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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 1. Leipzig, 1779.

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der Landschaft und ihren Wirkungen.
und Phantasien, die ihr bekannt scheinen, und sie doch mit so neuem Reiz beleben --
dies sind für das unverderbte Gefühl die Wirkungen der angenehmen, der muntern
und der heitern Gegend.

[Abbildung]
3.

Seltener sind in der Natur sanftmelancholische, romantische und feyerliche
Gegenden; aber auch kräftiger ist ihre Einwirkung. Die angenehmen Gegenden
schwinden mit einer leichten Berührung vor der Seele vorüber; diese aber ergreifen
sie, halten sie an. Sie sind anziehend, bezaubernd, erschütternd und erhebend;
Eindrücke, die für Leute von Geschmack und feiner Empfindung weit interessanter sind,
als tausend Belustigungen von dem gemeinen Schlag.

Eine sanftmelancholische Gegend bildet sich durch Versperrung aller Aus-
sicht; durch Tiefen und Niedrigungen; durch dickes Gebüsch und Gehölz, oft schon
durch bloße Gruppen von hohen starkbelaubten nahe an einander gedrängten Bäumen,
in deren Gipfel ein hohles Geräusch schwebt; durch stillstehendes oder dumpfmurmeln-
des Gewässer, dessen Anblick versteckt ist; durch Laubwerk von einem dunkeln oder
schwärzlichen Grün, durch tiefherabhängende Blätter und überall verbreitete Schatten;

durch
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der Landſchaft und ihren Wirkungen.
und Phantaſien, die ihr bekannt ſcheinen, und ſie doch mit ſo neuem Reiz beleben —
dies ſind fuͤr das unverderbte Gefuͤhl die Wirkungen der angenehmen, der muntern
und der heitern Gegend.

[Abbildung]
3.

Seltener ſind in der Natur ſanftmelancholiſche, romantiſche und feyerliche
Gegenden; aber auch kraͤftiger iſt ihre Einwirkung. Die angenehmen Gegenden
ſchwinden mit einer leichten Beruͤhrung vor der Seele voruͤber; dieſe aber ergreifen
ſie, halten ſie an. Sie ſind anziehend, bezaubernd, erſchuͤtternd und erhebend;
Eindruͤcke, die fuͤr Leute von Geſchmack und feiner Empfindung weit intereſſanter ſind,
als tauſend Beluſtigungen von dem gemeinen Schlag.

Eine ſanftmelancholiſche Gegend bildet ſich durch Verſperrung aller Aus-
ſicht; durch Tiefen und Niedrigungen; durch dickes Gebuͤſch und Gehoͤlz, oft ſchon
durch bloße Gruppen von hohen ſtarkbelaubten nahe an einander gedraͤngten Baͤumen,
in deren Gipfel ein hohles Geraͤuſch ſchwebt; durch ſtillſtehendes oder dumpfmurmeln-
des Gewaͤſſer, deſſen Anblick verſteckt iſt; durch Laubwerk von einem dunkeln oder
ſchwaͤrzlichen Gruͤn, durch tiefherabhaͤngende Blaͤtter und uͤberall verbreitete Schatten;

durch
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[211/0225] der Landſchaft und ihren Wirkungen. und Phantaſien, die ihr bekannt ſcheinen, und ſie doch mit ſo neuem Reiz beleben — dies ſind fuͤr das unverderbte Gefuͤhl die Wirkungen der angenehmen, der muntern und der heitern Gegend. [Abbildung] 3. Seltener ſind in der Natur ſanftmelancholiſche, romantiſche und feyerliche Gegenden; aber auch kraͤftiger iſt ihre Einwirkung. Die angenehmen Gegenden ſchwinden mit einer leichten Beruͤhrung vor der Seele voruͤber; dieſe aber ergreifen ſie, halten ſie an. Sie ſind anziehend, bezaubernd, erſchuͤtternd und erhebend; Eindruͤcke, die fuͤr Leute von Geſchmack und feiner Empfindung weit intereſſanter ſind, als tauſend Beluſtigungen von dem gemeinen Schlag. Eine ſanftmelancholiſche Gegend bildet ſich durch Verſperrung aller Aus- ſicht; durch Tiefen und Niedrigungen; durch dickes Gebuͤſch und Gehoͤlz, oft ſchon durch bloße Gruppen von hohen ſtarkbelaubten nahe an einander gedraͤngten Baͤumen, in deren Gipfel ein hohles Geraͤuſch ſchwebt; durch ſtillſtehendes oder dumpfmurmeln- des Gewaͤſſer, deſſen Anblick verſteckt iſt; durch Laubwerk von einem dunkeln oder ſchwaͤrzlichen Gruͤn, durch tiefherabhaͤngende Blaͤtter und uͤberall verbreitete Schatten; durch D d 2

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Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 1. Leipzig, 1779, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst1_1779/225>, abgerufen am 22.11.2024.