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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 1. Leipzig, 1779.

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der Alten und der Neuen.
stentheils bloß; große Aeste von andern sinken unter dem Drucke ihrer eigenen Last
herab, und haben das Ansehen, als ob sie alle Augenblicke von ihren Stämmen los-
brechen wollten; und die schönsten, noch in ihrem Wachsthum stehenden Eschen lehnen
sich schief über den Graben herüber, der die Luft um sich herum kühl macht.

Ueber diese Tiefen, durch die Wälder, Haine und dichtere Gebüsche, wie auch
längst an den Seiten der Wildbahnen, sind kiesigte Gänge, und zwar so angelegt,
daß sie die Gemeinschaft allezeit unterhalten und zu den Hauptscenen führen, ob sie
gleich insgemein vor den Augen versteckt sind. Die Schönheit so vieler Spazier-
wege, die Vielheit und der Charakter der Gebäude und die gute Verfassung, worin
der ganze Ort erhalten wird, dieses alles giebt dem Park ein vortreffliches Ansehen. [Spaltenumbruch] *)

[Abbildung]
Auch
*) Von mehrern brittischen Parks kann
man Beschreibungen in den beyden ange-
führten Schriften finden; so auch in eben
des Youngs Reise durch die östlichen Pro-
vinzen von England, als eine Fortsetzung
der ersten Reise. Aus dem Engl. 8. 3ter
und 4ter Theil 1775. -- Man hat ge-
fragt, warum die Engländer, wenn ihre
Parks so schön wären, sie nicht in Kupfer-
stichen zeigten? -- Ich antworte: Von
Canot und Mason hat man einige Seiten
von dem Park des Grafen von Westmore-
land. Der große Park zu Windsor ist
[Spaltenumbruch] nach seiner letzten Verschönerung in 8 Aus-
sichten von Sandby, Mason, Vivarez,
Canot, Roocker und Austin in Kupfer ab-
gebildet. Von dem alten und von dem
neuen Stowe kenne ich zwey Werke:
A General Plan of the Woods Park and
Gardens of Stowe, by Bridgemann, fol.
1739. Stowe: a Description of the ma-
gnificent House and Gardens &c. a new
edition. 8. London
1766. Das erste stellt
den Garten in seiner alten Regelmäßigkeit,
das andere in seiner neuen Verschönerung
vor, und enthält Abbildungen der Tempel,
Säulen,
J 3

der Alten und der Neuen.
ſtentheils bloß; große Aeſte von andern ſinken unter dem Drucke ihrer eigenen Laſt
herab, und haben das Anſehen, als ob ſie alle Augenblicke von ihren Staͤmmen los-
brechen wollten; und die ſchoͤnſten, noch in ihrem Wachsthum ſtehenden Eſchen lehnen
ſich ſchief uͤber den Graben heruͤber, der die Luft um ſich herum kuͤhl macht.

Ueber dieſe Tiefen, durch die Waͤlder, Haine und dichtere Gebuͤſche, wie auch
laͤngſt an den Seiten der Wildbahnen, ſind kieſigte Gaͤnge, und zwar ſo angelegt,
daß ſie die Gemeinſchaft allezeit unterhalten und zu den Hauptſcenen fuͤhren, ob ſie
gleich insgemein vor den Augen verſteckt ſind. Die Schoͤnheit ſo vieler Spazier-
wege, die Vielheit und der Charakter der Gebaͤude und die gute Verfaſſung, worin
der ganze Ort erhalten wird, dieſes alles giebt dem Park ein vortreffliches Anſehen. [Spaltenumbruch] *)

[Abbildung]
Auch
*) Von mehrern brittiſchen Parks kann
man Beſchreibungen in den beyden ange-
fuͤhrten Schriften finden; ſo auch in eben
des Youngs Reiſe durch die oͤſtlichen Pro-
vinzen von England, als eine Fortſetzung
der erſten Reiſe. Aus dem Engl. 8. 3ter
und 4ter Theil 1775. — Man hat ge-
fragt, warum die Englaͤnder, wenn ihre
Parks ſo ſchoͤn waͤren, ſie nicht in Kupfer-
ſtichen zeigten? — Ich antworte: Von
Canot und Maſon hat man einige Seiten
von dem Park des Grafen von Weſtmore-
land. Der große Park zu Windſor iſt
[Spaltenumbruch] nach ſeiner letzten Verſchoͤnerung in 8 Aus-
ſichten von Sandby, Maſon, Vivarez,
Canot, Roocker und Auſtin in Kupfer ab-
gebildet. Von dem alten und von dem
neuen Stowe kenne ich zwey Werke:
A General Plan of the Woods Park and
Gardens of Stowe, by Bridgemann, fol.
1739. Stowe: a Deſcription of the ma-
gnificent Houſe and Gardens &c. a new
edition. 8. London
1766. Das erſte ſtellt
den Garten in ſeiner alten Regelmaͤßigkeit,
das andere in ſeiner neuen Verſchoͤnerung
vor, und enthaͤlt Abbildungen der Tempel,
Saͤulen,
J 3
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[69/0083] der Alten und der Neuen. ſtentheils bloß; große Aeſte von andern ſinken unter dem Drucke ihrer eigenen Laſt herab, und haben das Anſehen, als ob ſie alle Augenblicke von ihren Staͤmmen los- brechen wollten; und die ſchoͤnſten, noch in ihrem Wachsthum ſtehenden Eſchen lehnen ſich ſchief uͤber den Graben heruͤber, der die Luft um ſich herum kuͤhl macht. Ueber dieſe Tiefen, durch die Waͤlder, Haine und dichtere Gebuͤſche, wie auch laͤngſt an den Seiten der Wildbahnen, ſind kieſigte Gaͤnge, und zwar ſo angelegt, daß ſie die Gemeinſchaft allezeit unterhalten und zu den Hauptſcenen fuͤhren, ob ſie gleich insgemein vor den Augen verſteckt ſind. Die Schoͤnheit ſo vieler Spazier- wege, die Vielheit und der Charakter der Gebaͤude und die gute Verfaſſung, worin der ganze Ort erhalten wird, dieſes alles giebt dem Park ein vortreffliches Anſehen. *) Auch [Abbildung] *) Von mehrern brittiſchen Parks kann man Beſchreibungen in den beyden ange- fuͤhrten Schriften finden; ſo auch in eben des Youngs Reiſe durch die oͤſtlichen Pro- vinzen von England, als eine Fortſetzung der erſten Reiſe. Aus dem Engl. 8. 3ter und 4ter Theil 1775. — Man hat ge- fragt, warum die Englaͤnder, wenn ihre Parks ſo ſchoͤn waͤren, ſie nicht in Kupfer- ſtichen zeigten? — Ich antworte: Von Canot und Maſon hat man einige Seiten von dem Park des Grafen von Weſtmore- land. Der große Park zu Windſor iſt nach ſeiner letzten Verſchoͤnerung in 8 Aus- ſichten von Sandby, Maſon, Vivarez, Canot, Roocker und Auſtin in Kupfer ab- gebildet. Von dem alten und von dem neuen Stowe kenne ich zwey Werke: A General Plan of the Woods Park and Gardens of Stowe, by Bridgemann, fol. 1739. Stowe: a Deſcription of the ma- gnificent Houſe and Gardens &c. a new edition. 8. London 1766. Das erſte ſtellt den Garten in ſeiner alten Regelmaͤßigkeit, das andere in ſeiner neuen Verſchoͤnerung vor, und enthaͤlt Abbildungen der Tempel, Saͤulen, J 3

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Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 1. Leipzig, 1779, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst1_1779/83>, abgerufen am 22.11.2024.