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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 1. Leipzig, 1779.

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der Alten und der Neuen.
zingeln, bald nach dem Amphitheater grauer Gebirge, die an der einen Seite sich
mit den Wolken vergesellschaften. Ich übergehe die Gegend von Murten bis Lau-
sanne,
den Strich von Biel, die Ufer des Neufchateler Sees -- die voll von
Landhäusern sind mitten unter den sanften Reizungen, womit der Himmel je eine
Landschaft beseligte.

Auch verstehen sich die Schweizer in diesen zauberischen Gefilden sehr gut auf
die Vortheile des Landlebens. Im Sommer sind fast alle Städte leer. Wer auch
nur ein mittelmäßiges Vermögen hat, wendet es auf den Ankauf eines Landgutes
oder Sommerhauses, und bringt da mit seiner Familie die schönen Monate des Jah-
res zu, bis die Weinlese mit den ihr eigenen Lustbarkeiten geendigt ist.

[Abbildung]
3.
Gärten in Frankreich.

Der Nationalgeschmack der Franzosen, der nach Tändeley und Schimmer
hascht, hat die Neigung zum Landleben fast ganz bey der Nation vertilgt. Auch
giebt die elende Bebauung der Felder fast in allen Provinzen, und die Unterdrückung,
die Armuth, der Schmuz, worin der Landmann lebt, wenig Anlockung. Die Ge-
winnsucht versammelt die Menschen in den Städten; Galanterie und Vergnügen der
Gesellschaft beschäftigen die vornehmern Familien; und die von der ersten Classe sind
im beständigen Gedränge, um an den Hof zu kommen, und da die Eitelkeiten der
Ehrsucht zu befriedigen. Der Schimmer des Hofes ist für das Auge der Nation so
blendend, daß ein Minister fast kein größeres Unglück zu kennen scheint, als wenn

ihm
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der Alten und der Neuen.
zingeln, bald nach dem Amphitheater grauer Gebirge, die an der einen Seite ſich
mit den Wolken vergeſellſchaften. Ich uͤbergehe die Gegend von Murten bis Lau-
ſanne,
den Strich von Biel, die Ufer des Neufchateler Sees — die voll von
Landhaͤuſern ſind mitten unter den ſanften Reizungen, womit der Himmel je eine
Landſchaft beſeligte.

Auch verſtehen ſich die Schweizer in dieſen zauberiſchen Gefilden ſehr gut auf
die Vortheile des Landlebens. Im Sommer ſind faſt alle Staͤdte leer. Wer auch
nur ein mittelmaͤßiges Vermoͤgen hat, wendet es auf den Ankauf eines Landgutes
oder Sommerhauſes, und bringt da mit ſeiner Familie die ſchoͤnen Monate des Jah-
res zu, bis die Weinleſe mit den ihr eigenen Luſtbarkeiten geendigt iſt.

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3.
Gaͤrten in Frankreich.

Der Nationalgeſchmack der Franzoſen, der nach Taͤndeley und Schimmer
haſcht, hat die Neigung zum Landleben faſt ganz bey der Nation vertilgt. Auch
giebt die elende Bebauung der Felder faſt in allen Provinzen, und die Unterdruͤckung,
die Armuth, der Schmuz, worin der Landmann lebt, wenig Anlockung. Die Ge-
winnſucht verſammelt die Menſchen in den Staͤdten; Galanterie und Vergnuͤgen der
Geſellſchaft beſchaͤftigen die vornehmern Familien; und die von der erſten Claſſe ſind
im beſtaͤndigen Gedraͤnge, um an den Hof zu kommen, und da die Eitelkeiten der
Ehrſucht zu befriedigen. Der Schimmer des Hofes iſt fuͤr das Auge der Nation ſo
blendend, daß ein Miniſter faſt kein groͤßeres Ungluͤck zu kennen ſcheint, als wenn

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[35/0049] der Alten und der Neuen. zingeln, bald nach dem Amphitheater grauer Gebirge, die an der einen Seite ſich mit den Wolken vergeſellſchaften. Ich uͤbergehe die Gegend von Murten bis Lau- ſanne, den Strich von Biel, die Ufer des Neufchateler Sees — die voll von Landhaͤuſern ſind mitten unter den ſanften Reizungen, womit der Himmel je eine Landſchaft beſeligte. Auch verſtehen ſich die Schweizer in dieſen zauberiſchen Gefilden ſehr gut auf die Vortheile des Landlebens. Im Sommer ſind faſt alle Staͤdte leer. Wer auch nur ein mittelmaͤßiges Vermoͤgen hat, wendet es auf den Ankauf eines Landgutes oder Sommerhauſes, und bringt da mit ſeiner Familie die ſchoͤnen Monate des Jah- res zu, bis die Weinleſe mit den ihr eigenen Luſtbarkeiten geendigt iſt. [Abbildung] 3. Gaͤrten in Frankreich. Der Nationalgeſchmack der Franzoſen, der nach Taͤndeley und Schimmer haſcht, hat die Neigung zum Landleben faſt ganz bey der Nation vertilgt. Auch giebt die elende Bebauung der Felder faſt in allen Provinzen, und die Unterdruͤckung, die Armuth, der Schmuz, worin der Landmann lebt, wenig Anlockung. Die Ge- winnſucht verſammelt die Menſchen in den Staͤdten; Galanterie und Vergnuͤgen der Geſellſchaft beſchaͤftigen die vornehmern Familien; und die von der erſten Claſſe ſind im beſtaͤndigen Gedraͤnge, um an den Hof zu kommen, und da die Eitelkeiten der Ehrſucht zu befriedigen. Der Schimmer des Hofes iſt fuͤr das Auge der Nation ſo blendend, daß ein Miniſter faſt kein groͤßeres Ungluͤck zu kennen ſcheint, als wenn ihm E 2

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Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 1. Leipzig, 1779, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst1_1779/49>, abgerufen am 24.11.2024.