jetzt von Geschlechtswegen, wo nicht interes- siren, so doch Herzen gewinnen, wo nicht angebetet, so doch geliebt werden wollen; setzt sie über die Sinnlichkeit hinaus, und ih- re Eitelkeit, ihre Neugierde, ihr jetziger Hang zum Vergnügen werden sich veredeln -- sie werden nicht aufhören, Weiber zu seyn; -- wie unglücklich wären wir, wenn sie das könnten! -- nur werden sie aufhören, die Weiber zu seyn, die sie jetzt sind -- Diese Verwandlung wird uns heben, statt dass man uns jetzt, wie jenen Elephantenleiter, fragen könnte: bist du darum so trotzig, weil du Thiere commandirst? An uns ist der erste Schritt, und nur von unserm bussfertigen Ent- schlusse hängt es ab, diese Revolution zu be- wirken. Werdet andere Männer, und Alles, vorzüglich die Weiber, ist anders als jetzt. Mit dem Masse mit dem wir sie messen, wer- den sie uns wieder messen. Dienstfreund- schaft! Ist sie denn unserm Geschlechte ei- gen? Nicht nur die Kraft, auch den Schein verleugnen wir. Führen die Staatsdiener nicht unter sich den dreissigjährigen Krieg? Der
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jetzt von Geschlechtswegen, wo nicht interes- siren, so doch Herzen gewinnen, wo nicht angebetet, so doch geliebt werden wollen; setzt sie über die Sinnlichkeit hinaus, und ih- re Eitelkeit, ihre Neugierde, ihr jetziger Hang zum Vergnügen werden sich veredeln — sie werden nicht aufhören, Weiber zu seyn; — wie unglücklich wären wir, wenn sie das könnten! — nur werden sie aufhören, die Weiber zu seyn, die sie jetzt sind — Diese Verwandlung wird uns heben, statt daſs man uns jetzt, wie jenen Elephantenleiter, fragen könnte: bist du darum so trotzig, weil du Thiere commandirst? An uns ist der erste Schritt, und nur von unserm buſsfertigen Ent- schlusse hängt es ab, diese Revolution zu be- wirken. Werdet andere Männer, und Alles, vorzüglich die Weiber, ist anders als jetzt. Mit dem Maſse mit dem wir sie messen, wer- den sie uns wieder messen. Dienstfreund- schaft! Ist sie denn unserm Geschlechte ei- gen? Nicht nur die Kraft, auch den Schein verleugnen wir. Führen die Staatsdiener nicht unter sich den dreiſsigjährigen Krieg? Der
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jetzt von Geschlechtswegen, wo nicht interes-
siren, so doch Herzen gewinnen, wo nicht
angebetet, so doch geliebt werden wollen;
setzt sie über die Sinnlichkeit hinaus, und ih-
re Eitelkeit, ihre Neugierde, ihr jetziger Hang
zum Vergnügen werden sich veredeln — sie
werden nicht aufhören, Weiber zu seyn; —
wie unglücklich wären wir, wenn sie das
könnten! — nur werden sie aufhören, die
Weiber zu seyn, die sie jetzt sind — Diese
Verwandlung wird uns heben, statt daſs man
uns jetzt, wie jenen Elephantenleiter, fragen
könnte: bist du darum so trotzig, weil du
Thiere commandirst? An uns ist der erste
Schritt, und nur von unserm buſsfertigen Ent-
schlusse hängt es ab, diese Revolution zu be-
wirken. Werdet andere Männer, und Alles,
vorzüglich die Weiber, ist anders als jetzt.
Mit dem Maſse mit dem wir sie messen, wer-
den sie uns wieder messen. Dienstfreund-
schaft! Ist sie denn unserm Geschlechte ei-
gen? Nicht nur die Kraft, auch den Schein
verleugnen wir. Führen die Staatsdiener nicht
unter sich den dreiſsigjährigen Krieg? Der
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/381>, abgerufen am 25.11.2024.
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