Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

für einem Masse der Einsicht in den Grund
der Sache, aus welchen öffentlichen und ge-
heimen Artikeln von Anreitzungen, Absichten
und Nebenabsichten, für die Beibehaltung des
Alten geeifert wird. Wenn mich nicht alles
trügt, so bat die Furcht der Männer, durch
die Weiber unterjocht zu werden, die ersteren
zu jener Überhäufung mit Wohlthaten ge-
bracht. Nach Art der Hofleute, die kein mo-
ralisches Aequinoctium annehmen, wo Gutes
und Böses sich die Wage hält, scheinen die
Männer, die schon unter sich so viele Feinde
und Widersacher zählen, sich von Seiten der
Weiber den Rücken decken zu wollen --
Wär' es das erstemal, dass man seine Herr-
schaft durch das Hausmittel zu sichern suchte,
die, welche man beherrscht und gern ewig
beherrschen möchte, von reiner Erkenntniss
und Besserung hochbedächtig zurückzuhalten?
Und wie! es stand noch kein Prediger in der
Wüste auf, der diesen Männerdünkel in sei-
ner Blösse zeigte, und auf diesen Staat im
Staate aufmerksam machte? -- Es gab Götter
und Göttinnen, die für Opfer und Geschenke

für einem Maſse der Einsicht in den Grund
der Sache, aus welchen öffentlichen und ge-
heimen Artikeln von Anreitzungen, Absichten
und Nebenabsichten, für die Beibehaltung des
Alten geeifert wird. Wenn mich nicht alles
trügt, so bat die Furcht der Männer, durch
die Weiber unterjocht zu werden, die ersteren
zu jener Überhäufung mit Wohlthaten ge-
bracht. Nach Art der Hofleute, die kein mo-
ralisches Aequinoctium annehmen, wo Gutes
und Böses sich die Wage hält, scheinen die
Männer, die schon unter sich so viele Feinde
und Widersacher zählen, sich von Seiten der
Weiber den Rücken decken zu wollen —
Wär’ es das erstemal, daſs man seine Herr-
schaft durch das Hausmittel zu sichern suchte,
die, welche man beherrscht und gern ewig
beherrschen möchte, von reiner Erkenntniſs
und Besserung hochbedächtig zurückzuhalten?
Und wie! es stand noch kein Prediger in der
Wüste auf, der diesen Männerdünkel in sei-
ner Blöſse zeigte, und auf diesen Staat im
Staate aufmerksam machte? — Es gab Götter
und Göttinnen, die für Opfer und Geschenke

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0170" n="162"/>
für einem Ma&#x017F;se der Einsicht in den Grund<lb/>
der Sache, aus welchen öffentlichen und ge-<lb/>
heimen Artikeln von Anreitzungen, Absichten<lb/>
und Nebenabsichten, für die Beibehaltung des<lb/>
Alten geeifert wird. Wenn mich nicht alles<lb/>
trügt, so bat die <hi rendition="#i">Furcht</hi> der Männer, durch<lb/>
die Weiber <hi rendition="#i">unterjocht zu werden</hi>, die ersteren<lb/>
zu jener Überhäufung mit Wohlthaten ge-<lb/>
bracht. Nach Art der Hofleute, die kein mo-<lb/>
ralisches Aequinoctium annehmen, wo Gutes<lb/>
und Böses sich die Wage hält, scheinen die<lb/>
Männer, die schon unter sich so viele Feinde<lb/>
und Widersacher zählen, sich von Seiten der<lb/>
Weiber den Rücken decken zu wollen &#x2014;<lb/>
Wär&#x2019; es das erstemal, da&#x017F;s man seine Herr-<lb/>
schaft durch das Hausmittel zu sichern suchte,<lb/>
die, welche man beherrscht und gern ewig<lb/>
beherrschen möchte, von reiner Erkenntni&#x017F;s<lb/>
und Besserung hochbedächtig zurückzuhalten?<lb/>
Und wie! es stand noch kein Prediger in der<lb/>
Wüste auf, der diesen Männerdünkel in sei-<lb/>
ner Blö&#x017F;se zeigte, und auf diesen Staat im<lb/>
Staate aufmerksam machte? &#x2014; Es gab Götter<lb/>
und Göttinnen, die für Opfer und Geschenke<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[162/0170] für einem Maſse der Einsicht in den Grund der Sache, aus welchen öffentlichen und ge- heimen Artikeln von Anreitzungen, Absichten und Nebenabsichten, für die Beibehaltung des Alten geeifert wird. Wenn mich nicht alles trügt, so bat die Furcht der Männer, durch die Weiber unterjocht zu werden, die ersteren zu jener Überhäufung mit Wohlthaten ge- bracht. Nach Art der Hofleute, die kein mo- ralisches Aequinoctium annehmen, wo Gutes und Böses sich die Wage hält, scheinen die Männer, die schon unter sich so viele Feinde und Widersacher zählen, sich von Seiten der Weiber den Rücken decken zu wollen — Wär’ es das erstemal, daſs man seine Herr- schaft durch das Hausmittel zu sichern suchte, die, welche man beherrscht und gern ewig beherrschen möchte, von reiner Erkenntniſs und Besserung hochbedächtig zurückzuhalten? Und wie! es stand noch kein Prediger in der Wüste auf, der diesen Männerdünkel in sei- ner Blöſse zeigte, und auf diesen Staat im Staate aufmerksam machte? — Es gab Götter und Göttinnen, die für Opfer und Geschenke

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/170
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/170>, abgerufen am 21.11.2024.