beobachtet; wir würden hier oft auch bei klei- neren Gewässern tiefe Gründe finden, da hin- gegen jetzt diese Launen auf Flügeln der Mor- genröthe uns entfliehen, auch selbst wenn wir sie zurück zu halten bemühet sind. -- Die Weiber wissen die wenigste Zeit, wie sie mit sich selbst daran sind, und sie sollten mir danken, dass ich ihnen hier eine nicht kleine Entdeckung mache -- sie sollten manches, was zu ihrem Frieden, zum wahren, zum Frieden Gottes gehört, in ihrem Herzen bewegen, um eine Stärke recht beurtheilen zu lernen, die sich bloss -- auf ihre angebliche Schwachheit gründet. Von Liebenden sind uns alle Erge- benheits-Bezeugungen verhasst, wenn wir nicht der eigentliche Gegenstand der Neigung sind. Männer! habt ihr von euren Weibern mehr als den Schein der Liebe? und verdient ihr mehr? -- Verdient ihr nicht, dass sie euch nur in dem Grade lieben, wie Sklaven Tyran- ren bedienen? Es giebt Augenliebe, wie Augendienst. -- Hätte man die Weiber bloss von einigen, augenscheinlich origetenus und von Haus aus männlichen Dingen ausgeschlos-
M 3
beobachtet; wir würden hier oft auch bei klei- neren Gewässern tiefe Gründe finden, da hin- gegen jetzt diese Launen auf Flügeln der Mor- genröthe uns entfliehen, auch selbst wenn wir sie zurück zu halten bemühet sind. — Die Weiber wissen die wenigste Zeit, wie sie mit sich selbst daran sind, und sie sollten mir danken, daſs ich ihnen hier eine nicht kleine Entdeckung mache — sie sollten manches, was zu ihrem Frieden, zum wahren, zum Frieden Gottes gehört, in ihrem Herzen bewegen, um eine Stärke recht beurtheilen zu lernen, die sich bloſs — auf ihre angebliche Schwachheit gründet. Von Liebenden sind uns alle Erge- benheits-Bezeugungen verhaſst, wenn wir nicht der eigentliche Gegenstand der Neigung sind. Männer! habt ihr von euren Weibern mehr als den Schein der Liebe? und verdient ihr mehr? — Verdient ihr nicht, daſs sie euch nur in dem Grade lieben, wie Sklaven Tyran- ren bedienen? Es giebt Augenliebe, wie Augendienst. — Hätte man die Weiber bloſs von einigen, augenscheinlich origetenus und von Haus aus männlichen Dingen ausgeschlos-
M 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0189"n="181"/>
beobachtet; wir würden hier oft auch bei klei-<lb/>
neren Gewässern tiefe Gründe finden, da hin-<lb/>
gegen jetzt diese Launen auf Flügeln der Mor-<lb/>
genröthe uns entfliehen, auch selbst wenn wir<lb/>
sie zurück zu halten bemühet sind. — Die<lb/>
Weiber wissen die wenigste Zeit, wie sie mit<lb/>
sich selbst daran sind, und sie sollten mir<lb/>
danken, daſs ich ihnen hier eine nicht kleine<lb/>
Entdeckung mache — sie sollten manches, was<lb/>
zu ihrem Frieden, zum wahren, zum Frieden<lb/>
Gottes gehört, in ihrem Herzen bewegen, um<lb/>
eine Stärke recht beurtheilen zu lernen, die<lb/>
sich bloſs — auf ihre angebliche Schwachheit<lb/>
gründet. Von Liebenden sind uns alle Erge-<lb/>
benheits-Bezeugungen verhaſst, wenn <hirendition="#i">wir</hi> nicht<lb/>
der eigentliche Gegenstand der Neigung sind.<lb/>
Männer! habt ihr von euren Weibern mehr<lb/>
als den Schein der Liebe? und verdient ihr<lb/>
mehr? — Verdient ihr nicht, daſs sie euch<lb/>
nur in dem Grade lieben, wie Sklaven Tyran-<lb/>
ren bedienen? Es giebt Augenliebe, wie<lb/>
Augendienst. — Hätte man die Weiber bloſs<lb/>
von einigen, augenscheinlich <hirendition="#i">origetenus</hi> und<lb/>
von Haus aus männlichen Dingen ausgeschlos-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">M 3</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[181/0189]
beobachtet; wir würden hier oft auch bei klei-
neren Gewässern tiefe Gründe finden, da hin-
gegen jetzt diese Launen auf Flügeln der Mor-
genröthe uns entfliehen, auch selbst wenn wir
sie zurück zu halten bemühet sind. — Die
Weiber wissen die wenigste Zeit, wie sie mit
sich selbst daran sind, und sie sollten mir
danken, daſs ich ihnen hier eine nicht kleine
Entdeckung mache — sie sollten manches, was
zu ihrem Frieden, zum wahren, zum Frieden
Gottes gehört, in ihrem Herzen bewegen, um
eine Stärke recht beurtheilen zu lernen, die
sich bloſs — auf ihre angebliche Schwachheit
gründet. Von Liebenden sind uns alle Erge-
benheits-Bezeugungen verhaſst, wenn wir nicht
der eigentliche Gegenstand der Neigung sind.
Männer! habt ihr von euren Weibern mehr
als den Schein der Liebe? und verdient ihr
mehr? — Verdient ihr nicht, daſs sie euch
nur in dem Grade lieben, wie Sklaven Tyran-
ren bedienen? Es giebt Augenliebe, wie
Augendienst. — Hätte man die Weiber bloſs
von einigen, augenscheinlich origetenus und
von Haus aus männlichen Dingen ausgeschlos-
M 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/189>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.