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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792.

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Schminke, und wer der Schönheit wegen
schreibt, unterwirft sich dem Schicksal ei-
niger Damen unserer verderbten Zeit, die
sich weit lieber erkälten, als dem Putze das
Mindeste von seinen modischen Rechten ent-
ziehen. Will man etwas in seinem ganzen
Umfange, in seiner ganzen Stärke geniessen,
so entferne man alles Fremdartige, und mache
es wie grosse Esser, die, ausser dem Geschmack,
den übrigen Sinnen in ihrem Esssaale den Zu-
tritt nicht verstatten. Selbst weite Aussicht,
Tafelmusik, unterhaltende Gespräche entkräf-
ten ihr Vergnügen -- Still essen sie, und
Alles hat bei ihnen seine Zeit -- Alles was
kolossalisch in's Auge fällt, ist schwächlich.
Wer Menschen vergöttert, macht weniger aus
ihnen, als sie von Gottes- und Naturwegen
seyn können. Immerhin Gott, nur kein Mensch,
hiess es von Höchstseligen Tyrannen -- De-
tail-Vorschläge geben sich von selbst, wenn
nur der Total-Eindruck unauslöschlich ist.
Der Text muss sich nicht in den Prediger,
sondern der Prediger in den Text schicken;
und was hilft wissen und wollen, wenn es

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Schminke, und wer der Schönheit wegen
schreibt, unterwirft sich dem Schicksal ei-
niger Damen unserer verderbten Zeit, die
sich weit lieber erkälten, als dem Putze das
Mindeste von seinen modischen Rechten ent-
ziehen. Will man etwas in seinem ganzen
Umfange, in seiner ganzen Stärke genieſsen,
so entferne man alles Fremdartige, und mache
es wie groſse Esser, die, auſser dem Geschmack,
den übrigen Sinnen in ihrem Eſssaale den Zu-
tritt nicht verstatten. Selbst weite Aussicht,
Tafelmusik, unterhaltende Gespräche entkräf-
ten ihr Vergnügen — Still essen sie, und
Alles hat bei ihnen seine Zeit — Alles was
kolossalisch in’s Auge fällt, ist schwächlich.
Wer Menschen vergöttert, macht weniger aus
ihnen, als sie von Gottes- und Naturwegen
seyn können. Immerhin Gott, nur kein Mensch,
hieſs es von Höchstseligen Tyrannen — De-
tail-Vorschläge geben sich von selbst, wenn
nur der Total-Eindruck unauslöschlich ist.
Der Text muſs sich nicht in den Prediger,
sondern der Prediger in den Text schicken;
und was hilft wissen und wollen, wenn es

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[343/0351] Schminke, und wer der Schönheit wegen schreibt, unterwirft sich dem Schicksal ei- niger Damen unserer verderbten Zeit, die sich weit lieber erkälten, als dem Putze das Mindeste von seinen modischen Rechten ent- ziehen. Will man etwas in seinem ganzen Umfange, in seiner ganzen Stärke genieſsen, so entferne man alles Fremdartige, und mache es wie groſse Esser, die, auſser dem Geschmack, den übrigen Sinnen in ihrem Eſssaale den Zu- tritt nicht verstatten. Selbst weite Aussicht, Tafelmusik, unterhaltende Gespräche entkräf- ten ihr Vergnügen — Still essen sie, und Alles hat bei ihnen seine Zeit — Alles was kolossalisch in’s Auge fällt, ist schwächlich. Wer Menschen vergöttert, macht weniger aus ihnen, als sie von Gottes- und Naturwegen seyn können. Immerhin Gott, nur kein Mensch, hieſs es von Höchstseligen Tyrannen — De- tail-Vorschläge geben sich von selbst, wenn nur der Total-Eindruck unauslöschlich ist. Der Text muſs sich nicht in den Prediger, sondern der Prediger in den Text schicken; und was hilft wissen und wollen, wenn es Y 4

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/351>, abgerufen am 22.11.2024.