine Art von Degradation seiner selbst, ein Frauenzim- mer zu ehelichen, das im Grunde so ohne alle Bedeutung ist? besonders wenn man über- lästige Schwiegermütter und Basen als Beila- gen sub Ecce und Vide erhält! Man lasse das Mädchen seyn wie unser Einer, und ge- wiſs wird ein ehelustiger Jüngling weniger Bedenken finden, mit ihr zu ziehen; und werden Basen und Schwiegermütter bei der Geschlechtsverbesserung noch Zeit behalten, sich als Beilagen sub Ecce und Vide brauchen zu lassen? — Wenn es wahr ist, daſs durch den Mü- ſsiggang eines Bürgers im Staate ein anderer doppelt arbeiten muſs, um die Faulheit von jenem zu übertragen und Alles ins Gleichge- wicht zu bringen; so bestätiget sich diese Be- merkung noch weit mehr durch die Veilwei- berei, die Quelle, wodurch zwar das andere Geschlecht auſserordentlich von seiner Würde verloren, die indeſs auch dem männlichen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/150
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/150>, abgerufen am 22.11.2024.