Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 1. Leipzig, 1779.Zweyter Abschnitt. Von den verschiedenen Charakteren oder in den Beschreibungen eine Gegend, die so stark diesen Charakter hat, antreffen,als der Berg Monserrat in Catalonien, wie ihn Thiknesses *) schildert. "Dieser Berg steht auf einer weiten Ebene, sieben Meilen von Barcelona, mittel- *) Reise durch Frankreich und einen Theil von Catalonien. Aus dem Engl. 8. 1778.
20 bis 25ster Brief. Zweyter Abſchnitt. Von den verſchiedenen Charakteren oder in den Beſchreibungen eine Gegend, die ſo ſtark dieſen Charakter hat, antreffen,als der Berg Monſerrat in Catalonien, wie ihn Thikneſſes *) ſchildert. „Dieſer Berg ſteht auf einer weiten Ebene, ſieben Meilen von Barcelona, mittel- *) Reiſe durch Frankreich und einen Theil von Catalonien. Aus dem Engl. 8. 1778.
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Zweyter Abſchnitt. Von den verſchiedenen Charakteren
oder in den Beſchreibungen eine Gegend, die ſo ſtark dieſen Charakter hat, antreffen,
als der Berg Monſerrat in Catalonien, wie ihn Thikneſſes *) ſchildert.
„Dieſer Berg ſteht auf einer weiten Ebene, ſieben Meilen von Barcelona,
recht in der Mitte des Fuͤrſtenthums Catalonien. Er beſteht aus einer unendlichen
Anzahl kegelfoͤrmiger Spitzen, die in einer weiten Entfernung das Anſehen haben,
als ob ſie von Menſchenhaͤnden gemacht waͤren; kommt man aber naͤher, ſo ſieht man
augenſcheinlich, daß ſie allein von dem verfertigt ſind, dem kein Ding unmoͤglich iſt.
Der Berg ſieht in der That als die erſte rohe Skize von einem Werke Gottes aus;
aber der Entwurf iſt groß und die Ausfuͤhrung ſo beſchaffen, daß ſie jedermann, der
ſich ihm naͤhert, bewegt, Haͤnde und Augen gen Himmel zu erheben und auszuruſen:
O! Gott! wie wunderbar ſind alle deine Werke! Es iſt daher kein Wunder, daß ein
ſolcher Ort von andaͤchtigen Maͤnnern zu ihrer Wohnung erwaͤhlt worden; denn auf
der ganzen bewohnbaren Erdkugel iſt gewiß kein Fleck, der zur Einſamkeit und zum
Nachdenken ſo geſchickt waͤre. Er iſt ſeit vielen Jahrhunderten nur von Moͤnchen
und Einſiedlern bewohnt worden, die zuerſt das Geluͤbde thun, ihn nie zu verlaſſen,
ein Geluͤbde, das ich ohne Reue thun koͤnnte, ohne Moͤnch oder Einſiedler zu ſeyn. —
Wie ich den Berg zuerſt erblickte, hatte er das Anſehen einer unendlichen Menge von
Felſen, die in kegelfoͤrmigen Geſtalten gehauen und bis zu einer erſtaunlichen Hoͤhe
uͤber einander gethuͤrmt waren. Bey einer naͤhern Beſchauung ſchien jeder Kegel
ein Berg fuͤr ſich zu ſeyn, und das Ganze macht eine ungeheure Maſſe aus, die vier-
zehn (engl.) Meilen im Umfange hat. So wie er keinem andern Berge aͤhnlich iſt,
ſo ſteht er auch von allen andern ganz abgeſondert. Das majeſtaͤtiſche Kloſter, zu
welchem Pilgrimme von den entfernteſten Enden Europens wallen, eroͤffnete uns
den Anblick ſeiner ehrwuͤrdigen Mauern; einige Einſiedlerzellen guckten noch hoͤher
uͤber die zackigen Abgruͤnde hervor. Voll von Erſtaunen, von Bewunderung und
Freude ſchwindelnd ſahen wir zu dem Gott hinauf, der dieſe Steinhaufen errichtete,
und zu den heiligen Maͤnnern, die zwiſchen ihnen wohnen. Nachdem wir noch drit-
tehalb Stunden in die Hoͤhe geſtiegen, langten wir auf einer Flaͤche auf der Seite
des Berges und ungefaͤhr in der Mitte deſſelben an, wo das Kloſter erbauet iſt;
aber dieſe Flaͤche war durch Kunſt mit unſaͤglichen Koſten gemacht worden. Hier
war Raum genug, uns ſicher herum zu ſehen; und, großer Gott! welch ein weites
Feld von Erde, Luft und Meer eroͤffnete ſich hier! — Obgleich das Zimmer, das
man uns im Kloſter einraͤumte, in einem tiefen Winkel der Felſen lag, ſo hatten wir
doch vor uns eine ſehr weitlaͤuftige Ausſicht auf die Unterwelt und die noch entferntere
mittel-
*) Reiſe durch Frankreich und einen Theil von Catalonien. Aus dem Engl. 8. 1778.
20 bis 25ſter Brief.
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