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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792.

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stand, dem so leicht abzuhelfen war, unabge-
holfen geblieben? Man kann sich bei der-
gleichen Umständen des zudringlichen Gedan-
kens nicht erwehren, das moralische und phy-
sische Wohl der Bürger sei nicht das, womit
die Staats-Piloten sich zu beschäftigen schei-
nen. In der That, Glück und Zufall sind es
gemeiniglich, welche Bahn und Fahrt bestim-
men; denn es giebt der hier einschlagenden
Unschicklichkeiten noch weit mehr, von wel-
chen der Staat keine Notiz nimmt, ungeach-
tet sie einer ernstlichen Rüge bedürfen, und
ungeachtet es federleicht seyn würde, diese
Quellen so mancher unmoralischen Folgen zu
verstopfen -- Noch bedient man sich der
Tanz- und Singemeister, um dem Frauer-
zimmer Tanz und Musik beizubringen, und
scheint es entweder nicht zu wissen oder
nicht wissen zu wollen, wie nahe die weibli-
che Tugend hier der Gefahr ist, wie Manche
diesen Versuchungen nicht widerstanden und
als Opfer fielen.

Man lässt es geschehen, dass Männer Wei-
berköpfe
putzen, und ahndet nicht, was hier

stand, dem so leicht abzuhelfen war, unabge-
holfen geblieben? Man kann sich bei der-
gleichen Umständen des zudringlichen Gedan-
kens nicht erwehren, das moralische und phy-
sische Wohl der Bürger sei nicht das, womit
die Staats-Piloten sich zu beschäftigen schei-
nen. In der That, Glück und Zufall sind es
gemeiniglich, welche Bahn und Fahrt bestim-
men; denn es giebt der hier einschlagenden
Unschicklichkeiten noch weit mehr, von wel-
chen der Staat keine Notiz nimmt, ungeach-
tet sie einer ernstlichen Rüge bedürfen, und
ungeachtet es federleicht seyn würde, diese
Quellen so mancher unmoralischen Folgen zu
verstopfen — Noch bedient man sich der
Tanz- und Singemeister, um dem Frauer-
zimmer Tanz und Musik beizubringen, und
scheint es entweder nicht zu wissen oder
nicht wissen zu wollen, wie nahe die weibli-
che Tugend hier der Gefahr ist, wie Manche
diesen Versuchungen nicht widerstanden und
als Opfer fielen.

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berköpfe
putzen, und ahndet nicht, was hier

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[340/0348] stand, dem so leicht abzuhelfen war, unabge- holfen geblieben? Man kann sich bei der- gleichen Umständen des zudringlichen Gedan- kens nicht erwehren, das moralische und phy- sische Wohl der Bürger sei nicht das, womit die Staats-Piloten sich zu beschäftigen schei- nen. In der That, Glück und Zufall sind es gemeiniglich, welche Bahn und Fahrt bestim- men; denn es giebt der hier einschlagenden Unschicklichkeiten noch weit mehr, von wel- chen der Staat keine Notiz nimmt, ungeach- tet sie einer ernstlichen Rüge bedürfen, und ungeachtet es federleicht seyn würde, diese Quellen so mancher unmoralischen Folgen zu verstopfen — Noch bedient man sich der Tanz- und Singemeister, um dem Frauer- zimmer Tanz und Musik beizubringen, und scheint es entweder nicht zu wissen oder nicht wissen zu wollen, wie nahe die weibli- che Tugend hier der Gefahr ist, wie Manche diesen Versuchungen nicht widerstanden und als Opfer fielen. Man läſst es geschehen, daſs Männer Wei- berköpfe putzen, und ahndet nicht, was hier

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/348>, abgerufen am 25.11.2024.